Wenige Tage bevor die Ära "Substage" in Karlsruhe zu Ende geht und der bekannte Kultclub umzieht, hat sich hier noch einmal eine Größe aus dem Musikbusiness die Ehre gegeben. Kein geringerer als Gitarrist David Rhodes, bekannt durch über 30 Jahre enge Zusammenarbeit mit Rockveteran Peter Gabriel, stellte am Donnerstag dort sein erstes Soloalbum vor.

{image}Mit Bittersweet geht David Rhodes neue Wege, mit dem klaren Ziel, sich musikalisch aus dem Hintergrund hervorzutun und nicht länger nur die Großen mit seinem ausgefeilten Gitarrenspiel zu unterstützen. Er habe den Punkt erreicht, an dem er etwas für sich tun wolle, so der 54jährige Musiker gegenüber der Presse. Fragmente eigener Songideen seien bereits seit Jahren in seinem Kopf rumgegeistert, und nun habe er sie in einer lediglich viertägigen Studiosession mit Freunden zu einem Ganzen geformt: einem Album mit zehn Stücken darauf. Als Rhodes im Substage die Bühne betritt um seinen Laptop samt Equipment aufzubauen, wirkt er nervös. Zu absurd erscheint ihm immer noch der Zustand, alleine durch die kleinen Clubs in Deutschland, Frankreich und Italien zu touren, ohne Tourbus und ohne Crew. Wenig später, er hat bereits das Konzert mit den ersten Gitarrenriffs eröffnet, genießt der Brite sichtbar die Aufmerksamkeit seines Publikums, welches er wesentlich direkter ansprechen kann als die ausverkaufte Wembley-Arena, in der er schon mehrfach für Gabriel spielte.

{image}Dass er einst Bildhauerei an der Kunstschule in England studierte, zieht sich auch heute noch wie ein roter Faden durch seine Arbeiten, denn David Rhodes spielt nicht einfach E-Gitarre, er kreiert Skulpturen: Aus Sound, aus Techniken und skurrilen Scratch-Geräuschen, die er zu rockigen Songs zusammenbaut. Die zehn Stücke, die er an dem Abend präsentiert, kommen mit sattem Sound rüber und erzählen von Beziehungen, Sehnsüchten und Bienen – seinem Leben halt. Auf Licht- und Show-Effekte hat der Brite bewusst verzichtet. So pur wie möglich will er sich und sein Gitarrenspiel auf die Bühne bringen. Hier und da ein witziger Spruch zum Publikum und man merkt, dass Rhodes sich in seiner neuen Rolle wohlfühlt. Dem allzu neugierigen Zuschauer, der durch auffällige Verrenkungen versucht, dem Laptop, der zu Davids Füßen steht, Infos zu entlocken, kommt er – gewohnt hilfsbereit und überaus höflich – entgegen, indem er den Mac Richtung Publikum dreht und verrät, dass er "just checking my e-mails and trying to keep up with the bee-forum" sei.

Ein smarter Kerl und ein schöner Konzertabend, der ihm hoffentlich ein vielversprechender Start in seine Solokarriere ist. Als Support-Act sind derzeit Paintbox aus Schweden mit on tour. Mit Cello, Ukulele, Schlagzeug und Gitarre setzte die dreiköpfige Band experimentelle Stücke gekonnt in Szene, rund um die extrem wirkungsvolle Stimme der 27-jährigen Frontfrau. Ein wirkliches Erlebnis der besonderen Art, das in Verbindung mit dem berühmten Hauptact nicht verpasst werden sollte.