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Maloik Innenansicht © Sarah Hähnle

Die Durststrecke hinsichtlich der abendlichen Heavy-Metal-Vollbedienung in Mannheim hat ein Ende, seitdem das Maloik in H7 seine Höllenpforten öffnete. Wir sprachen mit den Inhabern Philipp Lehmann und Jeffrey Yeboah über das besondere Konzept.

regioactive.de: Hallo Jeffrey, hallo Philipp, Glückwunsch zur Eröffnung. Zunächst einmal: Was bedeutet der Name Maloik und wie kamt ihr darauf?

Jeffrey: Ich habe mir die Dokumentation "A Headbanger's Journey" angesehen, in der Ronnie James Dio erklärte, wo er die "Devil Horns" (Anmerkung d. Red.: typische Metaller-Geste, auch Pommesgabel genannt) her hatte. Die Geste ist demnach auch als Maloik bekannt, was von "Malocchio" stammt, dem italienischen Wort für den "bösen Blick". Dios Erklärung war, dass seine Oma oft dieses Zeichen verwendet hat, um sich vor dem bösen Blick zu schützen oder Leuten den bösen Blick zuzuwerfen. Er fand das cool und hat es daher zu einem Teil seiner Bühnenperformance gemacht.

regioactive.de: Könnt ihr kurz das Konzept eures Ladens erläutern?

Philipp: Wir wollten Metal-Atmosphäre und die entsprechende Musik mit einer gemütlichen Gastronomie verbinden. Das war unser Grundgedanke – und genau das hat in Mannheim bisher gefehlt.

regioactive.de: Was macht das Besondere des Maloik aus?

Philipp: Wir können den Gästen gegenüber authentisch auftreten, da wir beide einen Rock- und Metalhintergrund haben. Auch bei unserem Personal haben wir darauf geachtet, dass die Leute musikalisch nicht ganz unbeleckt sind und sich mit dem Konzept identifizieren können.

Jeffrey: Besonders ist zudem auch, dass man die Auswahl an Speisen, die wir auf der Karte haben, sicherlich sonst in Mannheim nicht findet. Das gleiche gilt auch für die Getränke: Wir kreieren auch eigene Longdrinks und Cocktails.

regioactive.de: ​Welche Küche erwartet den Gast bei euch?

Philipp: Grundsätzlich bieten wir panamerikanische Küche an, das heißt nord- und südamerikanisch. Das gibt es beides schon, aber nicht zusammen. Was mir in Mannheim bisher auch nicht begegnet ist, sind Gerichte der Cajun-Küche, sprich aus dem Süden der USA, insbesondere aus Louisiana. Einiges befindet sich auf der festen Karte, und ich schaue auch, dass bei den Wochengerichten immer ein bisschen aus dieser Richtung dabei ist.

regioactive.de: Was kann man sich denn unter "panamerikanischer Küche" konkret vorstellen?

Philipp: Aus Nordamerika natürlich Burger und Steaks. Dann haben wir auf der festen Karte noch Pulled Pork, die besagten Cajun-Gerichte und aus Mittelamerika ein paar mexikanische Sachen wie Tacos und Chilaquiles. Auch die anderen südamerikanischen Länder werden bedient, dann jeweils mit Tagesgerichten.

regioactive.de: Werden Vegetarier und Veganer auch fündig?

Philipp: Ja, es gibt einige vegetarische und vegane Gerichte auf unserer Speisekarte. Zusätzlich haben wir immer ein vegetarisches Gericht der Woche. Die Gäste können aber auch gerne unser Servicepersonal fragen, ob man die anderen Gerichte nicht auch vegetarisch oder vegan zubereiten kann.

regioactive.de: Wie kamt ihr überhaupt auf die Idee, Restaurant und Metalkneipe zu verbinden?

Jeffrey: Es war nicht so, dass wir uns extra etwas herausgesucht haben, das es in Mannheim noch nicht gibt. Da wir beide Metal hören und seit Jahren in der Gastronomie tätig sind, hat Phil irgendwann gesagt: "Lass uns Metalbar und Burger machen!" Damit stand im Prinzip schon der Plan. Für mich war eigentlich immer klar, mich irgendwann mit einem ähnlichen Konzept selbständig zu machen, weil es einfach großartig ist, die Musik bei der Arbeit zu hören, die man auch privat immer hört. Und das war bisher nie der Fall.

regioactive.de: Was hört ihr denn am liebsten?

Jeffrey: Wenn ich mich auf eine Musikrichtung festlegen müsste wäre das auf jeden Fall Thrash Metal. Aber ich höre mir auch Black und Death oder auch Stoner Rock an und zudem relativ viel Hardcore oder Hardcore-lastigen Metal.

Philipp: Das ist bei mir ähnlich. Vor allem Thrash und Death Metal. Black Metal ist jetzt nicht so meins. Im Prinzip höre ich aber eigentlich fast alles, was mit Gitarren und Schlagzeug zu tun hat, außer vielleicht Britpop. Aber ich höre mir auch mal einen guten Popsong an. Es gibt auch guten Hip Hop; es gibt eigentlich überall gute Musik. Aber mein Herz schlägt dann doch für die Rockmusik, ganz eindeutig.

Jeffrey: Okay, wenn es auch noch um andere Genres geht, dann favorisiere ich ganz stark Disco aus den 70ern und 80ern.

regioactive.de: Das wird man hier aber wohl eher nicht zu hören bekommen, oder?

Jeffrey: Könnte vielleicht mal passieren, wenn ich am Durchdrehen bin (lacht).

regioactive.de: Läuft bei euch auch Old School Hard Rock? Oder "poppigeres", wie etwa "Livin' On A Prayer"?

Philipp: Also, wenn jemand Rock oder Hard Rock hören möchte und nichts dagegen hat, das zwischendurch auch Death Metal läuft, ist er bei uns richtig.

Jeffrey: Man kann sich natürlich auch immer einen Song wünschen, den wir in der Regel dann auch spielen, solange es kein Rechtsrock ist. Wenn jemand "Livin' On A Prayer" hören möchte: Ich singe mit! Den Refrain auf jeden Fall...

regioactive.de: Hattet ihr auch schon Leute da, die keinen Metal hören, sondern nur wegen des Essens kommen?

Philipp: Ja, wir haben ja auch einen Außenbereich, der ganz gemütlich ist und in dem keine Musik läuft. Da waren schon des Öfteren Leute, die jetzt quasi nicht unbedingt unserer Hauptzielgruppe entsprechen.

Jeffrey: Letztens war ein älteres Ehepaar da, Ü60...

Philipp: Ja gut, das waren meine Eltern (lacht)!

Jeffrey: Nein, die kamen vom "Glück und Verstand" herüber, und hier lief gerade schon ziemlich derbe Musik. Aber die haben hier in Ruhe aufgegessen und fanden es super.

regioactive.de: ​Jeffrey, du sagtest, ihr seid schon lange in der Gastronomie tätig. Was habt ihr denn vorher gemacht?

Jeffrey: Ich habe mit 16 angefangen in der Gastronomie zu arbeiten, bei Pizza Hut. Dort habe ich auch irgendwann eine Ausbildung als Systemgastronom begonnen, sie aber nach fünf Monaten  abgebrochen. Dann habe ich in Mannheim eine Ausbildung zum Veranstaltungskaufmann gemacht. Dabei habe ich in einem Club gearbeitet und war dort Barkeeper, Barchef und Betriebsleiter. Ich habe zwar zwischendurch auch mal eineinhalb Jahre lang Veranstaltungstechnik gemacht, aber die meiste Zeit war ich in der Gastronomie tätig.

Philipp: Ich bin quasi ein Quereinsteiger. Ich habe zunächst studiert, als ich dann aber gemerkt habe, dass das nicht so mein Ding ist und auch nicht zu dem führt, was ich wirklich machen will, habe ich mich mit 25, 26 exmatrikulieren lassen und dann erst einmal ein paar Jahre lang in Cafés in der Küche gearbeitet. Mit 29 habe ich dann meine Kochausbildung angefangen, dann in verschiedenen Restaurants und zuletzt drei Jahre im Hotel gearbeitet.

regioactive.de: Und wie und wann seid ihr euch über den Weg gelaufen?

Philipp: Wir haben uns bereits 1994 oder 1995 als Jugendliche über gemeinsame Freunde kennengelernt.

regioactive.de: Wenn man sich so lange kennt und dann gemeinsam einen Laden führt, kracht es da auch manchmal?

Jeffrey: Eigentlich nicht. Klar gibt es mal unterschiedliche Meinung. Der eine sagt dies, der andere jenes, und dann schauen wir, wo wir einen gemeinsamen Nenner finden. Also alles easy.

regioactive: Es ist ja euer erster eigener Laden. Wie fühlt es sich denn an, dass ihr nun eure eigenen Chefs seid?

Philipp: Es ist ein ganz anderes Gefühl. Wenn ich hier hereinkomme, habe ich nicht das Gefühl, zur Arbeit zu gehen, sondern ich gehe eben in meinen Laden. Natürlich ist das viel Arbeit und es ist auch anstrengend, aber es ist sehr viel befriedigender. Man macht es nicht in erster Linie für einen Chef, sondern für sich selbst und natürlich auch für die Gäste.

Jeffrey: Es ist einfach schön, dass alles, was hier passiert, etwas ist, das man selbst möchte und dass die Dinge, die man sich selbst ausgedacht hat und nun auch endlich umsetzen kann, angenommen werden und Früchte tragen.

regioactive.de: Habt ihr euch auch schon Specials ausgedacht, besondere Angebote oder Themenabende etwa?

Philipp: Was Sonderangebote angeht, haben wir Krombacher-Bier in der Flasche für 2 Euro verkauft. Auch bezüglich Themenabenden haben wir uns schon etwas überlegt. Wir hatten zum Beispiel die Idee, einen Festival-Themenabend zu machen, an dem wir dann nicht mit unserem normalen Mobiliar bestuhlen, sondern mit Klapptischen und Klappstühlen und nur Dosenbier verkaufen.

Jeffrey: Da müssen dann natürlich auch obligatorische Schreie her wie "HELGA!" und "SLAYER!" (lacht). Ansonsten haben wir noch geplant, mit einem Bekannten von uns, der Whiskey-Kenner ist, ab und zu Whiskey-Tastings zu machen, und das gleiche vielleicht auch noch mit Rum. Irgendwann haben wir uns auch noch ausgesponnen, vielleicht mal ein Metal-Pubquiz zu veranstalten.

regioactive.de: Was habt ihr denn in den Räumlichkeiten alles gemacht, und wie viel Arbeit und Leidenschaft steckt in dem Laden?

Jeffrey: Jede Menge, weil wir so ziemlich alles nur zu dritt gemacht haben. Die Bar haben eigentlich sogar nur Philipp und unser zweiter Koch Kevin gebaut. Ich habe die ganze Zeit nur dumm zugeguckt (lacht). Die Idee war, relativ viel im Laden zu haben, was irgendwie mit Live-Konzerten, Bühne und so weiter zu tun hat. Also haben wir die Bar in einem Flightcase-Design gebaut (Anmerkung d. Red.: Die Kisten, in denen Musiker-Equipment transportiert wird), wofür wir uns extra die entsprechenden Materialien besorgt haben. Die Lampenschirme sind alte Schlagzeugbecken von Bekannten. Außerdem hat uns noch jemand extra einen Marshall-Fullstack-Dummy gebaut, den wir noch irgendwo dekorativ aufhängen werden. Die Fassade haben wir komplett neu gestrichen.

Philipp: Wir haben auch den Innenhof neu gestaltet und dort neu gestrichen. Innen haben wir zudem den Boden abgeschliffen. Auch das Mobiliar haben wir neu gemacht.

regioactive.de: Viele reinen Hardrock- und Metalkneipen in Mannheim und Ludwigshafen haben nach einigen Jahren wieder geschlossen. Ist die Szene hier überhaupt groß genug, um mit dem Konzept auf Dauer genügend Leute anzusprechen?

Philipp: Ich habe tatsächlich den Eindruck, dass diese Szene in den letzten fünf bis zehn Jahren wieder gewachsen ist. Außerdem ist die Kombination Bar and Grill natürlich für uns auch unter der Woche ein Vorteil: Wenn du nur eine Bar bist, ist das in erster Linie etwas fürs Wochenende. Unter der Woche trinken viele Leute entweder gar nichts oder gehen nicht aus, um etwas zu trinken. Wenn du aber gleichzeitig auch ein Restaurant bist, hast du natürlich ein starkes Argument mehr, auch unter der Woche Leute in den Laden zu bringen.

Jeffrey: Was mir persönlich immer wichtig war, ist, dass wir jetzt keinen Sarg aus dem Laden machen, der dann nicht einladend genug wirkt, um mich hier auch mal mit meiner Freundin hineinzusetzen und etwas zu essen. Da wir auch noch einen Mittagstisch anbieten, müssen wir ja auch irgendwie zumindest noch halbwegs normal genug wirken, dass man sich nicht denkt: "Ah, wenn ich da hineingehe, werde ich bestimmt aufgefressen" (lacht).

regioactive.de: Wie ist denn der Zuspruch bisher?

Jeffrey: Die Leute finden es super und die Kombination sehr überzeugend. Wir erhalten auch großartige Resonanz auf das Essen. Bisher habe ich eigentlich nur überschwänglich Positives gehört.

regioactive.de: Zu guter Letzt: Ist Heavy Metal denn gut für die Verdauung?

Jeffrey: Er schlägt auf jeden Fall nicht auf den Magen!

Maloik – Bar & Grill, H7 30, 68159 Mannheim, Öffnungszeiten: Di-Do 12:00-23:00 Uhr, Fr 12:00-1:00 Uhr, Sa 17:00-1:00 Uhr