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Jordan Rakei (live in Mannheim, 2017) © Daniel Wetzel

Als Zugabe bot Enjoy Jazz 2017 mit Jordan Rakei & Moses Boyd Exodus ein musikalisches Aufgebot, das sich durchaus sehen lassen kann. Das Publikum in der Alten Feuerwache Mannheim musste davon jedoch erst noch überzeugt werden.

Am Donnerstagabend trafen beim letzten Konzert von Enjoy Jazz 2017 von Jordan Rakei und Moses Boyd Exodus in der Alten Feuerwache Mannheim zwei Stile aufeinander, die sich augenscheinlich nur schwer vereinen lassen. Eine interessante Mischung, die jedoch eine kleine Anlaufzeit benötigt.

Nachhall

Das eigentliche Abschlusskonzert mit dem Django Memories Quartet fand bereits wenige Tage zuvor in der Christuskirche Mannheim statt und bot dem Publikum in beeindruckender Atmosphäre des Sakralbaus einen ehrbaren Abschied des Festivals.

Beim Doppelkonzert von Jordan Rakei und Moses Boyd Exodus wurde nochmals zwei britischen Bands die Chance gegeben, in der deutschen Szene Fuß zu fassen. Die ersten Gehversuche verliefen solide, entlockten aber keine ekstatischen Zustände.

Müde Meute

Pünktlich um 20 Uhr gebührt Moses Boys Exodus die Ehre, das Publikum in der Alten Feuerwache in den Abend einzuschwören. Die versammelte Zuhörerschaft reagiert darauf recht amüsiert, wirkt aber dennoch ziemlich steif und verfroren. Es scheint, dass die trockene Herbstkälte bei der Garderobe nicht ablegt wurde.

Schade, da der Auftritt eigentlich genügend Möglichkeit bietet, die müden Knochen aufzuwärmen. Mit Tuba, Saxophon,Trompete und E-Gitarre sorgt das instrumentale Angebot für eine melodische Mixtur, die viel Raum für Improvisationseinlagen bietet.

Gut gemischt

Dieser wird auch genutzt: Gleich zu Beginn gibt sich Perkussionist und Namensgeber Moses Boyd am Schlagzeug alle Mühe, die durchaus tanzbaren Rhythmen ans Publikum zu bringen. Allen voran die dargebrachten Freispiele von Nathaniel Cross (Tuba) und Binker Golding (Sax) glänzen später durch geschmeidiges Einfügen in das gesamte Arrangement.

Das gelegentliche Mitschwingen der meist mit Halleffekt verstärkten Gitarre von Artie Zaitz verleiht dem Auftritt dabei eine gelungene Würze an Gemütlichkeit, die das aufbrausenden Spiel der Blechbläser abrundet. Nach einer Stunde verabschiedet die Band die nunmehr leicht aufgewärmte Zuhörerschaft in die Pause.

Neuer Versuch

Nach einer ausgiebigen Pause trudelt nach und nach das Publikum wieder in die Halle ein, die von den atmosphärischen Tönen von Jordan Rakei an der Gitarre förmlich angezogen wird. Mit der Ouvertüre am Sechssaiter gibt der Brite dabei einen guten Vorgeschmack für die zweite Konzerthälfte.

Schnell wechselt der gebürtige Australier sein Werkzeug und bezieht Stellung am Keyboard, die er bis zum Ende beibehält. Überzeugend wirken die Kompositionen durch den Stimmeinsatz Rakeis als auch den aufgeladenen Grooves des Bassisten, die das Soularrangement spürbar in die Halle transportieren.

Gefühlsbetont

Im Gegensatz zur Vorband gibt sich die Zuhörerschaft etwas aktiver – zumindest soweit es die Musik zulässt. Die aufgeführten Stücke kommen emotional aufgeladen daher und werden von einem äußerst langsamen und ruhigen Rhythmus begleitet. Der Klangmeister an der Klaviatur versteht es, die Zuhörer mit auf eine kontemplative Reise zu nehmen und beim Ausklingen der letzten Töne wieder zurück auf den Boden zu bringen.

Gegen Ende lässt sich Rakei nochmals die Gitarre umhängen, diesmal jedoch in akustischer Bauart. Begleitet von einer gut organisierten Lightshow wird die Bühne nochmals zum Tollplatz der Gefühle, die trotz der durchgehend ruhigen Atmosphäre regen Applaus hervorruft. Nach einer Zugabe verabschiedet sich die Band und entlässt das Publikum in den Abend. 

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