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Depeche Mode (live in Frankfurt 2023) © Torsten Reitz

So viel ist passiert seit der letzten Tour von Depeche Mode. Aber auch die schlimmsten Schicksalsschläge scheinen Depeche Mode nicht umzuwerfen. Im Gegenteil. Sie schöpfen scheinbar Kraft und Willen daraus und wandeln alles in noch mehr Energie.

Noch während die schweren Bässe durch das Frankfurter Stadion wummern, herrscht beim Publikum eine erwartungsfrohe, aber auch gespannte Atmosphäre.

Was hat sich alles verändert seit der Pandemie und wie wirkt sich der Schock über den Tod von Andrew Fletcher auf die legendären Live-Shows von Depeche Mode aus? Schließlich entstand unter eben diesen Bedingungen das neue Album "Memento Mori".

Düsteres Opening

Unter großem Applaus betreten Depeche Mode die Bühne und Dave Gahan beginnt mit düster klingenden Gesang zum neuen Song "My Cosmos Is Mine". Durch den schwer atmenden Industrialsound hindurch kämpfen sich stetig die Klänge der Synthesizer.   

Deutlich lebhafter ist der ebenfalls neue Song "Wagging Tongue". Dave Gahan tanzt mit seinen typisch aussschweifenden Gesten über die Bühne, während treibende Bässe die Melodie umspielen.

Positive Energie

Schon jetzt ist spürbar, dass Depeche Mode mit einer besonders intensiven Energie auf der Bühne stehen. Noch mehr als bei früheren Shows scheinen sie die Tragödien der vergangenen Jahre in neue, positive Energie umzusetzen. Mit "Walking In My Shoes" wechselt der Sound in eine gefeierte Tanzparty.

Diese Explosion aus Kraft und Dynamik lässt das Publikum erstmals so richtig ausrasten. Die heulenden Gitarrenriffs, die melodischen Klänge der Synthesizer und das hämmernde Schlagzeug geben den Rahmen für die Gesangseinlagen des Publikums, die Dave Gahan mit seinem Mikorofonständer einfordert.

Back to the 90's

Weiter geht die Reise zuürck in die 1990er Jahre mit dem nächsten Hit "It's No Good". Die ausladend extrovertierten Gesten von Dave Gahan lassen keine Pause zu. Die Energie des kraftvollen Sounds lässt erneut das ganze Stadion toben.

Ein emotionaler Kontrast ist das recht selten gespielte "Sister Of Night". Seit 2001 nicht so häufig gespielt wie bei der aktuellen Tour passt der Song mit seiner düster, mystischen Melodie perfekt in die Setlist und liefert statt purer Energie nun die emotionale Intensität.

Perfekt abgestimmt explodiert aus dem ruhigeren Opening von "In Your Room" dann wieder diese unwiderstehliche Energie aus hypnotisch tanzbaren Synthieklängen und heulenden Gitarrenriffs.

Besondere Emotionen

Das nächste Highlight ist das gefeierte "Everything Counts". Dave Gahan peitscht das Publikum mit seinem Gang über die Vorbühne hoch und auch das hypnotische "Precious" mit seinen kraftvollen Synthieklängen wird lautstark abgefeiert. 

Ganz anders wirkt die neue Ballade "Speak To Me". Die dramatischen Einzelschläge des Schlagzeugers bauen eine Spannungskurve auf, aus der Dave Gahan mit dunkler Stimme eine Stimmung erzeugt wie bei einer dunklen Messe. 

Diese pure Emotion nutzt Martin Gore für "A Question Of Lust" und setzt danach ein ungewöhnliches Highlight. Die neue Akustik-Ballade "Soul With Me" ist extrem gefühlvoll gesungen von Martin Gore, passt aber mit dieser intensiven Emotion genau ins Programm. Dave Gahan findet es: "Wonderful".

Erinnerung an Andrew Fletcher

Nach dem nächsten neuen Song "Ghosts Again", der mit seiner mitreißenden Melodie den Gesang von Dave Gahan umspielt, folgt mit "I Feel You" ein wahrer Gewittersturm. Depeche Mode ziehen alle Register, um das Publikum zur totalen Ekstase zu treiben.

Der Song "World In My Eyes" wird schließlich zur großen Erinnerungsreise an Andrew Fletcher. Während im Hintergrund sein Bild zu sehen ist und er sich stetig vom jungen Musiker zum erfahrenen Künstler verändert, liefern die Synthie-Klänge eben den Sound, der ihn ausgemacht hat. Es ist eine ekstatische Verneigung vor einem großen Künstler.

Vollgas bis zum Ende

Nach diesem letzten emotionalen Song brechen nun alle Dämme. Das dramtische "Wrong" untermalt mit seinem treibenden Sound die Stimme von Dave Gahan, die wie aus der Dunkelheit ins Licht dringt. Das mit rotem Licht inszenierte "Stripped" ist ein visuelles Spektakel, getragen von den fesselnden Klängen des Keyboards. 

Als schließlich die ersten Töne von "Enjoy The Silence" erklingen, ist das Publikum längst auf dem maximalen Energielevel angekommen. Daraus entwickelt sich ein Spektakel von mehr als sieben Minuten. Dave Gahan heizt auf der Vorbühne das Publikum an, die kleinen Zusatzsequenzen verlängern den Song. Am Ende betritt Martin Gore die Vorbühne und feuert seine Gitarrenriffs ins Publikum, während Dave Gahan hinten zelebriert. Tosender Applaus ohne Ende.

Einfach grandios

Die Zugabe startet mit einem sehr ungewöhnlichen Song. Dave Gahan und Martin Gore stehen auf der Vorbühne und singen gemeinsam mit gedämpften Stimmen "Waiting For The Night". Dazu erklingen von hinten die sanften, melodischen Klänge der Keyboards. Diese ergreifenden Klänge werden dann abgelöst von einem Gewitter an Hitsounds.

Beim mitreißend hypnotischen "Just Can*t Get Enough" zieht Dave Gahan alle Register, um das Publikum anzupeitschen. Als er dann mit großen Gesten zu "Never Let Me Down Again" die Arme schwenkt, folgt das ganze Publikum im Stadion seinen Bewegungen. 

Eine solche Energiewelle muss sich entladen und schafft es mit dem letzten Highlight "Personal Jesus". Das Publikum feiert eine gigantische Show, der Applaus will nicht enden. Depeche Mode haben diesen schweren Weg gemeistert und feiern mit ihrem Publikum eine Show auf absolut höchstem Level.

Setlist:

My Cosmos Is Mine / Wagging Tongue / Walking In My Shoes / It's No Good / Sister Of Night / In Your Room / Everything Counts / Precious / Speak To Me / A Question Of Lust / Soul With Me / Ghosts Again / I Feel You / A Pain That I'm Used To / World In My Eyes / Wrong / Stripped / John The Revelator / Enjoy The Silence // Waiting For The Night / Just Can't Get Enough / Never Let Me Down Again / Personal Jesus

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