© Marie Isabel Mora

Obwohl das Wetter langsam herbstlich wird, verbreitete sich auf dem Berliner Messegelände noch angenehm guter Openair-Flair zu den Auftritten der, wie sich herausstellen sollte, zwei gegensätzlichen Musikerinnen.

{image}Sie sollte für das schottische Popcountry-Sternchen Amy Macdonald eröffnen und avancierte doch zum heimlichen Highlight des Abends: Annett Louisan. Mit derselben Mädchenstimme wie eh und je, aber deutlich erwachseneren Liedern, bezauberte die Wahlberlinerin das gespannte Publikum mit Leichtigkeit. Wenig ist geblieben von der blonden Barbiepuppe mit den scheuen Rehaugen, die mit Ich will doch nur spielen Bekanntheit erlangte. Auf der Bühne präsentierte sich eine optisch und musikalisch zur Frau gereifte, selbstbewusste Annett Louisan. Egal welchen ihrer Titel sie anstimmte, sie hatte die Zuhörer während des gesamten Auftritts fest im Griff. Lediglich das Mikrofon schien nicht mit den samtig-weichen Tönen einverstanden zu sein, die Annetts Mund entschwebten – während der Gesang gut zu hören war, verhallten die viel zu leisen Ansagen irgendwo auf dem Weg vom Kabel zur Box.

{image}Im heftigen Kontrast zu den säuselnd vorgetragenen Stücken von Louisan stand die Darbietung der gerade 22 Jahre alten Amy Macdonald. Das Organ der Schottin ist für dies zarte Alter außerordentlich ausgereift und markant. So begann ihre Show sehr energiegeladen mit Mister Rock'n'Roll und wurde schließlich über weite Strecken von ihrer kraftvollen, intensiven Stimme getragen. Weitere Bühnenperformance war quasi nicht vorhanden, weder große Gesten, noch Spiele mit der Mimik; zum Glück blieben da noch ihre lockeren Ansagen, die Amy oft auf deutsch vortrug, und die dank ihres breiten schottischen Akzents eine grundsympathische Wirkung entfalteten. Der dennoch merklich steife Auftritt sorgte aber leider dafür, dass nur einmal wirklich Stimmung beim Publikum aufkam: Bei This is the Life schallte frenetischer Jubel und lautes Klatschen von den Hängen. Leider wurde die solide Leistung auch etwas vom durchwachsenen Sound vor der Bühne geschmälert. Unmittelbar in Front war das Klangbild zwar ordentlich, aber ein Tick zu weit links oder rechts, schon wurden die Ohren mit klangtechnischem Brei verstopft. Ohne diesen Soundmatsch, mit mehr Platz für die Harmonien und Melodien, in Kombination mit Amys prägnanter Stimme, das hätte auch diesen Auftitt zu einem Highlight für die Zuschauer werden lassen.

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