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Charles Lloyd live bei Enjoy Jazz Ludwigshafen am Rhein 2016 © Andreas Defren

Das BASF-Feierabendhaus in Ludwigshafen war der Schauplatz der Rückkehr von Jazzlegende Charles Lloyd zu Enjoy Jazz. Die Zuschauer erlebten einen schönen Auftritt, der durch einen etwas überraschenden Wandel zu etwas Besonderem wurde.

Vor dem BASF-Feierabendhaus in Ludwigshafen erinnern Kerzen an die Opfer der verheerenden Explosion vor einigen Wochen. Die Absage weiterer Kulturveranstaltungen stand im Raum, auch das Konzert von Charles Lloyd im Rahmen von Enjoy Jazz hätte betroffen sein können. Glücklicherweise findet es statt.

Eine neue Band

Ein wenig enttäuschend ist die Resonanz des Publikums. Das Parkett des Feierabendhauses in Ludwigshafen ist zwar gut gefüllt, die Empore aber komplett geschlossen. Das ist bedauerlich angesichts der hochkarätigen Musik, die an diesem Abend geboten wird. 

Seit seinem Auftritt bei Palatia Jazz in Germersheim vor mehr als zwei Jahren hat sich Charles Lloyds Quartett erneut gewandelt. Immer noch dabei ist Pianist Gerald Clayton, aber Lloyds langjähriger Bassist Reuben Rogers ist in die Band zurückgekehrt, während Kendrick Scott Justin Brown am Schlagzeug ersetzt. Man würde gerne die Gründe für den Wechsel kennen.

Ausgefeilter, harmonischer

Insgesamt ist die Band ausgefeilter als das Quartett vor zwei Jahren. Die Musiker harmonisieren besser, insbesondere in Hinblick auf die Rhythmus-Sektion. Hier droht nichts aus dem Rahmen zu brechen, stattdessen schaffen die Musiker einen einnehmenden Gesamtsound, der gut zu Lloyds zeitlos elegantem Saxophonspiel passt.

Das Spiel von Pianist Gerald Clayton ist gleichzeitig Stärke und Hypothek dieser Band. Er erhält so viel Raum wie keiner der anderen Musiker, was er manchmal zu arg gefälligen Soli nutzt. In anderen Momenten wirkt er ausdrucksstark und passend. 

Eine kleine Überraschung

Charles Lloyd präsentiert sich in guter Form: Seine Pausen sind kürzer als damals in Germersheim, seine Präsenz ist deutlich greifbarer und er wirkt stärker in die Musik der Band involviert. Er beschränkt sich auf Tenorsaxophon und Flöte, deren klarer und schöner Klang den Saal des Feierabendhauses durchdringt.

Als man sich schon darauf einstellt, dass das Konzert ausgesprochen harmonisch, ja meditativ ausfallen würde, steigert die Band fast unerwartet die Intensität. Angetrieben von Kendrick Scott wird der Sound im zweiten Teil des Konzerts leidenschaftlicher, intensiver. Auch Charles Lloyd wagt mehr und treibt das Publikum zu tosendem Applaus.

Eine positive Veränderung

Es ist kaum zu beurteilen, ob dieser Wandel zufällig eintrat oder geplant war – auf jeden Fall hebt er das bis dahin gute Konzert auf ein höheres Niveau. Die Zuschauer sind jetzt weitaus stärker engagiert und bejubeln jedes Solo ausgelassen. Zum Ende des Konzerts erheben sich viele und spenden Standing Ovations.

Charles Lloyd und Band kehren noch für zwei heftig beklatschte Zugaben zurück, bevor sie sich endgültig verabschieden. Die Rückkehr von Charles Lloyd zu Enjoy Jazz ist gelungen. Man kann nur hoffen, dass der 78-jährige noch oft wiederkehrt.

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