K.I.Z. (Karlstorbahnhof Heidelberg, 2008)
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K.I.Z. (Karlstorbahnhof Heidelberg, 2008) Foto: Jonathan Kloß © regioactive.de

Kaum eine andere Rap- Formation sorgte im vergangen Jahr für soviel Aufsehen, wie die Jungs von K.I.Z. Die im Jahr 2000 gegründete Rap-Gruppe begeisterte mit ihrem derzeitigen Album "Hahnenkampf" nicht nur die üblichen AggroBerlin-Anhänger, sondern auch HipHop-Andersorientierte und HipHop-Verächter. Mit ihrem provokanten und kontroversen Stil erreichen die Jungs um DJ Craft das, was viele Künstler vergebens versuchen: Es wird über sie geredet! K.I.Z. sind in aller Munde, und das nicht ohne Grund: jetzt beweisen sie sich auf der derzeitigen "Irgendwer Muss Es Ja Machen"-Tour.

Vierhundert Menschen pilgerten nach Heidelberg in den Karlstorbahnhof, um mit den "Kannibalen in Zivil" (einer der vielen Definitionen von K.I.Z.) Party zu machen. Zunächst ließen aber die Turntable Hools die Schallplatten kreisen und heizten die Fans mit einer facettenreichen Auswahl an Hits aus den 80ern, 90ern und dem Besten von heute gehörig ein.

Doch die Aufwärmphase war schneller vorbei, als die Fans pogen konnten. So war die Show der zwei maskierten DJs nach 20 Minuten vorbei und die Stimmung abgekühlt. Alle wollten K.I.Z. – und bekamen sie eine knappe halbe Stunde später auch. Um 21.45 wurde das Licht gedimmt und die Stimme von DJ Craft ertönte im Raum.

"Heidelberg, wollt ihr K.I.Z.? Dann klatscht in die Hände!" Alle klatschten erwartungsvoll in die Hände und hießen die "Künstler Im Zuchthaus" mit begeisterndem Jubel willkommen.

Schon durch ihr Eröffnungslied brachten die Wahl-Berliner die bunt gemischten Anhänger zum ausflippen. Vom Baggy-Jeans- bis zum Röhrenjeans-Träger: jeder war am Kopfnicken, Headbangen oder pogen. Die Rap-Kombo überzeugte durch ihre facettenreiche Musik, bei der Electro mit Punk-Elementen, Balladen mit Techno-Sound oder auch Rock mit HipHop-Beats vermischt werden.

Mit den Hits Pogen, Hahnenkampf (aus dem gleichnamigen Album) und Klassikern wie Böhse Enkelz ging es im Programm weiter. Die Stimmung war am überkochen, das Publikum gut gelaunt und ein breites Grinsen machte sich auf den Gesichtern der drei MCs bemerkbar. Überhaupt ging es sehr familiär zwischen den Performern und Zuschauern zu, z.B. wurden die Sonnenbrillen untereinander ausgetauscht und die Zigaretten geteilt. K.I.Z. lies es sich nämlich nicht nehmen, wie kleine Revolutionäre gegen das seit 2007 bestehende Rauchverbot zu verstoßen und performten mit qualmender Kippe ihr Raucherlied Pauch it!. Dabei wurden sie wie Messias gefeiert und einige ihrer Anhänger folgten dem Beispiel, indem sie sich auch eine Fluppe ansteckten.

Nach ca. 45 Minuten war der erste Teil der Show zu Ende, doch die Fans waren noch lange nicht zufriedengestellt. Ein wilder Chor aus "K.I.Z."- und "Zugabe"-Rufen forderte mehr. Als die Berliner daraufhin wieder die Bühne betraten, rastete das Publikum komplett aus. Jetzt wurde es richtig heiß.

Neben mehreren Versuchen des Stage-Diving (was aber nicht sonderlich gut zu klappen schien) und wilden Hin- und Her-Sprüngen, wurde stets mitgegröhlt und solide mitgerappt. Die Zuschauer waren sehr textsicher und unterstützen die drei MCs Tarek, Maxim und Euro8000 bei Tracks wie Spast, Der Schöne und das Biest und Walpurgisnacht tatkräftig. Vor allem die Double-Times (Sprechgesang, nur doppelt so schnell wie normal) von Maxim und Euro8000 überzeugten und die Stimmung ließ auf eine lange Nacht hoffen. Doch nichts ist für die Ewigkeit: die zweite Runde endete schon nach einer halben Stunde.

Die Musik der "Kriegsverbrecher in Zwangsjacken" kann man, wie ihren Namen, in keine definierte Schublade stecken und genau das macht sie so interessant. Sie haben es geschafft, durch ihr provokantes Auftreten, mit ihrer vielschichtigen Musik und ihrem Talent auch bei anderen Gruppierungen Anklang zu finden. Sie regen durch ihre kritischen Texte, ihren schwarzen Humor und ihre zynische Art zum Nachdenken an und begeisterten so viele Kritiker und Musikliebhaber, was man auch an ihrer Nominierung für den "Echo 2008" erkennen konnte.

Letzen Endes war die Darbietung – trotz ihrem relativ schnellen Ende – eine runde Sache. Die vier Kannibalen überzeugten durch ihr selbstsicheres Auftreten, ihren Wortwitz und natürlich durch ihren unverwechselbaren Sound. Auch wenn man so manches Lied vermisst hatte (wie z.B. die derzeitige Single Böhses Mädchen): die Crowd war begeistert. Sie haben die Grenzen des deutschen Sprechgesangs überschritten und man darf wirklich gespannt sein, was da noch auf uns zukommen wird.

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k.i.z.