Dioramic

Dioramic © Max Nicklas

Vor ihrem Konzert in Ludwigshafen auf ihrer "Complexity is Dead"-Tour haben wir uns mit Anton und Arkadi Zaslavski und Jochen Müller, die seit 2002 zusammen Dioramic sind, zu einem Interview getroffen. Auch Livekeyboarder Max Nicklas und Tontechniker Sascha Hoffmann haben sich dazu gesellt, um ihren Teil zum Gespräch beizutragen. Diskussionen über Kritiker, die Situation für deutsche Bands in der Republik und Superhelden entstanden - erfahrt hier, wie es dazu kam.

{image}regioactive.de: 2010 wart ihr auf einer eigenen Tour, jetzt mit The Intersphere und Caesars Rome (Ex-Lion and the Wolf) auf der "Complexity Is Dead"-Tour. Wie kam diese Kombination zustande?
Jochen: Ich weiß es gar nicht so genau. Als The Intersphere noch Hesslers hießen haben wir bereits einige Konzerte mit ihnen gespielt, ich glaube 2 oder 3 waren das. Dann hatten sie die neue Platte interspheres><atmospheres veröffentlicht und spielten im Dortmunder FZW und haben bei uns angefragt, ob wir nicht Support machen wollen. Dann sind wir da hingefahren, haben uns super verstanden und dann kam nach und nach die Idee, mal zusammen auf Tour zu gehen. Und so hat sich das langsam angenähert.
Und wie kamen dann noch Caesars Rome dazu?
Jochen: Das war glaube ich ein Vorschlag von The Intersphere, die hatten sie an der Hand, keine Ahnung wieso oder woher. (Nachzulesen in unserem Interview mit The Intersphere)

{image}Die Tour ist so geplant gewesen, dass ihr euch als Headliner abwechselt. Was habt ihr bisher für Erfahrungen gemacht, gibt es irgendwelche Anekdoten?

Jochen: Prinzipiell war das ganze Konzert in Stuttgart eine Anekdote. Es war nichts los, ich weiß nicht, was mit denen los war.

Arkadi: Nix. Zombies.

Max: Bei The Intersphere vorher war ja noch viel los. Dann haben wir geheadlint und das war falsch.

Eigentlich seid ihr ja zu dritt, aber Max ist eure Liveverstärkung. Das machst du ja jetzt auch schon eine Weile?

Max: Ungefähr 2, 2½ Jahre.

Gibt es von eurer Seite aus Überlegungen, ihn fest in eure Besetzung aufzunehmen oder wollt ihr als Trio weiterhin wahrgenommen werden?

Anton: Der ist einfach zu dick! Der passt einfach nicht rein.

Arkadi: Er ist ja ein festes Mitglied, er ist ein fester Livekeyboarder bei uns.

Ja, aber wenn man Dioramic auf den Pressefotos sieht, sieht man nur euch drei.

Arkadi: Weil wir schön sind.

Ich merke schon in welche Richtung das hier geht!

Arkadi: In die ehrliche.

Jochen: Größtenteils machen wir die Sachen zu dritt, und wer weiß, vielleicht wird es sich ja ändern.

Ihr seid seit einiger Zeit bei Lifeforce Records, wo schon Caliban, Heaven Shall Burn und viele andere ihre Anfangszeiten verbracht haben. Inwieweit hat euch das Label voran gebracht?

Anton: Sie haben die Plakate für die Tour bezahlt!

Jochen: Und sie haben uns geholfen, die Platte rauszubringen, den Kontakt zu den Vertrieben hergestellt und überhaupt den ganzen Release gemacht. Ohne Label ist es schwieriger, eine Platte zu veröffentlichen.

Ihr habt schon für Skindred, Therapy? oder War From A Harlots Mouth Support gemacht. Gibt es noch Bands auf eurem Wunschzettel, die ihr gerne supporten wollt?

Arkadi: Cradle of Filth, Mayhem, Slayer.

Anton: Mayhem, Cradle of Filth, Slayer.

Jochen: Die Reihenfolge ist relativ egal. Celtic Frost wär auch geil.

Arkadi: Wintersun, Megadeth, Metallica. Deep Purple, aber nur mit Orchester.

Anton: Rush, aber nur die alten aus den 70er Jahren.

Jochen: Wenn wir eine Zeitmaschine hätten...

Max: ...dann Michael Jackson.

Anton: Ist die Frage jetzt ohne Zeitmaschine gestellt?

Jochen: Ansonsten, wen hätten wir noch? Yes, zu Close To The Edge-Zeiten, oder Genesis. Was cool war zum Beispiel war mit Karnivool, da haben wir in Stuttgart gespielt, das hat ziemlich gut zusammen gepasst. Einfach auch, weil die ein bisschen progressiver unterwegs sind und da ist das Publikum anscheinend ein bisschen offener.

{image}Zurück zu eurer Musik: Egal welche Kritiken man durchliest, da steht immer ihr seid sehr experimentell. Muss man heutzutage irgendwie etwas außergewöhnliches und anderes machen, um wahrgenommen zu werden und nicht in der Masse unterzugehen?

Arkadi: Nein, überhaupt nicht.

Jochen: Ich glaube auch nicht, ich glaube das ist sogar eher schwieriger.

Arkadi: Ich glaube es kommt nicht darauf an was man macht, sondern wie man es macht.

Max: Es ist die Masse, die oft das Problem ist.

Arkadi: Wieso?

Max: Je mehr scheiße es gibt, desto weniger können die Bands, die wirklich gut sind, dadurch rausstechen.

Anton: Aber auf der anderen Seite, je mehr scheiße es gibt, desto mehr sticht das Gute ja dann auch raus.

Arkadi: Aber es wird nicht mehr erkannt.

Anton: Ich würde sagen es ist im Prinzip fast egal ob man das macht was alle anderen machen oder was komplett anderes, wenn man was gut macht hat man immer eine Chance.

Arkadi: Eigentlich ist das richtig, ich glaube die Chancen sind gleich. Wenn man sich diese Metalcore-Band anschaut, die ganz neue, die jetzt total in ist, Asking Alexandria. Die sind jetzt groß rausgekommen, machen aber nichts Neues, das gab es vor fünf Jahren auch schon, in besserer Form, und haben einen riesen Erfolg. Wieso?

Anton: Ich sag ja, es kommt drauf an, wie man etwas macht.

Arkadi: Ich glaube es ist wirklich so, wenn man etwas außergewöhnliches macht hat man es schwerer.

Anton: Nee, du hast vorhin gesagt die Chancen sind gleich.

Arkadi: Ich bin auch zwei Personen.

Jochen: Ich glaube gerade in Deutschland ist es schwierig. Z.B. bei Karnivool fällt mir gerade ein Unterschied auf, weil wir erst letztens mit denen gespielt haben. Die kommen aus Australien und haben einen riesen Erfolg weltweit und machen auch keine 08/15-Musik, sondern machen sich auch viele Gedanken darum. Bei denen funktioniert es. Nur in Deutschland hab ich das Gefühl ist es wirklich schwerer...

Arkadi: ...für deutsche Bands.

Jochen: ...im eigenen Land mit etwas anderem zu punkten. Die sind da immer etwas auf Distanz.

Sascha: Dann noch angesichts der Tatsache, dass du keinen Plattendeal hast, es aber immer von der Plattenfirma heißt, man soll sich erst mal eine Base erspielen. Aber wenn es halt keinen in Deutschland interessiert, weil Deutschland halt Deutschland ist, dann wird es verdammt schwierig, als deutsche Band überhaupt an einen Deal zu kommen.

Arkadi: Es ist ein Teufelskreis.

Sascha: Am Schluss brauchst du das Label gar nicht mehr, weil du dann überall die Leute selbst ziehst.

{image}Habt ihr eigentlich schon im europäischen Ausland gespielt oder werdet ihr da noch hinkommen?

Jochen: Bisher nur in Österreich und der Schweiz.

Anton: In Frankreich mal eine Show, ganz nah an der Grenze, aber das war eine Ausnahme.

Jochen: Es ist schwer, dass sich so etwas lohnt. Es würde sich nur für uns lohnen, wenn ein fetter Support-Slot frei wäre, bei einer Band, die gerade europaweit unterwegs ist. Da muss halt dann die Bookingagentur aktiv werden, dann würde das funktionieren, aber wenn wir einfach rumfahren und Konzerte spielen würden, würde sich das nicht rentieren.

Arkadi: Das machen viele, aber ich glaube das macht auf Dauer kaputt. Man fährt in besetzte Häuser und JUZen in Kroatien, spielt vor 5 Leuten, pennt auf dem Boden, fährt wieder zurück, das dann drei Jahre und man hat keinen Bock mehr. Und für wen dann? Bringt ja nix. Von daher muss man gleich Millionen verdienen und berühmt sein! Und das streben wir an!

Anton: Weltherrschaft.

Arkadi: Weltherrschaft, klar, alles andere ist lächerlich.

Wenn wir nochmal kurz zurückgehen zum Thema des Experimentellen: Was würdet ihr sagen, wenn ein Kritiker sagt, ihr seid zu experimentell, wie würdet ihr ihm erklären, was ihr macht?

Jochen: Ich hätte da überhaupt nicht die Motivation, er kann ja sagen, was er will.

Sascha: Plattenkritiken sind ja eh Labelpolitik. Da schickste einfach dem, der die Rezension schreibt, ein schönes Päckchen mit einem T-Shirt, dann kriegt er noch ein Käppchen dazu und einen Sticker...

Arkadi: Eigentlich ist es völlig egal, jeder Mensch hat einen anderen Geschmack, ist anders aufgewachsen, mit anderen Freunden, hat andere Musik gehört.

Sascha: Du gehst aber weiterhin davon aus, dass die das subjektiv betrachten, mit dem Päckchen eben bestochen werden.

Arkadi: Sagen wir mal die sind nicht bestochen worden.

Anton: Leute, die Musik am besten verstehen, schreiben keine Kritiken. Sondern die verbringen ihre Zeit anders als Kritiken zu schreiben, würde ich jetzt mal so behaupten.

Jochen: Wobei, es gibt auch viele Musikwissenschaftler.

Anton: Ich sag jetzt mal die Masse, die Sachen bewertet, auch im Internet gibt es hunderte Blogs, die haben alle im Prinzip keine Ahnung, musikalische Kenntnisse haben sie nicht unbedingt.

Jochen: Da kann ja jeder anfangen seinen Blog zu machen, sobald er gelesen wird und sich aus irgendeinem Grund etabliert weil er lustig ist oder unterhaltsam, es muss ja noch nicht mal gut sein, was da steht, dann kriegt er schon automatisch irgendeine Autorität, die ihm eigentlich überhaupt nicht zusteht, denn seine Urteilsfähigkeit wird ja nicht durch einen unterhaltsamen Blog verstärkt. Im Grunde weiß man nie, wer derjenige genau war, der einem eine schlechte Kritik aufgedrückt hat oder sonst was. Es kann ein Idiot sein, es kann einer sein, der total den Durchblick hat.

Anton: Was ich eigentlich damit sagen wollte, dass viele keine Ahnung haben ist, dass man die Musik vielleicht nicht richtig versteht und sie deshalb nicht richtig gefällt, aber das ist ja absolut in Ordnung. Sie muss ja nicht jedem gefallen. Es kann auch irgendwas verdammt geiles sein, perfekt komponiert, perfekt gespielt, ich hör es mir an, und wenn es mich nicht berührt, dann ist es scheiße. Egal wie gut es gespielt ist, egal wie gut es komponiert ist, wie viel dabei ist, wenn es mich nicht berührt dann ist es scheiße. Also aus meiner Sicht. Das heißt aber nicht, dass die CD oder die Musik schlecht ist, sondern dass es mir einfach nicht gefällt.

Max: Ja, aber viele können das nicht trennen.

{image}Ja, aber mal angenommen, dass ein Kritiker eine neutrale Person ist...

Anton: Ist er nicht. Neutrale Personen gibt es in Sachen Geschmack nicht. Es gibt Faktoren, z.B. wie etwas gespielt ist, das kann man relativ gut beurteilen.

Jochen: Wenn jemand gut spielt oder wenn es technisch solide klingt ist das ja schon ein Indikator. Aber eigentlich sollten die Kritiker viel mehr danach gucken, wie nur die Qualität innerhalb des Genres meinetwegen ist, wie gut die Produktion ist, also die ganzen technischen Gesichtspunkte berücksichtigen und dann muss man halt wirklich aufpassen, irgend eine Band komplett zu verurteilen oder komplett in den Himmel zu loben, einfach nur aus persönlichen Interessen, weil damit glaube ich läuft man Gefahr, seiner Verantwortung einen Abbruch zu tun. Man will ja im Prinzip den Leuten einfach nur ein gutes oder richtiges Bild so weit es möglich ist vermitteln.

Anton: Eigentlich müsste man nur beschreiben und gar nicht bewerten. Der Hörer müsste das eigentlich bewerten.

Anfang 2010 habt ihr Technicolor veröffentlicht. Wie sieht es aktuell bei euch aus? Neue Songs am Start, Album in Planung?

Jochen: Wir gehen im Juli und August ins Studio. D.h. Anfang 2012 wird die Platte dann rauskommen.

Sascha: Es wird auch schon ein neuer Song live gespielt.

Jochen: Zwei.

Anton: Gut gerechnet, Dummkopp!

Ich fand euer Pressefoto mit dem Superman-Shirt super: Welcher Superheld wärt ihr gerne oder welche Kräfte hättet ihr gerne?

Max: Batman, oder?

Anton: Das ist eine schwierige Frage. Das kommt drauf an wonach man geht, wenn man nach dem Aussehen geht, dann würde man mich wahrscheinlich eher mit Hulk in Verbindung bringen.

Arkadi: Bist du so hässlich?

Sascha: Wegen deinem grünen Gesicht oder was? Das kommt vom Essen.

Jochen: Wen gibt es denn da alles?

Max: Spiderman, X-Men, Fantastic Four...

Sascha: Thomas D ist bei den Fantastic Four.

Jochen: Dann wär ich gern Smudo.

Anton: Dann wär ich gern Thomas D.

Max: Andy Y.

Anton: Arkadi, du musst noch was sagen.

Jochen: Ich kenn mich mit Superhelden ehrlich gesagt gar net so aus.

Anton: Es gibt so viele, aber die sind eigentlich alle Kacke!

Jochen: Wo gab es das Kostüm überhaupt?

Arkadi: Im Toys 'R' Us.

Anton: Für 8-12-jährige.

{image}Arkadi: 4-12 sogar, deswegen war es mir auch zu kurz, als es aufgepumpt wurde. Superman, ist der cool?

Anton: Superman ist cool.

Max: Nee, Superman geht so.

Jochen: Superman kann viel, nur Kryptonit ist dann scheiße.

Max: Superman ist aber schizophren und depressiv.

Sascha: Und er schafft es nicht, seine Gefühle für Louis Lane zu zeigen.

Arkadi: Aber, in seinem Namen ist Super. Und was kann super noch toppen?

Jochen: Supra.

Anton: Ja, Supraman ist quasi die Weiterentwicklung von Superman.

Sascha: Aber gibt es nicht einen Superhelden mit ner Zahl hintendran, so 5000 oder so?

Arkadi: Supraman 5000.

Anton: Supraman HD.

Arkadi: Wir wären gerne Supraman 5000 HD Pro Deluxe.

Anton: 2.0

Sascha: Mit nem neuen Update

Arkadi: 2.1

Danke für das Interview!

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