ZugaB 2015

ZugaB 2015 © B-Seite

In wenigen Tagen startet die B-Seite, das Festival für visuelle Kunst und Jetztkultur in Mannheim in seine achte Auflage. Wir sprachen mit den Mit-Organisatoren Melanie Wetter und Robin Radtke über bewegte Bilder, Mannheims größte audiovisuelle Performance und ihre persönlichen Glücksmomente.

regioactive.de: Das B-Seite Festival präsentiert hauptsächlich audio-visuelle Kunst, also die Verbindung von Ton, Geräuschen, Klang mit Videos, Bildern, Installationen, Projektionen und vielem mehr. Wie kamt ihr auf diese Idee?

Robin Radtke: Benjamin Jantzen, einer der Gründer der B-Seite, ist selbst Visual Artist und hat mit einigen Mitstreitern die Idee entwickelt, einen Gegenentwurf zum Internationalen Filmfestival Mannheim Heidelberg zu schaffen. Früher wurden dort auch experimentelle Arbeiten gezeigt, aber das ist fast ganz zum Erliegen gekommen. Bewegte Bilder erlauben aber zahlreiche Ausdrucksmöglichkeiten jenseits des klassischen, meist narrativen Formats des Spielfilms. Genau das war der Antrieb: "Lasst uns das zeigen!" Daraus entstand die erste B-Seite. Das war 2007.

regioactive.de: Wo fand das Festival damals statt?

Robin Radtke: Aufgrund der fast kaum vorhandenen Mittel fand es, so nennt es der damalige Pressetext "in den altehrwürdigen Umkleidekabinen am Schnickenloch" an den Rheinterrassen statt. Drei Kästen Bier, drei Beamer und eine kleine PA – das war die Ausstattung.

Melanie Wetter: Heute findet die B-Seite überwiegend im zeitraumexit im Jungbusch statt, aber der Antrieb, unseren Künstlern eine Plattform zu bieten, ist unverändert.

regioactive.de: Ihr habt natürlich keine Gewinnerzielungsabsichten, aber ihr müsst euer Festival dennoch finanzieren. Wie macht ihr das?

Robin Radtke: Die Arbeit am nächsten Festival beginnt bereits kurz nach dem Ende des Festivals, auch aufgrund der Antragsfristen. Wir sind sehr glücklich darüber, dass uns der "Innovationsfonds Kunst" des Landesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg ausgewählt hat, dessen Gelder uns dieses Jahr ein wenig ruhiger schlafen lassen. Zudem unterstützt uns die Projektförderung der Stadt Mannheim seit vielen Jahren. Dieses Jahr kam noch Unterstützung der Hypo-Kulturstiftung und der LBBW Stiftungen hinzu. Dann haben wir Sponsoren wie zum Beispiel die Brauerei Welde.

"Die Künstler entwickeln gemeinsam Konzepte"

regioactive.de: Ein wichtiger Teil der B-Seite sind Konzerte, wo Video und Audio aufeinandertreffen. Wie sieht euer Konzept in diesem Bereich aus?

Melanie Wetter: Oft handelt es sich um sogenannte WorkInProgress-Performances, die im Verlauf des Festivals entstehen. Mehrere Künstler werden für eine Performance eingeladen, lernen sich hier kennen und erarbeiten gemeinsam in zwei bis drei Tagen ein Konzept. Das ist nicht für uns unheimlich spannend, sondern auch für die Künstler.

regioactive.de: Es wird beispielsweise Claus Boesser-Ferrari auftreten, dessen Musik gar keine visuelle Komponente benötigt, weil sein Gitarrenspiel auch so existieren kann.

Melanie Wetter: Ja, weil seine Musik viele Bilder im Kopf erzeugt. Wir haben ihm ganz bewusst Dr. Mo zur Seite gestellt, weil er mit realistischen Bildern arbeitet, diese vermischt und live als visuelles Instrument inszeniert. Dazu kommen noch Sonderskooler und Johannes Tonio-Kreusch – eine Superkombination.

"Die größte audiovisuelle Performance in der Geschichte Mannheims"

regioactive.de: Dieses Jahr gibt es sogar eine ZugaB am 26. März, also nach dem Ende des regulären Festivals. Was hat es damit auf sich?

Robin Radtke: Die Firma Roche Diagnostics ist relativ kurzfristig über das Kulturbüro der Metropolregion Rhein-Neckar an uns herangetreten. Wir haben dann das Konzept eines Mapping Parcours auf dem Firmengelände von Roche entwickelt. Es ist natürlich eine große Herausforderung, aber darauf stehen wir.

Melanie Wetter: Es handelt sich um großformatige Mappings auf dem Werksgelände. Der Parcours hat sieben Stationen unterschiedlicher Art. Alle Visualisten sind an diesem Abend vor Ort und bespielen live ihre Projektionen und Installationen. All das wird musikalisch begleitet von Musikern des Herrmann Art Kollektivs und von einer Soundgruppe aus Ludwigshafen mit Namen LabOhr. Das wird die wahrscheinlich größte audiovisuelle Performance, die Mannheim jemals gesehen hat.

regioactive.de: Wie gelingt es euch, Künstler zu gewinnen?

Robin Radtke: Zu einigen bestehen persönliche Kontakte, aber vieles läuft über "standing". Unser Festival ist in Künstlerkreisen sehr angesehen. Jeder, der hier war, möchte wiederkommen. Wir müssen leider sehr vielen absagen, weil wir nur wenig Platz und Zeit haben. Dazu kommen die finanziellen Zwänge. Wir können unseren Künstlern keine Gage bieten, obwohl wir es gerne würden, da alle es verdient haben. Zudem sind alle Veranstaltungen im zeitraumexit kostenlos, die Außenveranstaltungen können das nicht sein, dort sind die Eintrittspreise kostendeckend.

"Glückliche Künstler sind die beste Entschädigung"

regioactive.de: Wie kann das Publikum euch unterstützen?

Melanie Wetter: Viel trinken!

Robin Radtke: Lange an unserer Bar verweilen! (Gelächter!) Es ist wirklich so, da die meisten Events kostenlos sind, erzielen wir unsere Haupteinkünfte mit Getränken.

regioactive.de: Kleine Events sind fast genauso aufwändig wie große, alles muss sorgfältig geplant werden. Was motiviert euch, die B-Seite Jahr für Jahr auf die Beine zu stellen?

Melanie Wetter: Es ist großartig, Künstler einzuladen, die wir wunderbar finden und daran mitzuarbeiten, ihnen eine Plattform zu bieten. Entscheidend ist aber das persönliche Feedback: Glückliche Künstler und zufriedenes Publikum zu erleben, ist die beste Entschädigung, die man sich vorstellen kann.

regioactive.de: Herzlichen Dank für das Gespräch und viel Erfolg!

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