Manu Chao

Manu Chao © MCT

Der in den 90er Jahren mit entspannten Hits wie "Bongo Bong" bekannt gewordene französische Sänger Manu Chao feiert mit einer zweistündigen Melange aus Rock, Ska, Salsa und HipHop eine ausgelassene Sommerparty.

Sätze, die auf keinen Fall am Anfang einer Konzertkritik stehen sollten: "Zwei Stunden Tanzen non-stop." "Der Künstler hat ein Lächeln auf die Gesichter der Zuschauer gezaubert." "Mehr Party geht nicht." Stimmt aber alles, und muss deshalb hier so stehen. Der französische Sänger und Gitarrist Manu Chao ist das, was man ein Partytier nennt.

Als wäre die Zeit stehengeblieben

Die 4000 Besucher im seit langem ausverkauften Stadtpark in Hamburg hat er schon in der Hand, bevor er überhaupt die Bühne betritt. Der Bassist fährt auf seinem vermutlich aus den 90er Jahren übriggebliebenen Effektgerät die Polizeisirenen ab und lädt schon mal zum Klatschen ein. Da kommt Manu auf die Bühne gejoggt. Grinsend, mit Cap und weit aufgeknüpftem Hemd, als wäre die Zeit stehengeblieben.

Wer im Sommer 1999 nicht tagelang den sanft pluckernden Groove von "Bongo Bong" im Ohr hatte, hat diesen Sommer vermutlich nicht erlebt. Mit seinem wilden Stilmix aus Chanson, Pop, Ska, Salsa und HipHop, garniert mit politischen Botschaften und Spoken-Word-Samples, gesungen auf Französisch, Spanisch, Portugiesisch und Englisch, schaffte es Manu Chao in halb Europa in die Top 20 der Charts.

Ein Konzert wie ein Mixtape

Zahlreiche junge Fans hat Manu Chao seitdem nicht dazugewonnen; die meisten im Stadtparkrund sind in den Dreißigern und haben zuhause im Schrank eine mutmaßlich stark verkratzte CD seines Solo-Debüts "Clandestino" stehen. Der Sänger und seine fünfköpfige Band kommen um die Hits aus dem Album nicht drum herum, verstecken sie aber so gut wie möglich in anderen Arrangements. "Welcome To Tijuana" ist vor lauter Punk kaum zu erkennen, und das unvermeidliche "Bongo Bong" schiebt er in beschleunigter Form schnell in ein Medley dreier anderer Songs ein.

Überhaupt klingt das zweistündige Set der sechs Musiker wie ein einziges langes Mixtape, inklusive eingestreuter Sirenen und Nebelhörner. Selbst als die Band die Bühne für Zugabenpausen verlässt, läuft ein Loop und hält die Zuschauer in Bewegung. Mitunter drängt sich der Verdacht auf, dass die sechs da immer wieder das gleiche Lied in leichter Variation spielen. Eine rhythmisch angeschlagene Akustikgitarre, schlichte Polka-Beats, knackige Ska-Bläser – fertig ist der Manu Chao Song. Schlichteste Mitgröl-Anweisungen des Bassisten (Ugachaka-Ugachaka-hey-hey) werden umgehend befolgt.

Ausgelassene Stimmung

Woran nichts auszusetzen ist, denn die Stimmung am schönsten Abend des bisherigen Sommers ist herrlich ausgelassen. Süßliche Rauchschwaden steigen auf und es wird wild, aber niemals rücksichtslos getanzt. Zwischendurch holt sich Manu sogar zwei Dutzend Fans mit auf die Bühne. Nur die Sperrstunde verhindert am Ende eine durchfeierte Nacht, um Punkt 22 Uhr muss im Stadtpark Schluss sein.

Mit politischen Aussagen hält sich der als José-Manuel Chao geborene Pariser zurück. Immerhin war er in den 90ern einer der Gründungsmitglieder der globalisierungskritischen Organisation Attac, engagierte sich in Mexiko und Südamerika. Aber wen interessiert schon die Sache der indigenen mexikanischen Zapatisten, wenn man unter azurblauem Himmel tanzen kann?

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