Kev Brown

Kev Brown

Um das Rap-Multitalent Kev Brown auf seiner Europa-Tour auch nach Heidelberg zu holen, haben sich sogar die allseits beliebten Stiebers eingesetzt. Zusammen mit Oddisee und Kaimbr vom Low Budget Kollektiv trat er im Zieglers auf.

In DJ Jazzy Jeffs eigens für Produzenten aus Philadelphia gegründetem Team "A Touch Of Jazz" machte sich Kev Brown schnell einen Namen. 2002 hatte er großen Anteil am Erfolg des Jeff-Albums The Magnificent. Sein smoother aber dennoch punktgenauer Produktionsstil, der an einen Pete Rock oder J Dilla erinnert, bescherte ihm nachfolgend Aufträge von De La Soul und Marley Marl. Das von ihm 2004 fast komplett geremixte "Black Album" von Jay-Z, das dadurch mal eben zum "Brown Album" transformierte, verhalf ihm schließlich zum Durchbruch. Mit viel Soul und ordentlich Jazz im Blut veröffentlichte er ein Jahr später sein fantastisches Soloalbum I Do What I Do. Mit easy-geflowten Reimen, die hier auf mellow-laidback Beats treffen, automatisierte Kev jedem seiner Zuhörer das Kopfnicken. Dass er dabei auf Images und bestehende Konventionen pfeift, unterstreicht er vom Albumtitel bis zum Ausklang der letzten Rhythmusschleife.

Momentan befindet sich Kev Brown mit einem Teil seiner Low Budget Crew auf Europa-Tour. Besondere Anerkennung gebührt hierbei unbedingt den Stieber Twins, die an diesem Abend im Heidelberger Ziegler verantwortlich für die Ausrichtung des Events waren.

Los ging es mit Plattenleger T-Ill, der eine feine Selektion an Rap-Klassikern präsentierte. Vor der Leinwand, auf der es Rap-Videos in heavy rotation gab, versammelten sich dann sogar echte B-Boys, die auf Rap-Parties mittlerweile oft schon zur vom Aussterben bedrohten Spezies gehören. Zu fortgeschrittener Stunde betreten schließlich Kev Brown, Oddisee und Kaimbr die Bühne. Der erste Teil des Auftritts gehörte Kaimbr, der wortakrobatisch sein Bestes gab und damit auch einen relativ guten Start für das Publikum hinlegte. Der tiefgefroren-coole Kev Brown hingegen würdigte nur vereinzelte Tracks mit wohlwollendem Kopfwippen. Nächster Mann am Mic ist der bei Halftooth Records gesignte Oddisee, der unter anderem schon mit Rap-Größen wie Talib Kweli, Wordsworth und Little Brother zusammengearbeitet hat. Tracks von seinen Mixtapes Oddisee 101 und Foot In The Door bildeten den musikalischen Rahmen seiner temporeichen Show. Beim Titel A Song For That, den Oddisee selbst produziert hat, fand vor allem auch Brown wieder Freude am Mitnicken, bevor er anschließend selbst an der Reihe mit performen war.

Es folgte ein astreiner Auftritt, bei dem der vorher kühle Kev zum kochenden Emcee mutierte. Die runden Beats, die durch den verstärkten Bass der Boxen pulsierend bis in die Magengegend vibrierten, übertreffen alles. Der Fokus der Titelauswahl lag beim Album I Do What I Do, die Crowd in der optimal gefüllten Location dankte es sichtlich. Dass er auch ein ausgefeilter Lyricist ist, zeigt Kev beispielweise mit The Random Joint:

"sent beats out to G-Unit and all them clowns, sent beats out to Common, too

but I guess Kanye is holdin' him down, true

but i ain't mad at that and I ain't dissin

but Little Brother was right cause ya'll ain't listnin'".

Als Höhepunkt programmierte Kev Brown durch das Aneinander-Schneiden von Samples einen Beat live. Hier kann man Kev beim Beatbauen über die Schulter schauen.  

Die absolute Krönung sollte allerdings noch folgen, als Oddisee vehement nach den Twins verlangte, die sich dem Soundgebilde lyrisch annehmen sollten. Ein etwas unabgestimmtes Neuarrangement von Fenster Zum Hof war das hörenswerte Ergebnis, das von der Menge extrem abgefeiert wurde. Die folgenden Parts übernahmen Freestyler, die in die Cypher zusätzlich eingeladen wurden, den Chorus steuerte das Publikum bei. Bei einmaliger Stimmung ging es dann noch weiter mit einer satten After-Show Party und DJ Sets.

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