Im Lieferumfang enthalten: fünfzig Gramm feinster Espresso aus Ecuador, der den Namen PechStumfolSchwarz trägt.

Im Lieferumfang enthalten: fünfzig Gramm feinster Espresso aus Ecuador, der den Namen PechStumfolSchwarz trägt.

Wenn man sich als Rezensentin der ersten Solo-Veröffentlichung des Singer/Songwriters Stumfol widmen möchte, dann muss man sich zuerst einmal die ganzen naheliegenden Kaffeklatsch-Metaphern verkneifen. Denn die neue 7inch des Musikers aus Weingarten trägt nicht nur den Namen "Coffee Sessions", sondern auch alles was sonst noch im Lieferumfang enthalten ist, hat mit dem beliebten koffeinhaltigen Heißgetränk zu tun. Eine synästhetische Expedition in die Welt der Arabicabohnen und der akustischen Klänge von Stumfol.

{image}Für Christian Stumfol gibt es keinen besseren Start in den Tag, als sich einen Kaffee zu machen und dazu einen guten Song zu hören, so erklärt der Künstler in einem Making-Of Video den Namen seiner neuen Platte. Diese ist zwar sein erstes Solorelease, sein Debüt auf musikalischem Boden hat er aber schon lange hinter sich gebracht: Zusammen mit seinem Bruder und einem weiteren Freund bildet er die Punkrockband Clap Your Hands Twice!!!, die schon einige Plattenverkäufe und erfolgreiche Shows feiern konnte. Nun wandelt der angehende Lehrer unter seinem Nachnamen auch auf Solopfaden und widmet sich hierbei seinen akustischen Stücken, die er schon zuvor auf Konzerten seiner Band präsentiert hatte.

{image}Bevor man aber die Platte selbst – eine 7inch mit den Songs Escape Plan und Final Drive – in die Hand bekommt, breitet sich beim Öffnen des Päckchens schon ein angenehmer Kaffeeduft im Raum aus. Denn Christian Stumfol lässt sich nicht lumpen und legt als Gimmick jedem Paket fünfzig Gramm feinsten Arabicakaffee vom Schwarzmahler, einem Fairtrade-Kaffeeröster aus Stuttgart, bei. Hat man sich von dem Koffeinflash der ersten Tasse erholt, geht es endlich an Coffee Sessions selbst und man kann nur über den Arbeitsaufwand staunen, den sich der Künstler da gemacht hat.

Die äußere Verpackung besteht aus einem alten Kaffeesack, der in Handarbeit bedruckt wurde. Und auch die eigentliche Plattenhülle selbst wurde von Hand bemalt: Sie ziert eine italienische Espressokanne mit zugehöriger Tasse, die nicht mit gewöhnlicher Wasserfarbe gemalt wurden, sondern stilecht und stringent mit dickem Espresso. Nur konsequent ist es da also, dass die Platte selbst auch einen milchkaffeefarbenen Anstrich bekommen hat. Das gesamte Artwork ist also zu 100 Prozent DIY, was man natürlich einerseits deutlich sieht, das Gesamtwerk aber andererseits noch viel charmanter und sympathischer wirken lässt – und so kommt es, dass man sich schon in die Platte verliebt, ohne überhaupt die Songs darauf gehört zu haben.

{image}Die beiden Tracks Escape Plan und Final Drive hat Stumfol komplett akustisch eingespielt, nur bewaffnet mit seiner Gitarre und einer Mundharmonika. Mit angenehm kratziger Stimme erzählt er von Situationen, die wir alle kennen: Vom Aufwachen nach einer durchzechten Nacht und von Gesprächen, die zwischenmenschliche Beziehungen grundlegend verändern. Ein Punkrockband-Mitglied, das nun akustische Folk-Songs präsentiert – der Vergleich zu Chuck Ragan ist nicht von der Hand zu weisen, lässt Christian Stumfol sich doch gerne von eben diesem inspirieren. Trotzdem kreiert der Musiker seinen eigenen Sound, der den Hörer direkt und unkompliziert mitnimmt. Es bleibt also zu hoffen, dass Stumfol weiterhin so fleißig an seiner Musik bastelt und in naher Zukunft ein ganzes Album veröffentlicht.

Zum Abschluss muss dann doch noch eine Kaffee-Floskel herhalten: Eine Platte, die Tast-, Geruchs-, Geschmacks- und den Hörsinn anspricht – kalter Kaffee ist das ganz bestimmt nicht. Im Gegenteil, sie findet so großen Anklang, dass die auf 100 Stück limitierte Scheibe schon fast ausverkauft ist. Wir geben einer detailverliebten DIY-Produktion und Stücken, die unter die Haut gehen, viereinhalb von fünf Punkten und hoffen, von Christian Stumfol bald mehr zu hören.

Wertung: ++++½ (von +++++)