Brad Mehldau

Brad Mehldau

"The Art of The Trio", das steht auf der Agenda, wenn Brad Mehldau mit seinen beiden Mitmusikern Larry Grenadier am Kontrabass und Jeff Ballard am Schlagzeug zu einem seiner sagenumwobenen Auftritte einlädt. Das "Enjoy Jazz" konnte ihn ein weiteres Mal für ein Konzert gewinnen.

{image}Brad Mehldau sei der technisch versierteste und vielseitigste Pianist seiner Generation, sagten die Veranstalter des "Enjoy Jazz"-Festivals in der Ankündigung vor dem Konzert völlig zu Recht. Leider blieb es gerade deshalb völlig rätselhaft, weshalb man einem solchen Ausnahmemusiker und seinem Klavier scheinbar keinen ausreichend guten Soundcheck geben konnte. Die ersten vier Lieder dieses Konzertes litten leider massiv an einem Klavier-Sound, der mit kratzigen Mitten, fehlenden Bässen und dünn plinkenden Höhen viel eher an ein unter 300DM teures Kinderkeyboard von Casio aus den 80er Jahren erinnerte, als an einen voluminösen Flügel. Doch von der ersten Minute ist auch etwas anderes gleich völlig klar: Die musikalische Qualität wird dieser Umstand an diesem Abend in der Alten Feuerwache in Mannheim nicht schmälern können. Denn was das Publikum von Beginn an erleben durfte, war ein weiteres herausragendes Highlight, wie es Brad Mehldau schon mehrfach in Mannheim vollführt hat.

Er sei glücklich hier das Jubiläum des Festivals mit diesem Publikum begehen zu dürfen, sagte er auf Deutsch und präsentierte sich in allerbester Spiellaune. Ein Publikum gemischt aus allen Altersklassen hat er angelockt, und alle hörten sie nicht nur auf sein Kommando – fotografieren sowie sonstiger Radau oder Ablenkungen sind streng unerwünscht –, sondern wie gebannt vor allem auf seine Musik. Während Mehldau auf seinen Alben immer wieder auch Up-Tempo Stücke präsentiert, konzentriert er sich live in Mannheim auf ein Set, das aus ruhigen Ballden und Mid-Tempo-Songs besteht. Mehldau ist bekannt dafür, dass er Einflüsse aus Pop und Rock adaptiert (unvergesslich seine Interpretationen der Radiohead-Songs Exit Music und Paranoid Android). So erklang diesmal Holland von Surfjan Stevens, seines Zeichens einer der derzeit erfolgreichsten nordamerikanischen Singer-Songwriter. Bis auf eine weitere Ausnahme besteht der Rest des Sets aus eigenen Stücken, und auch damit weiß das Mehldau-Trio zu begeistern.

{image}Ballard glänzt am Schlagzeug mit einem Spiel in höchsten Schwierigkeitsgraden und wirkt dabei doch so enspannt wie nach einem ausgiebigen Dampfbad. Grenadier setzt am Bass Maßstäbe, was die Melodiebegleitung und Kontrapunktierung angeht, ohne darüber auch nur eine Sekunde lang das Grooven zu vergessen. Und Mehldau spielt sich traumwandlerisch sicher und einfühlsam durch seine Songs, die meist eine stolze Länge vorweisen können, ohne jemals in langweilige Längen zu verfallen. Zu präzise, zu durchdacht sitzt jeder einzelne Ton, als dass man als Hörer auch nur einen Moment lang die Aufmerksamkeit beiseite legen könnte. "Wenn Improvisation der Sieg des Lebens über den Tod ist, dann war Brad Mehldau an diesem Tag sein Meister", schrieb die ZEIT in einer Rezension – und das galt wieder einmal für dieses Konzert. So erhielt sich "Enjoy Jazz" auch wirklich die Aufforderung, die dem Festivalnamen innewohnt, und die hervorragenden Musiker bewahrten die Gäste in der bis auf den letzten Platz gefüllten Feuerwache vor dem "Enjoy Casio" der Anfangsphase des Konzertes.

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