Messer live in Ludwigshafen

Messer live in Ludwigshafen © Daniel Nagel

Mit energiegeladenem Sound und sichtbarer Spielfreude zeigen Messer im Kulturzentrum dasHaus in Ludwigshafen, wie mitreißend (und tanzbar) Düsternis sein kann.

Ein wenig ulkig ist der Kontrast zwischen Haupt-Act Messer und dem Support Performance bei ihrem Konzert im Kulturzentrum dasHaus in Ludwigshafen: Vor dem mit zwei Drumkits, Synthies, Gitarre und Bass eher ausladenden Bühnenaufbau Messers präsentiert sich Performance denkbar reduziert, nur mit Stimme und Laptop.

Seine Musik ist eine Mischung aus programmierten, stark 80er-inspirierten Instrumentals und zwar verhalltem, aber dennoch durchsetzungsstarkem Gesang. Diese Kombination verwundert zu Beginn vielleicht ein wenig, entfaltet jedoch spätestens nach ein paar Songs einen eigenartigen Charme und eine spürbare Energie, nicht zuletzt durch Performances einnehmende Stimme.

Wuchtiger Groove

Die Umbaupause ist gewissermaßen mit dem Zuklappen des Laptops schon vorbei, und ehe man sich versieht, stehen Messer auf der Bühne, begleitet von ominösem Synthie-Wabern. Ist der erste Song noch eher ruhig, geprägt von zurückhaltenden Drums und spärlicher Instrumentierung, demonstriert die Band ab dem zweiten Track ihre volle Wucht.

Während der Albensound Messers zwar deutlich von post-punkigen Grooves geprägt ist, jedoch in seiner Melancholie stellenweise eher sanft klingt, zeigt die Band live, welche rohe Energie in ihren Songs steckt. Mit repetitivem, aber nicht zuletzt durch die breite Palette an verschiedenen Drum-Sounds und dem Zusammenspiel der beiden Drummer nie langweiligen Rhythmen und ebenso kantigen wie dynamischen Bass-Riffs lädt die Band zum ungehemmten Tanzen ein. 

Ein Fiebertraum

Über der dominanten Rhythmus-Fraktion fallen natürlich vor allem Sänger Hendrik Otrembas markante Vocals auf, die immer wieder zwischen monotonem Sprechgesang und melodischeren, oft geschrienen Ausbrüchen schwanken. Nicht zuletzt durch seine einnehmende Bühnenpräsenz und seine stetige Bewegung ins Publikum hinein zentriert sich der Auftritt der Band stark auf Otremba und seine düsteren Texte.

Doch auch das Instrumentale wird während Messers Auftritt immer wieder in den Vordergrund gerückt, häufig in ausufernden, kollektiven Improvisationen. Besonders hervorzuheben ist Gitarrist Milek, dessen Spiel gerade in seinen atmosphärischeren, häufig nur noch wenig nach Gitarre klingenden Momenten immens zur Stimmung des Konzerts beiträgt. 

Energie bis zuletzt

So gelingt es Messer trotz des fast durchgängig hohen Tempos bis zum Schluss keinen Funken ihrer so eigenen Energie zu verlieren: Mal überraschen sie durch eine unerwartete, melodische Klimax am Ende eines sonst eher spannungsgeladenen Songs, mal verschiebt sich der Fokus von Sänger Hendrik zu den metallischen Soundscapes Mileks; immer gibt es irgendwo ein Schlagzeug-Ornament, ein Geräusch der Gitarre oder ein Murmeln Otrembas, das die Songs bis zuletzt interessant klingen lässt.

Nach der lyrischen wie musikalischen Düsternis, die Messer auf der Bühne entfesseln, bleibt paradoxerweise ein ungemein positives Gefühl im Publikum zurück. Zu mitreißend ist die Musik, um dem monotonen Groove nicht anheim zu fallen, zu sympathisch und humorvoll die Band, um von ihrem Set nicht vollkommen eingenommen zu werden.

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