Roger Waters (live in Mannheim 2018)

Roger Waters (live in Mannheim 2018) © Rudi Brand

Das Pink Floyd-Album "Animals" wird in Kürze in einem 5.1-Mix wiederveröffentlicht. Eigentlich sollte es mit neuen Linernotes erscheinen, doch David Gilmour legte sein Veto ein, wie Roger Waters in einem neuen Video beklagt.

Das Verhältnis von Roger Waters und David Gilmour ist wohl nicht mehr zu kitten. Trotz einiger gemeinsamer Auftritte nach der Live8 Reunion 2005, ist seit einigen Jahren jetzt wohl endgültig die Brücke gebrochen.

Anlass neuerlicher Streitigkeiten bietet wohl eine Neuauflage des 1977 erschienenen Pink Floyd Albums "Animals". Seinem Ärger darüber hat Roger Waters nun in einem umfassenden Posting in den sozialen Netzen Luft gemacht. Worum geht es?

Money

Kurz zum Anfang: Die Geschäfte von Pink Floyd führen zwei Firmen. Es gibt eine Pink Floyd Ltd. (für den Zeitraum 1967-1985) sowie eine Pink Floyd Ltd. (1987 bis heute). Während bei Letzterer David Gilmour und Nick Mason das letzte Wort haben, muss bei der anderen Firma immer Roger Waters mit ins Boot geholt werden.

Seit einigen Jahren werden in regelmäßigen Liveplatten und Studioalben neu remastert veröffentlicht. Dadurch, dass das Verhältnis seit dem Ausstieg Waters 1985 alles andere als freundschaftlich ist, gestalten sich Entscheidungsprozesse immer schwierig.

Seit einigen Jahren hört man immer wieder, dass ein 5.1 Remaster von "Animals" geplant sei. Der Release verschiebt sich jedoch wegen interner Probleme. Zudem sei die Veröffentlichung einer Deluxe Edition nicht möglich, weil angeblich keine vernünftigen Liveaufnahmen existieren.

Die Botschaft

Am 1. Juni 2021 hat Roger Waters auf seinen Sozialen Kanälen ein Statement veröffentlicht, in dem er zum einen mal wieder kritisiert, dass er auf der offiziellen Pink Floyd Homepage nicht posten dürfe.

Zum Anderen wolle er das 5.1 Remaster ankündigen – er hat der Version nun endlich zugestimmt, nach dem es wohl einen langen Streit über die Liner Notes gab. Diese seien von dem englischen Musikjournalisten Mark Blake geschrieben worden. David Gilmour sei mit dem Text alles andere als zufrieden gewesen. Der Text soll nicht mit dem Album veröffentlicht werden.

Ich, ich, ich

Waters hat den von Blake geschriebenen Text an sein Posting angehangen. Es ist eine weitgehend bekannte Nacherzählung der Geschichte von Animals – dass die Songs "Dogs" und "Sheep" als "Gotta be Crazy" während einer Jam Session im Frühjahr 1974 zusammen mit "Shine on you Crazy Diamond" geschrieben wurden und das Album in der Britannia Row 1976 aufgenommen wurde.

Was jedoch auffällt, David Gilmour, Nick Mason und Richard Wright sind, bis auf eine Nennung Gilmours in den Credits, mit keiner Silbe erwähnt. Vielmehr scheint der Fokus mehr in Richtung Roger Waters zu gehen…

Alte Geschichten

In einem zweiten Absatz tritt Roger Waters einmal mehr in Richtung David Gilmour und dessen Ehefrau Polly Samson nach. Er schreibt, dass er gerade mitten drin sei, seine Memoiren zu schreiben.

Dabei zitiert er einen Absatz, in dem er beschreibt, dass Gilmour Anfang der Achtziger dem legendären Rolling Stone Autoren David Fricke ein Interview gab und dieser darin angeblich die Entstehung des Geld und Kassen Sounds von "Money" falsch dargestellt hätte. Waters hätte das in seinem privaten Studio in Islington erstellt.

Eitelkeiten auf der einen Seite

Roger Waters, der Bassist und Haupttexter von Pink Floyd hat in der Vergangenheit immer wieder gebetsmühlenartig betont, wie hoch doch sein Beitrag am Erfolg sei und dass Gilmour und die anderen Musiker eher geringere Anteile hätten.

Wie in seinen politischen Ansichten scheint sich Roger Waters hier immer wieder bis ins Obsessive zu verrennen. Vielleicht ist das auch ein Grund, warum es nie zu einer weiteren großen Reunion des Quartetts kam. Eine Partnerschaft mit gleichberechtigten Personen scheint mit einem Roger Waters nicht möglich zu sein, da dieser immer wieder seinen Führungsanspruch bekräftigen muss.

Zurückhaltung auf der anderen

Eine Reaktion David Gilmours sollte man hier nicht erwarten. Der Gitarrist gilt seit je her als Mann der eher seine Gitarre sprechen lässt. In sozialen Medien ist er zwar vertreten, doch aktiv bespielt er die Kanäle nicht. In der Pandemie sah man ihn von Zeit zu Zeit mit seiner Familie in einer fast schon surrealen Einträchtigkeit mit seiner Familie im Livestream musizieren.

Doch zum Thema Roger Waters äußert er sich stets mit englischem Understatement. Was an den Vorwürfen war ist und was nicht, das wissen nur die direkt Beteiligten. In jedem Fall dürfte die irgendwann in naher Zukunft auf uns zurollende Biographie von Waters einiges an Diskussionsstoff bieten.

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