Anat Fort Trio

Anat Fort Trio

Der Auftritt des Jazz-Trios der israelischen Pianistin Anat Fort im Heidelberger Karlstorbahnhof hinterließ einen gemischten Eindruck, was auch auf den unausgewogenen Klang zurückzuführen war.

{image}Man kann gegen Manfred Eicher und den sanften, luftigen, manchmal flüchtigen Klang seiner ECM-Aufnahmen einiges einwenden, beispielsweise dass er manchmal der Musik Spannung und Intensität raubt und sie durch harmonischen Wohlklang ersetzt. Gelegentlich ergibt sich allerdings die Möglichkeit einzuschätzen, wie Musiker ohne Eichers direkten Einfluss klingen - und nicht immer ist das Ergebnis positiv, wie das Konzert der Jazzpianistin Anat Fort im Heidelberger Karlstorbahnhof bewies. Anat Ford wurde in Israel geboren, lebt aber schon seit vielen Jahren in New York. Ihr Trio vervollständigt der aus Brooklyn stammende Bassist Gary Wang und der in Heidelberg geborene Roland Schneider. Im letzten Jahr veröffentlichte das Trio das Album And If. Es zeigt die Band, wie man es von einem ECM-Album erwarten würde: sanft, luftig und gelegentlich etwas flüchtig.

Der Auftritt im Karlstorbahnhof trug einen vollkommen anderen Charakter, was zu einem bemerkenswerten Teil am Schlagzeugspiel von Roland Schneider und vor allem an dessen Abmischung lag. Auf dem Studioalbum spielt er sanft und gefühlvoll, im Konzert drischt er jedoch mit den Stöcken auf Trommel und Becken ein, als gäbe es kein Morgen. Wenig überraschend übertönt das großzügig mit Mikrophonen ausgestattete Drum-Set den Bass und das Klavierspiel. Wem will man dafür die Schuld geben? Schneider? Der gesamten Band? Den Technikern im Karlstorbahnhof?

Wie auch immer, von einem harmonischen Gesamtklang kann unter diesen Umständen keine Rede sein. Bassist Wang geht in dem Schlagzeug-Lärm vollkommen unter, Pianistin Anat Ford behauptet sich besser, aber lediglich, weil es einige Stücke gibt, in denen Schneider nicht trommelt, sondern Besen verwendet. Dem Herrn sei's gedankt, denn dadurch vermögen die wenigen Zuhörer die Klasse von Stücken wie En If und Minnesota vernehmen. Die flüssigen lebendigen Kompositionen der Pianistin vermitteln, was unter anderen Umständen möglich gewesen wäre.

So ist es gar nicht leicht zu beschreiben, was für eine Art Pianistin Anat Fort eigentlich ist. Fest steht, sie beherrscht sowohl das lyrische wie auch das perkussive Spiel. Man wünschte sich von ihr gelegentlich mehr Entschlossenheit, mehr Persönlichkeit und ja, ganz ehrlich, auch mal ein unbegleitetes Klaviersolo. Denn - so unglaublich es klingt - meistens spielte sie neben einem viel zu lauten Schlagzeug nur die zweite Geige.