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Unheilig (live in Frankfurt, 2016) © Leonard Kötters

Unheilig befinden sich auf großer Abschiedstour, die sie auch in die Frankfurter Festhalle führt. Dort erleben die Zuschauer eine Show, die erst ab Mitte des Konzerts so emotional überwältigend ist, wie man es von der Band gewohnt ist.

Nach einem stimmungsvollen Vorprogramm mit Be One und Bollmer warten die Fans in der Frankfurter Festhalle gespannt auf die große Abschiedsgala von Unheilig. Aber schon das Opening unterscheidet sich stilistisch sehr von den Shows, die Unheilig früher gespielt haben.

Durchchoreographiert

Bei früheren Tourneen bestand zwischen Band und Publikum stets eine sehr starke emotionale Nähe, was auch daran lag, dass Unheilig die Setlist stets leicht variierten und auf die Gegebenheiten des jeweiligen Abends eingingen.

Bei der Abschiedstour spielen Unheilig am Anfang ein weitgehend durchchoreographiertes Konzert mit vielen Videosequenzen. Das Ergebnis ist eine professionelle, aber auch seltsam glatte Show, der teilweise die Emotionalität fehlt. Auch die persönliche Note, für die Unheilig bekannt sind, geht dadurch verloren.

Viel Getöse, wenig Wirkung

Das zeigt sich schon beim Opener "Der Berg". Auf das Geräusch einer Dampflokomotive, folgt eine lange Videosequenz. Erst danach betritt der Graf die Bühne. Zu "Hinunter bis auf Eins" tanzt er über die Bühne und versucht, die Stimmung in der Frankfurter Festhalle anzuheizen. Das gelingt aber zunächst nur mäßig. Richtig gute Stimmung herrscht nur ganz vorne bei den Hardcorefans.

So zieht sich die erste Hälfte des Konzerts aufgrund der Höhen und Tiefen ein wenig. Während die Zuschauer zu "Unter deiner Flagge" noch einheitlich die Arme hin und her schwenken und die Stimmung anzuziehen scheint, ebbt sie danach bei "Echo" direkt wieder ab.

Die pure Emotion

"Freiheit" funktioniert wieder besser. Der Graf lässt die Fans Teile des Songs alleine singen und so kommt langsam die Emotionalität auf, die man von einem Unheilig-Konzert erwartet. Auch "Die Weisheiten des Lebens" verfehlen ihre Wirkung nicht. Die Halle geht voll mit und dank der Interaktion mit den Fans entwickelt sich das Konzert ab der Mitte in die richtige Richtung.

Mit "An deiner Seite" kommen Unheilig endgültig im Konzert an. Ohne viel Getöse, nur mit Begleitung am Piano, steht der Graf im Licht und singt so ruhig und emotional, dass es die Zuschauer richtig tief berührt. Ab jetzt wird wirklich jeder Song der Abschiedstour gerecht. Die "Lichter der Stadt" treffen jetzt ebenso den Nerv des Publikums wie "So wie du warst". Mit "Wie in guten alten Zeiten" schafft es der Graf dann auch, dass sich die Zuschauer auf den Sitzplätzen erheben. Die Halle feiert die Musik von Unheilig und der Graf tanzt wieder vor den Nebelsäulen zu "Für immer".

Die besten Livesongs   

Wie schon bei früheren Live-Auftritten gibt es inzwischen Songs, die sich als sichere Bank beim Publikum herauskristallisiert haben. Dazu gehört ganz sicher der Powersong "Maschine". Der kraftvolle Hit funktioniert durch die Interaktion des Publikums so gut. Die Fans imitieren mit den Armen, die abwechselnd hoch und runter gehen, die Kolben einer Dampfmaschine. Mit Riesenstimmung verabschieden sich Unheilig damit zur Zugabe.

Als Kontrast folgt der zweite Garant für echtes Unheilig-Feeling. Kein anderer Song trifft den Nerv des Publikums emotional so sehr wie "Geboren um zu leben". Das wird nochmal deutlicher, als der Graf die ganze Halle nach dem Song den Refrain mit reduzierter Musik nochmal singen lässt. Da fließt so manche Träne und der minutenlange Applaus mit Standing Ovations verdeutlicht, warum Unheilig so erfolgreich geworden sind.

Der Abschied

Der Abschluss mit "Große Freiheit" und "Zeit zu gehen" wird da fast zur Nebensache. Das Ende von Unheilig rückt unaufhaltsam näher. Nach dem letzten Song kommt jedes Bandmitglied einzeln nach vorne und erhält den verdienten Applaus, der gleichzeitig für viele Fans Abschied und Dankeschön ist.

Das Konzert selbst wurde erst ab Konzertmitte ein echtes Erlebnis. Im Vergleich zu Mannheim 2013 konnten Unheilig diesmal nicht von Anfang bis Ende komplett überzeugen. Am Anfang fehlte die emotionale Nähe, weil die Band zu distanziert wirkte. Erst ab der Mitte des Konzerts gelang ihnen ein würdiger Abschied vom Frankfurter Publikum – dann aber richtig. 

Setlist

Der Berg / Hinunter bis auf Eins / Winterland / Als wär's das erste Mal / Unter deiner Flagge / Echo / Freiheit / Die Weisheiten des Lebens / Glück auf das Leben / Einer von Millionen / An deiner Seite / Lichter der Stadt / So wie du warst / Wie in guten alten Zeiten / Für immer / Maschine // Geboren um zu leben / Große Freiheit / Zeit zu gehen

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