Down (live in Wiesbaden, 2008)
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Down (live in Wiesbaden, 2008) Foto: Till Schieck © regioactive.de

Zwölf Jahre nach dem Zusammenschluss vier bekannter Musiker erblickt die dritte Scheibe "Over The Under" von Down das Licht der Welt und überzeugt von der ersten bis zur letzten Minute mit ehrlichem, erdigem, groovendem Rock der Extraklasse.

{image}Wer sich in irgendeiner Weise für harten Rock oder Metal aus den Südstaaten interessiert, dem dürfte diese Band ein Begriff sein. Nicht nur deshalb, weil sie ihre Basis in New Orleans, Louisiana (kurz: NOLA – zugleich der Titel ihres ersten Albums) und den Blues im Blut hat, sondern auch weil sich hier eine wahre "Über"-Band zusammengefunden hat. Orientiert an Rockgiganten der 70er-Jahre wie Led Zeppelin und Black Sabbath, aber ungleich blueslastiger und zugleich metallischer, kreieren Phil Anselmo (Pantera, Superjoint Ritual), Kirk Windstein (Crowbar), Pepper Keenan (C.O.C.), Rex Brown (Pantera, Rebel Meets Rebel) und Jimmy Bower (C.O.C., Superjoint Ritual) einen atmosphärischen Stilmix. Musikalisch beeindruckend an Down ist vor allem der faszinierende Groove. Bass und Schlagzeug erzeugen ein wuchtiges Soundgerüst, das sich zusammen mit den Riffwänden der Gitarren auftürmt wie ein gigantischer Mangrovenhain, in dem die Dunkelheit lauert, schwül und stickig, alles ummantelt und jeder zu einem leichten Opfer für Kaimane und Moskitos werden kann. Aber Down sind auch mit einer ordenlichen Portion Wut und Aggression unterwegs, die sich nicht in Highspeed-Doublebass-Attacken, sondern vielmehr im tief aus der Seele kommenden Gesang Anselmos manifestieren.

Wo sonst vor dem Konzert der Support-Act auf der Bühne seine Chance bekommt, haben Down hier eine Leinwand platziert, auf der neben allerlei Homevideos aus dem Bandleben einige Hard'n'Heavy-Klassiker kredenzt werden. Auch wenn der Sound nicht sehr überragend war, gab es trotzdem etwas zu lachen. Als die Band schließlich unter lautem Jubel die Bühne betrat, tickte die Menge förmlich aus. Obwohl die Masse tobte und trotz aller Aufgeregtheit war das Aggressionspotenzial jedoch gleich null. Es herrschte vielmehr die pure Freude unter Gleichgesinnten, wie man sie auf Konzerten zu selten erlebt. Während des gesamten Sets zeigte sich das Publikum ungemindert begeistert, johlte, brüllte und streckte die Pommesgabel in die Höhe. Auch die vor Spielfreude förmlich sprühenden Musiker machten von Beginn an richtig Dampf.

{image}Wer Down kennt, weiß wie druckvoll diese Musik schon aus der heimischen Anlage dröhnt. Aber live wirkt es noch besser: Der Sound war während des gesamten Konzerts genial abgemischt. Keine Störgeräusche währenddessen und keine Hörschäden danach. Down sind ein feuerspeiendes Ungetüm, das sich von nichts besänftigen lässt – es nimmt sich, was es will. Und so wurde gerockt was die Köpfe hergaben, die Masse hielt wie in Ekstase dagegen und so schaukelten sich Band und Crowd immer höher und höher, bis es eigentlich nur noch den freien Fall nach unten hätte geben können. Den gab es zum Glück aber nicht, es ging im Höhenflug weiter. Als die Band dann nach gut zwei Stunden fertig war, kam es den Fans so vor, als hätten sie gerade mal eine Stunde gespielt – die Zuschauer wollten mehr! Es gab nur einen kleinen Dämpfer, denn Phil brach einen Song ab, um ein paar Leute etwas verärgert darauf hinzuweisen, dass sie es gefälligst unterlassen sollten, ständig Bierbecher durch die Gegend zu werfen.

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Unter den Down-Fans dürfte Einigkeit herrschen. Nach so einem Konzert kann man nur eine Bilanz ziehen: es hat sich gelohnt! Und es ist nicht übertrieben zu sagen, dass dieses Konzert mit Sicherheit zu den Besten des gesamten Jahres 2008 gehören wird. Es war so ziemlich perfekt, bot einen überragenden Sound in eine sehr begeisternden Location, dem Schlachthof in Wiesbaden. Die rießige alte Fabrikhalle vermittelt schon von außen das richtige Rock'n'Roll-Flair.

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