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Deep Purple (live in Mönchengladbach 2018) © Torsten Reitz

Eigentlich wollten Deep Purple ja auf Abschiedstour gehen. Inzwischen ist davon nicht mehr die Rede. Dafür könnte es handfeste finanzielle Gründe geben. Offensichtlich hat die Band mehr als 2 Millionen Pfund durch Betrug verloren.

Wenn die Abschiedstour einer Band einfach nicht aufhören will, kann das verschiedene Gründe haben: Vielleicht können die Musiker einfach nicht von der Bühne lassen. Vielleicht brauchen sie aber auch einfach das Geld. Im schlimmsten Fall ist das nicht einmal ihre Schuld.

Beispiel Leonard Cohen

So geschah es im Fall von Leonard Cohen, der sein Vermögens fast vollständig verlor verlor, weil seine Managerin einen hohen einstelligen Millionenbetrag hinterzog. Die Managerin wurde zwar zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, das Geld blieb aber verschwunden.

Um seine finanzielle Situation zu verbessern, ging Cohen nach jahrelanger Live-Abstinenz wieder auf Tour. Dass diese Konzerte einem Triumph glichen und künstlerisch herausragend waren, ändert an den bitteren Umständen nichts. 

Jetzt auch Deep Purple

Mit der offensichtlich unbegrenzten Verlängerung ihrer ursprünglich als Abschiedstour angekündigten Konzertreise haben Deep Purple einige Kritik ihrer Fans auf sich gezogen. Bei einer jahrzehntelang erfolgreichen Band vermuten viele, dass es sich um einen Marketinggag handelt, denn Geld muss ja ausreichend vorhanden sein.

Jetzt sind allerdings Umstände bekannt geworden, welche die Entscheidung in einem anderen Licht erscheinen lassen. Am 30. April wurde nach einem Bericht von Surrey Live ein gewisser Dipak Rao (71) aus Worcester Park, einem südwestlichen Stadtteil von London, von einem englischen Gericht wegen Betrug zu einer Haftstrafe von sechs Jahren und vier Monaten verurteilt.

Betrogener Betrüger

Rao war Geschäftsführer zweier Firmen (Deep Purple Overseas Ltd and HEC Enterprises Ltd), die die Tantiemen der englischen Rockband verwalteten. Vor Gericht gab Rao zu, zwischen 2008 und 2014 2,2 Millionen britische Pfund von den Geschäftskonten der Unternehmen auf sein eigenes Konto überwiesen zu haben.

Das Geld benutzte er für verschiedene Investitionsmodelle, die sich jedoch allesamt als betrügerisch erwiesen. Anders gesagt: Der Betrüger wurde selbst betrogen. Rao verlor in Folge seines Schuldeingeständnisses sein Haus, seine Rente und andere Vermögenswerte in Höhe von weniger als 800.000 britischen Pfund. Die Mehrheit des veruntreuten Geldes ist also offensichtlich verloren.

Vertrauen missbraucht

Rao war seit 1992 für Deep Purple Overseas and HEC Enterprises tätig, zunächst als Sekretär und dann ab 2009 bzw. 2003 als Geschäftsführer. Beide Unternehmen wurden ursprünglich vom langjährigen Deep Purple-Manager Tony Edwards und seinem Geschäftspartner John Coletta gegründet.

Nach Edwards' Tod im Jahr 2010 dauerte es noch einige Jahre, bis dessen Kinder die finanziellen Unregelmäßigkeiten bemerkten. Rao setzte seinen Betrug fort und verließ beide Unternehmen erst Ende 2014. Anfang 2019 wurden beide Firmen liquidiert.

Die Ursache des verschobenen Abschieds?

Inwiefern diese Vorkommnisse dazu beigetragen haben, dass Deep Purple ihren Abschied auf unbestimmte Zeit verschoben haben und sogar ein neues Album planen, ist von außen kaum zu beurteilen.

Es erscheint aber wahrscheinlich, dass der von Rao verursachte finanzielle Verlust zumindest eine Rolle gespielt hat. Die Band hat sich zu den Geschehnissen bislang aber nicht geäußert.

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