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Biréli Lagrène © Daniel Wetzel

Restlos ausverkauft war das Abschlusskonzert von Enjoy Jazz 2017 in der Mannheimer Christuskirche - und die Zuschauer bereuten ihr Kommen nicht. Das Django Memories Quartet feat. Biréli Lagrène sorgt für begeisterte Stimmung im Saal.

Der Auftritt des Django Memories Quartets mit Biréli Lagrène sorgte bei Enjoy Jazz 2017 für einen gebührenden Abschluss eines Festivals, das sich bereits zum 19. Mal als Begegnungsstätte kultureller Vielfalt erweist.

Das passende Ambiente

Mit der Christuskirche in der Mannheimer Oststadt hat sich das Festival zu wiederholten Mal eine besonders edle Location für das Abschlusskonzert ausgesucht. Der Sakralbau im Jugendstil bietet durch seine monumentale Pracht eine geeignete Kulisse, um das Festival in besonderer Weise ausklingen zu lassen.

Durch das rötliche Scheinwerferlicht, das auf Säulen und Wände im kreisrunden Kirchensaal projiziert wird, erhält der sonst auf augenscheinliche Übergröße ausgelegte Innenraum der 65 Meter hohen Kirche einen angenehme Ausgestaltung. Die Tontechniker haben keine leichte Aufgabe, den Bau angemessen zu beschallen. Im Innenraum funktioniert das noch leidlich gut, aber vor allem im hinteren Teil der Empore kommen hauptsächlich Bässe an.

Eröffnungsklang

Das Konzert beginnt mit dem Spiel von Stochelo Rosenberg und Hono Winterstein auf der Gitarre, während Xavier Nikqi mit seinem Kontrabass für den passenden Groove sorgt. Die meisten Stücke bestehen aus Kompositionen des geistigen Ahnherren des Abends, Django Reinhardt.

Nach der Ouvertüre betreten das fehlende Quartettmitglied, ein Violinist, aber nicht der erwartete Timbo Mehrstein sowie Gitarrist Biréli Lagrène die Bühne. Mit dieser instrumentalen Erweiterung bestreiten die Musiker die nächsten eineinhalb Stunden in klassischer Quinette du Hot Club de France-Besetzung, um den musikalischen Geist des großen Gitarristen heraufzubeschwören.

Beständiger Bass

Zwar begünstigt die erwähnte Raumakustik die Tiefenlastigkeit der Musik, doch zeichnet sich Bassist Nikqi auch durch seine technische Versiertheit aus. In ausgelassenen Soli widmet sich Nikqi auch den höheren Partien seines Instrumentes und demonstriert durch kreative Ausgestaltung seiner Soli die Vielseitigkeit des Kontrabasses im Jazz.

Während die meisten Stücke auf hohes Tempo setzen und die Musiker sich in wechselseitigen Improvisationen in ekstatische Zustände begeben, wirkt das Spiel des Kontrabasses wie ein schallender roter Faden, der das Grundthema der Werke in einer Endlosschleife wiedergibt.

Django Unchained

Neben einigen Eigenkompositionen stammen die meisten aufgeführten Stücke aus der Feder von Django Reinhardt. Dementsprechend sind die Werke musikalthematisch dem Gypsy Jazz zuzuordnen, den der Franzose in der Zwischenkriegszeit des vergangenen Jahrhunderts begründete.

Die mit dieser Musik einhergehende Rhythmik ist äußerst schnelllebig und wird durch das Strumming auf den Gitarren aufrechterhalten. Da fast den ganzen Abend über drei Gitarren zur Verfügung stehen, kann die Band jedoch ohne Einbußen auf ein klassisches Perkussionsinstrument verzichten.

Beseeltes Gotteshaus

Bei den versammelten Konzertgängern kommt die Musik trotz fehlender Tanzfläche äußerst gut an. Das Publikum bekundet sein Wohlwollen durch vereinzelte Zwischenrufe und ausgiebigen Applaus. Kein Wunder, ist der Gypsy Jazz des Django Memories Quartet mit Biréli Lagrène doch ebenso leidenschaftlich wie lebensbejahend.

Nach über anderthalb Stunden Spielzeit lässt sich das Quintett nochmals auf die Bühne bitten, um mit einem atmosphärisch aufgeladenen Stück das Publikum in den Abend zu verabschieden. Kurzerhand tauschen dabei Biréli Lagrène und Xavier Nikqi mittem im Stück ihre Instrumente. Beim nahtlosen Wechsel beweisen die Musiker einmal mehr ihr Können und erstaunliches Einfühlungsvermögen.

Vielversprechend

Der gelungene Abschluss des diesjährigen Enjoy Jazz lässt auf eine brillante Feier zum 20. Geburtstag des Festivals im kommenden Jahr hoffen.

Mit über 20.000 Konzertbesuchern bei rund 70 Veranstaltungen zog das Enjoy Jazz nicht nur Musikliebhaber aus der Rhein-Neckar-Region an, sondern auch Besucher und Journalisten auf der ganzen Welt, die längst erkannt haben, dass Enjoy Jazz zu den führenden Jazz-Festivals der Welt zählt. 

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