Nadine Kraemer Band

Nadine Kraemer Band

Direkt aus Köln stammt die Band rund um Nadine Kraemer, die mit ihrem Acoustic-Pop und der engelsgleichen Stimme ihrer Frontfrau zu begeistern weiß. Jetzt haben die Musiker einen Plattenvertrag in der Tasche und werden Anfang November ihr Debütalbum veröffentlichen. Wie alles begann, wohin die Reise geht, wer Nadine Kraemer ist, welche Musik die Band eigentlich spielt und wie man gestandene Rocker zum Weinen bringt, das haben wir für euch im Interview erfragt.

{image}Junge Bands haben es wahrlich nicht leicht heutzutage: Der Musikmarkt ist ein von Umsatzeinbußen gebeuteltes Terrain geworden, in dem die Plattenfirmen sich immer mehr scheuen, neuen Talenten eine Plattform zu geben. Dass trotzdem ab und zu ein kleines Wunder passiert und vor allem Indielabels sich noch trauen, im Rahmen ihrer Möglichkeiten in einen Künstler zu investieren, zeigt sich am Beispiel der Nadine Kraemer Band. Diese hat vor kurzem bei dem Label "Fastball Music" ein Zuhause gefunden und wird über dieses am 7. November ihr Debütalbum House of Cards veröffentlichen. Natürlich war der Weg dorthin, wie bei jeder anderen Band auch, lang und zuweilen steinig: Am Anfang stand die Musikalität einer jungen Dame, die wie viele Kinder bereits früh den Wunsch hegte, einmal als Sängerin auf der Bühne zu stehen. Dass sich dieser frühe Wunsch dann auch verwirklichte, lag vor allem an ihrem lyrischen und gesanglichen Talent, das bald auch die Außenwelt entdeckte. Schon in jungen Jahren drückte sie ihre Gefühle und Emotionen wie selbstverständlich in Songtexten aus, die bis heute das Fundament der Musik bilden, welche man wohl am ehesten als akustischen Pop bezeichnen kann. Ruhige und weiche Klänge harmonieren hier im Einklang mit den Texten, die Sehnsüchte und Momentaufnahmen des Lebens beschreiben und mal kokett, mal fordernd, aber immer sanft und zuweilen sinnlich von Nadine vorgetragen werden. Natürlich sind die Lieder nicht durchgehend balladesk, sondern treiben oft auch mit kraftvoller Gangart voran und sind stets in sich geschlossene Popsongs. Die Nadine Kraemer Band schafft es auf ihre Art, Lieder auf hohem Niveau zu kreieren, was man auf House of Cards hören kann.

Nadine Kraemer und Band im Interview:

{image}"Nadine Kraemer Band" – der Name sagt es bereits: die Band dreht sich um Nadine. Sie ist erst 22 Jahre alt und hat doch schon drei Alben mit euch aufgenommen. Woher kommt diese Produktivität und vor allem, seit wann macht ihr aktiv Musik?

Band: Ganz stimmt das nicht. Die beiden vorherigen Platten waren ja EPs und mehr sowas wie Singles. Und so ist dann auch die Produktivität relativ. Es gibt ja auch Bands, die wesentlich mehr rausbringen, zufrieden sind wir mit uns natürlich trotzdem.

Nadine: Musik mit der Band mache ich noch gar nicht so lange. Ich bin zwar auch vorher schon ein paarmal aufgetreten, spiele mit der Band aber erst seit dreieinhalb Jahren. Ich bin somit nicht nur die jüngste sondern auch ein Bandfrischling. Aber mit einer Band spielen wollte ich eigentlich seit dem Moment, als ich als kleines Kind ein Konzert von Sarah McLachlan im Fernsehen gesehen habe. Da wusste ich sofort: Das will ich machen!

Und jetzt kann man dich tatsächlich auf der Bühne erleben. Du singst nicht nur, sondern spielst live ab und zu auch Gitarre. Beherrschst du noch andere Instrumente?

Nadine: Naja, beherrschen ware übertrieben. Ich spiele ein klein wenig Klavier und wenn die Band mich lässt, darf ich für einen Song live auch mal ran.

Jetzt kommt das erste Album, ihr steht also noch am Anfang eurer Karriere. Wieviel Songs habt ihr schon und spielt ihr bei Konzerten nur eigene Stücke?

Nadine: Zum allergrössten Teil. Früher hatten wir mehr Cover im Programm. Mittlerweile bauen wir nur ein oder zwei Stück ein. Je nachdem, welche gerade bei der Band hoch im Kurs stehen. Meistens aber ist ein Song von Sarah McLachlan dabei. Wir hatten auch schon Tom Waits oder die unvermeidlichen Oasis dabei.

Band: Zur Zeit spielen wir das wunderschöne dancing in the fire, dass Melissa Etheridge für Anne Haigis geschrieben hat, sozusagen als Hommage, denn Anne hat ja bei unserem aktuellen Album den Song broken pieces mit eingesungen.

Nadine, du hast eine feste Band im Rücken, die deinen Namen trägt. Wie kam es dazu und als was versteht sich diese: Als Mitmusiker oder doch als eigenständige Band?

{image}Nadine: Die Band, und damit wir alle, definieren uns ganz klar als Band.
Wir wollen auf jeden Fall herausstellen, dass wir weder Songwriter mit Lagerfeuercharakter, noch ein weiteres singendes Popsternchen sind. Dass man ruhigere, nachdenklichere Musik oder eben Popsongs mit einer Band auch richtig Druck verleihen kann, den man auch auf der Bühne spürt. Denn gerade in so einem intimen Gebilde wie einer Band entsteht ja oft eine Dynamik, die die Songs erst zu dem macht, was sie dann letztendlich sind. Als Songwriter schmeisst man einen Song in den Topf und erhält im Spiel mit einer Band manchmal was ganz anderes, als anfangs gedacht. Das ist spannend und verleiht Songs erst Leben.

Band: Zusammengefunden haben wir uns einer nach dem anderen. Angefangen haben Nadine und Kolja als Duo. Dann kam der damalige Gitarrist Christoph dazu. Als Trio sind sie dann eine ganze Weile getourt, bis unbedingt Schlagzeug und Bass dazu sollten. Als wir dann Daniel als Drummer bekamen, stieg Christoph aus privaten Gründen leider aus und wir waren immer noch zu dritt. Wie es dann aber so kommt, schlug das Schicksal zu und mit einem mal hatten wir Tobi und Michael und waren komplett. Das heißt, als komplette Band sind wir erst seit einem dreiviertel Jahr unterwegs, obwohl wir schon eine längere Liveerfahrung haben.

Wenn Songs entstehen, wer übernimmt welche Funktion und kommen diese nur aus der Feder Nadines, oder sind auch alle anderen beteiligt. Wie einigt man sich auf ein Arrangement?

Band: Die Texte sind komplett von Nadine. Bei den Songs ist das ein bisschen gemischter. Es gibt welche, die spielen wir so, wie Sie sie geschrieben hat. Dann gibt es Songs, deren Idee und Grobstruktur Sie mitbringt und die dann in der Band arrangiert, erweitert und ergänzt werden. Und mittlerweile bringen sogar die Bandmitglieder ab und zu einen Song mit.

Es ist immer schwer, nicht in der Muttersprache zu singen. Warum englisch?

Nadine: Um ehrlich zu sein, habe ich mir nie groß Gedanken darüber gemacht und habe von Anfang an Songs auf englisch geschrieben. Daher kann ich das "warum" gar nicht so richtig beantworten. Das einzige was ich finde ist, dass sich die englische Sprache wesentlich weicher anhört und ich das gerade für die Balladen sehr schön finde.

Der Sound der Band ist ungewöhnlich ruhig und auf akustische Instrumente ausgelegt. Das ist für manche Ohren leider schon fremd, wie kommt so etwas bei Konzerten an?

Band: Zwar sind wir live nicht ganz so ruhig, aber es stimmt, man muss sich schon auf die Musik einlassen.

Nadine: Wir haben schon in kleinen Rockkneipen gespielt, wo wir dachten, die jagen uns vor die Tür. Aber im Gegenteil, die fanden das dann plötzlich beeindruckend, es war sogar bei Balladen ruhig und ein voller Laden von Rockern hatte Tränen in den Augen.

Ihr habt inzwischen einen Plattenvertrag ergattern können. Wie kam es dazu und welche Vor- oder Nachteile bietet ein Vertrag jungen Künstlern heutzutage noch, in Zeiten von MP3 und Selbstvertrieb?

{image}Nadine: Naja, man darf den Begriff Plattenvertrag heutzutage nicht mehr damit verbinden, dass man jetzt reich und berühmt wird. Vielmehr bekommt man durch so einen Deal einen professionellen Partner, der einem Türen öffnen und der die Band weiterbringen und unterstützen kann. Genau dafür sind die Indie-Labels unerlässlich. Man bekommt Struktur und Know-How, das wir nicht haben und uns auch nicht einfach so von extern zukaufen können. Trotzdem machen wir vieles weiterhin selbst. Wenn man ein wenig weiterkommen möchte, ist und bleibt die Band aber ein Fulltime-Job, mit oder ohne Label. In Bezug auf das Internet denken wir, dass es unerlässlich ist, professionelle Partner zu haben. Nur ganz wenigen Bands gelingt es doch, über das Netz soviel Aufmerksamkeit zu bekommen, dass sie eine so große Fangemeinde bilden und davon leben können. Selbst das "Wunder" der Arctic Monkeys funktioniert doch nicht nur über myspace oder ähnliche Portale. Und wo sind sie jetzt: Bei einem Label.

Auf eurem Plattenlabel wird bald euer Debütalbum House of Cards erscheinen. Was ist die Geschichte dahinter, wie ist es entstanden?

Nadine: House of cards ist ein sehr persönliches Album für mich. In manchen Songs steht das Kartenhaus noch, jedoch fällt es in einem anderen gerade zusammen. Es ist ein auf und ab der Gefühle. Ich finde es sehr schwer über das Album zu reden, denn jeder, der es hört, wird die Songs anders interpretieren und auffassen. Wer genau hinhört, wird den Begriff "house of cards" in einem Song wieder finden.

Letzte Frage zum Abschluss: Welche großen und kleinen Ziele sind am Horizont. Wie sieht der Traum einer Zukunft aus, wenn man ohne Blick auf die Wirklichkeit losträumt?

Alle: Musik machen und Menschen finden, denen sie gefällt. Das ist eine Antriebskraft für uns. Und dann natürlich davon leben zu können. Zu touren, andere Plätze und Menschen zu treffen, ein Stück der "On-the-road-romantik". Das klingt alles vielleicht etwas banal, aber es ist schwierig, das anders zu beschreiben. So schwer das Geschäft auch ist, Musik zu machen bleibt immer etwas emotionales. Und solange das so ist, gibt es immer ein großes oder kleines Ziel am Horizont.

Vielen Dank für das Gespräch.

 

Was bleibt zu guter Letzt zu sagen? Die Nadine Kraemer Band widerlegt eindeutig die These, dass akustische Pop-Songs live nicht rocken. Das Potential der Lieder zeigt sich natürlich auch auf der CD – wir in der Redaktion haben bereits eine Vorabversion des Albums auf dem Tisch, die wir bei der nächsten Ausgabe unserer "aufgelegt"-Rubrik besprechen werden. Mehr zu House of Cards und zur Nadine Kraemer Band findet ihr auf der offiziellen Homepage und im regioactive-Profil der Band.