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Zoe Wees, live in Hamburg, 2024 © Falk Simon

Intimität ist auf St. Pauli traditionell ja eher ambivalent zu betrachten. Im Hamburger Musikclub Bahnhof Pauli allerdings gibt es heute Abend tatsächlich einen intimen Abend. Dafür sorgt Zoe Wees mit einem ungewöhnlich Konzert.

Sie tritt inzwischen in den ganz großen Hallen der Konzertszene auf und dennoch – oder gerade deshalb – genießt Zoe Wees die enge, kuschelige Atmosphäre in den Katakomben des Klubhauses St. Pauli.

Jeder im Saal, der einer U-Bahn-Station nachempfunden ist, kann ihr ganz nah sein – es braucht keine Videoleinwände und mannshohe Lautsprecherboxen.

Lediglich ein Gitarrist und eine Keyboarderin stehen ihr zur Seite. Zoe Wees ist erkennbar gerührt und zeitweise nervös ("Sorry, ich bin so aufgeregt heute") ob dieser heimeligen Location. 

Mischung der großen Gefühle

Jeder der Songs geht ihr sehr nahe, sie erzählen Geschichten von Liebe, Enttäuschung, Leid und Hoffnung. Melancholie wabert genau so schwer durch den Raum wie der rot-violett getränkte Kunstnebel, der erst in der zweiten Hälfte des Auftritts mit dem neuen, energiegeladenen Song "Bubble Gum" aus dem Saal geblasen wird.

Die Mitfühltränen sind schlagartig getrocknet, die Fans kommen in Wallung, Jubel, Beifall und Zugabe-Rufe brechen aus. Gesteigert wird die jetzt ausgelassene Stimmung noch in der Zugabe, die mit dem Welthit "Control" beginnt. Beim finalen DJ-Mix ihres Songs "Never be lonely" von Jax Jones gibt es kein Halten mehr.

Konzertunterbrechung

Dann gibt es plötzlich eine Schrecksekunde, in der ein ihr vertrauter Fan in der ersten Reihe kollabiert. Sie hält abrupt die Musik an, besorgt Wasser und schickt ihre eigene Therapeutin zu Hilfe.

Nach wenigen Minuten ist alles wieder gut, der Song wird ein zweites Mal gespielt und die tanzenden Fans sind wieder ausgelassen. Zoe Wees bedankt sich herzlich bei ihnen:

"Danke, dass ich mit meiner Musik mir und euch helfen kann. Es macht mich stark. Dafür liebe ich euch."

Eine Message für Klein und Groß

Die 22-jährige Hamburgerin hat ihre nicht einfache Kindheit und Jugend überstanden und kann diese Kraft ihrem Publikum vermitteln. Wer glaubte, nur herzschmerz- und liebeskummergeplagte Teenager darin vorzufinden, hat sich getäuscht.

Zoe Wees' Message, dass man es aus tiefen persönlichen Krisen heraus schaffen kann, wenn man stark ist und an sich glaubt, berührt ihre Fans inzwischen generationenübergreifend.

Und so verlassen den Bahnhof Pauli die Kinder mit ihren großen Geschwistern und deren Eltern bestimmt zuversichtlich(er).