Gemma Ray (Live in Heidelberg 2009)
Foto: Achim Casper punkrockpix

Gemma Ray (Live in Heidelberg 2009) Foto: Achim Casper punkrockpix © regioactive.de

Wer letzten Sonntag bei Wohnzimmeratmosphäre auf hohe und erfüllte  Erwartungen traf, muss wohl im Cafe Zapata in Berlin gewesen sein, um Gemma Ray zu hören.

{image}Doch erstmal ein Wort zum Cafe Zapata: Wer in Berlin Mitte zuhause ist, weiß die versteckten Plätze der Oranienburger Straße zu schätzen. Abseits von Straßenstrich und Touristengepresse findet man Alternativen für Alternative, wie eben das Tacheles. Und zum Tacheles gehört das Cafe. Schummrig, heimelig und in dunkelbraunem Holz gehalten, viel zu heiß und genau richtig. Die britische Songwriterin Gemma Ray hat spätestens seit ihrem Heidelberger Support für Son Ambulance einen Ruf zu verteidigen. Dazu hat sie ihre Band mitgebracht: Basser, zweite Gitarre, Drums und eine Blondine, die singt, die Schelle haut und dank ihrem Aussehen auch Teil der Bühnendeko ist. Fröhlich bunte Klamotten bei den beiden Damen, englischer Camdentown-Style und Elvis rein optisch bei den Jungs. Die Bühnenpräsenz lässt keinen Blues oder melodramatischen Pop erwarten, so wie die Bandinfo es doch eigentlich ansagt. Vielmehr ist das, was geboten wird, countryesker Indie mit etwas Dreingabe von Rock'n'Roll und Soul.

Die weniger als 50 Anwesenden bieten nicht genug Dämmung und so ist der ganze Auftritt etwas zu laut. Die Instrumente runter, die Stimme rauf und alles einfach auf halbe Lautstärke. Wenn man genauer drüber nachdenkt, fordert das Ambiente sogar unplugged. Ist aber nicht unplugged und trotzdem sehr beeindruckend. Die gelegentlich eingebrachten Feuerspeier sind ein bisschen fehl am Platz, und das nicht nur ob ihrer nach Willkür eingesetzten Häufung, es ist schlichtweg eh schon viel zu heiß im Cafe Zapata.

{image}Bis zur Zugabe manifestiert sich der Gedanke, dass Gemma Ray alleine mit der Gitarre eigentlich eine Hammerfrau sein müsste. Noch mehr als eh schon. Und mit der Zugabe bestätigt sich dieser Verdacht dann. Was Gemma Ray an der Gitarre kann, ist rein technisch bereits mehr, als es die meisten Gitaristen können. Doch damit nicht genug: Ihre Stimme fegt gewaltig ins Ohr und bleibt da hängen.

Eigentlich sollten die Songs einen melancholisch zurücklassen, machen sie aber nicht. Die Blumengirlandendekoration auf der Bühne, die Experimentierfreudigkeit und die vielen kleinen liebevollen Details vermitteln vielmehr Hawaifeeling. Sommer, Sonne, Sonnenschein und dazu Gemma Ray. Aloha!

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