Kev Brown, LMNO & Oddisee (live in Weinheim, 2008)
Foto: Hannes Mezger Fotostrecke starten

Kev Brown, LMNO & Oddisee (live in Weinheim, 2008) Foto: Hannes Mezger © regioactive.de

Nachdem Kev Brown sich bereits Anfang 2004 durch die Remix-Version von Jay-Z’s "Black Album" als Beatgenie ausgezeichnet hatte, legte er ein Jahr später mit seinem Solo-Album "I do what I do" nach und gab der Rap-Welt damit unmissverständlich zu verstehen, dass er auch ein gesegneter MC ist. Dieses Jahr kam es zu dem interessanten Aufeinandertreffen zwischen Kev Brown und Rapper LMNO von den Visionaries, woraus die Kollabo "Selective Hearing" entstand.

{image}Zur gleichnamigen Europa-Tour verstärkten sich die beiden mit DJ LD und dem Multitalent Oddisee. Als Stammlocation für gepflegten Untergrund-Rap im Süden von Deutschland war natürlich das Café Central in Weinheim eine Pflichtstation für die Amerikaner. Zum Warm-Up an diesem Sonntagabend ließ DJ Mawdee wie gewohnt seine gepressten Rap-Klassiker kreisen. Während sich die Protagonisten unlängst eingefunden hatten und sich sympathisch zu Gesprächen bereit zeigten, ließ der Ansturm an Fans noch auf sich warten. Mit selbstironischem Grinsen und persönlichem Gruß per Handschlag startete Oddisee dann vor knapp 30 Leuten die Show. Der Beatproduzent und Rapper aus Washington D.C. stellte sein neues Mixtape Oddisee 102 vor und auch Stücke der EP A Rosenberg Oddisee mit Peter Rosenberg folgten. Besonders als Beatbastler für wohlbekannte US-Rapper hat sich Oddisee mittlerweile einen Namen gemacht. Letztes Stück seines knapp 25-minütigen Auftritts war die Vorschau auf die aktuelle Produktion für den Detroit MC Royce Da 5'9". Anstatt anschließend im Backstage zu verschwinden, führte Oddisees Weg direkt ins Publikum.

Mit Who’s that, der Single von Selective Hearing begannen Kev Brown vom Low Budget-Kollektiv aus Washington D.C. und Lyricist LMNO von den Visionaries ihre Performance. Unterstützung erhielt das Duo – wie schon Oddisee – von DJ LD an den Turntables. Zunächst gab das Laptop-Equipment, von dem die Instrumentals eingespielt wurden, noch Rätsel auf und es stellte sich die Frage, warum man sich zusätzlich überhaupt für einen klassischen DJ entschieden hatte. Mit ausgereiften Live-Scratches offenbarte LD aber schnell, dass er nicht umsonst für seine Fingerfertigkeiten bekannt ist.

Ein Motivationsproblem hatten die Akteure aufgrund der geringen Zuschauerzahl bei weitem nicht. Mit vollem Einsatz ratterte LMNO seine Verse wie ein MG über die pumpenden Beats. Kev Brown ließ die Bass-Drums für The Beat Tape ordentlich knacken. Einzigartig, wie dieser Mann die Snare zischen lässt und dem ganzen einen jazzig bis souligen Rahmen zimmert. Zu hören gab es dann God Over Devil von LMNO und Kev, das "Theme" der Rap-Radio-Show "The G.O.D. Hour" ist.

{gallery 1,10}

Während der erste Teil des Auftritts überwiegend von LMNO geleitet wurde, durfte nun Kool Kev ein paar Solostücke vortragen. Life’s a gamble von I do what I do und der erlesene Kracher Multiply brachten alle Köpfe schwungvoll zum wippen. Letzter Track des etwas kurz geratenen Darbietung war die Zusammenarbeit James Brown, ehe Oddisee lautstark "Gimme a Beat"-Rufe im Publikum anstachelte. Innerhalb von drei Minuten programmierte Kev Brown daraufhin eine Beat-Bombe auf seiner MPC. LD erklärte jeweils die einzelnen Schritte, während LMNO und der auf die Bühne zurückgekehrte Oddisee die rhtyhmische Steilvorlage mit intelligenten Freestylepassagen verwerteten.

Was die vier Männer auf ihrer Europa-Tour vom Stapel lassen ist feinster Untergrund-Rap, der von Freestyles, DJ-Skills über Beat-chopping alles zu bieten hat. Selbst schuld, wer das live nicht wahrnimmt...

Alles zum Thema:

oddisee