Die Visionaries sind ein sechsköpfiges Rapkollektiv aus Los Angeles, die sich zum Ziel gesetzt haben innovativen HipHop im traditionellen Stil zu präsentieren. Das bedeutet originale Emcee Skills und klassisches Turntablism satt und ist gerade deshalb live ein ganz besonders schmackhaftes Erlebnis. Wir haben ihnen dabei auf die Finger geschaut.

Die Visionaries sind ein sechsköpfiges Rapkollektiv aus Los Angeles, Kalifornien, die sich ähnlich wie Jurassic 5, Dilated Peoples oder Ugly Duckling zum Ziel gesetzt haben trotz ihrer Westküsten Herkunft innovativen HipHop im traditionellen Stil zu präsentieren. Das bedeutet originale Emcee Skills und klassisches Turntablism satt und ist gerade deshalb live ein ganz besonders schmackhaftes Erlebnis. Bereits Ende letzten Jahres melden sich die sechs Visionaries mit ihrem bereits vierten gemeinsamen Album „We Are The Ones (We’ve Been Waiting For)“ zurück und kommen nun für ihren einzigen Deutschlandauftritt nach Heidelberg in den Karlstorbahnhof.

Wenn man alleine in seiner Crew schon sechs Mann zählt und dazu noch einen erstklassigen Deejay von den Beat Junkies in seinen Reihen hat, kann man auf eine Vorgruppe natürlich getrost verzichten und selbst das Programm anheizen. Als warm-up gibt’s deshalb heute erste Turntable Skills zu sehen und ein noch eher chilliges Set mit Reggae Klassikern auf die Ohren. Sichtlich relaxt betreten dann nach und nach die Emcees die Bühne um die Show zu starten. Allein durch den durchgemischten äußeren Eindruck mit den verschiedensten Hintergründen der Mitglieder erhält man schon erste Hinweise auf die Vielfältigkeit der Visionaries. Da wäre zum einen der kahlköpfige LMNO (Leave My Name Out) aus Long Beach, das durch seine Dreads auffallende Writer’s Block Member Lord Zen, sein asiatischer Partner Dannu und das HipHop heavyweight 2MEX. Komplettiert wird die Crew durch das erste amerikanisch-asiatische Rapduo Key-Kool & DJ Rhettmatic, die schon 1995 mit ihrem „Kozmonautz“ LP für Aufsehen sorgten.

Der Opener, All We Need, entspricht an diesem Abend auch dem Eröffnungsstück auf der neuen Scheibe und bringt die etwas überschaubare Menge zum rhythmischen mitgrooven. Nachdem dem B-Boy Aufruf leider niemand nachkommt, übernimmt Key-Kool selbst den Robot-Part und versucht sich selbst am Electric Boogie poppin‘. Der Schwerpunkt der Trackauswahl liegt eindeutig bei den letzten beiden Alben, so ist beispielsweise auch If You Can’t Say Love von „Pangaea“ zu hören, bei dem das Publikum mit einstimmt. Da sich die renommierte DJ-Organisation Beat Junkies aktiv für Turntablism als spezielle Kunstform einsetzt, scratcht und jugglet sich Rhettmatic im Laufe des Abends immer weiter in den Vordergrund und bekommt auch immer wieder genügend Freiraum seine Skills angemessen zur Schau zu stellen.

Die inhaltlichen Themen der Visionaries variieren in großer Breite und zeigen einmal mehr, dass es noch ausreichend Sinnvolles in der Welt des HipHop zu artikulieren gibt. Als nächstes folgt mit L.A. Fresh ein klassischer representer Track. Abgefahrenste Gestikulierungen mit den Armen als verlängertes Mundwerk liefert dabei der stets mit geschlossenen Augen rappende 2MEX ab. Gewicht- und Flowtechnisch steht der Mann mit den mexikanischen Wurzeln dabei Big Pun in nichts nach. Kleine Ankündigungen zwischen den Tracks verdeutlichen die universale Message, die hinter der Musik der sechs Künstler steht. Die Beats des neuen Albums scheinen ausgereifter denn je und eignen sich optimal die Menge live zu begeistern.

Love vom Album „Galleries“ ist anschließend der nächste Titel, bevor sich die Show der Visionaries allmählich dem Ende zu neigt. Crop Circles und In The Good sind dann die letzten beiden Tracks, ehe die rappenden Kalifornier den Abend etwas zu früh beenden. Naja, schließlich will man ja auch noch in Rhettmatic's Geburtstag reinfeieren. Alles in allem eine gute Vorstellung, die HipHop in seinen besten Grundelementen veranschaulicht und Lust auf mehr macht.