Måneskin © Adele Sakey
Kurz nach acht geht das Deckenlicht aus. Hinter den großen roten Vorhängen werden Scheinwerfer eingeschaltet, die darauf deutlich abgezeichnete Silhouetten hinterlassen.
Die Spannung steigt
Wenige Sekunden später ertönen die ersten Klänge von "Don’t Wanna Sleep", dazu setzten Måneskin ihre Schatten perfekt in Szene. Es folgt ein ausgiebiges Intro, bis der Vorhang schließlich zu Boden fällt.
Zum Vorschein kommen Leadsänger Damiano, Gitarrist Thomas, Bassistin Vic(toria) und Schlagzeuger Ethan. Für den Retro-Flair hängt ein klassisches Mikrofon von der Decke.
Très chic
Jedes der Mitglieder ist stilvoll gekleidet und schmeichelt dem Outfit der jeweils anderen. Sie sehen ein bisschen aus wie Stewardessen, naja, in einer verruchteren, rockigeren Version. Mit schwarz lackierten Nägeln und makellos sitzendem Make-up verpassen Måneskin ihrem Look einen Feinschliff.
Links und Rechts von der Stage sind hochkantige Displays installiert, die das Geschehen live und zunächst tatsächlich nicht in Farbe, sondern schwarz-weiß übertragen. Durch die Kameraaufnahmen hat jede:r aus jedem Winkel der Arena das Gefühl, Måneskin hautnah mitzuerleben.
Zwischen Melancholie und Ekstase
Während ihres Sets switchen Måneskin regelmäßig zwischen englischen und italienischen Texten, auch stimmungstechnisch gleicht die Show einer Achterbahnfahrt. Die ruhigen Momente eignen sich ideal für eine kurze Verschnaufpause.
Gut zwei Drittel des Konzerts füllen Måneskin mit aktuellen Songs ihres zweiten Albums "RUSH!", das noch keine zwei Monate alt ist. Dazwischen spielen sie immer wieder aus ihrem Debütalbum "Teatro d'ira - Vol I.".
"I'm on my knees when I'm beggin'"
Als sie ihre viral gegangene Version von "Beggin'" (Madcon) spielen, erweist sich die Crowd als absolut textsicher.
Das Cover befindet sich auf der 2017 veröffentlichten EP "Chosen". Vor deren Release nahmen Måneskin an der Castingshow X Factor teil und zogen bis zum Finale. Seitdem haben sie sich in Italien etabliert.
Durch ihren Sieg beim Eurovision Song Contest 2021 mit "Zitti e buoni", der an diesem Abend (selbstverständlich) ebenfalls performt wurde, gewannen Måneskin auch außerhalb Italiens an Bekanntheit.
Volle Solidarität
Als sie ihren Anti-War-Song "Gasoline" spielen, wird Feuer auf der Bühne entfacht. Einige Zuschauer:innen schwenken Ukraine-Flaggen. Die Band positioniert sich: volle Solidarität mit der Ukraine! Ihre geplanten Konzerte in Russland haben Måneskin abgesagt.
Die Nationalflagge Italiens und einige Regenbogenflaggen sind ebenfalls in der Menschenmenge zu sehen. Sowohl Måneskin selbst, als auch ihre Fans stehen für Diversität ein.
Slow Songs auf der B-Stage
Gegen Halbzeit verlassen Måneskin die Bühne und die Arena verdunkelt sich wieder. Einen Wimpernschlag später erscheinen Damiano und Thomas auf einer Plattform am anderen Hallenende.
Der Innenraum spaltet sich wie Moses das Meer und die Menschen strömen in die entgegengesetzte Richtung. Die Mini-Plattform wird durch Lichter und Handy Taschenlampen von allen Seiten angestrahlt.
In halber Besetzung wird erst "Vent'anni" und danach "If not for you" gespielt. Zuschauer:innen liegen sich in den Armen, die Stimmung ist sentimental.
Meisterhafte (Selbst-)Inszenierung
Die Mitglieder der Rockband haben nicht nur unter sich eine erfrischende Dynamik, sondern auch im Umgang mit ihren Fans. Måneskin wissen ganz genau, was sie tun – das ist nicht zu übersehen.
Damiano und Vic probieren sich während der Show beim Stage-Diving. Thomas wird auf Schultern durch den Innenraum getragen. Es sieht beinahe so aus, als würde er laufen und obwohl er sich darauf konzentrieren muss, nicht versehentlich zu kippen, sitzt jeder Griff ganz genau so, wie er soll.
Einmal schnappt sich Damiano kurzerhand einen Scheinwerfer und richtet ihn auf den Gitarristen. Einige Male lässt er den Lichtstrahl im Publikum tanzen und die Fans reißen ihre Arme in die Luft. Nur Ethan bleibt die ganze Zeit vor dem Schlagzeug sitzen. Wahrscheinlich sieht kaum ein Drummer in Action so elegant aus wie er.
Seite an Seite
Zum krönenden Abschluss lassen Måneskin ihre Fans mit zu sich auf die Bühne steigen, um gemeinsam "Kool Kids" zu performen.
Als der Song endet, verschwinden die Zuschauer:innen wieder in die Crowd und auch Damiano, Ethan, Vic und Thomas räumen das Feld. Wenig später kommt Thomas alleine zurück und stellt sich direkt ins Rampenlicht. Es folgt ein ausgiebiges Gitarrensolo.
Hingebungsvolle Zugabe
Die anderen drei kommen wieder aus der Backstage hervor und es wird ein wenig düster. Mit "The Loneliest" als Zugabe, haben sich Måneskin für einen ihrer emotionalsten Tracks entschieden.
Um ihre Fans nicht auf diese Weise zu verabschieden, spielen sie ein weiteres Mal einen ihrer meistgestreamtesten Songs: "I wanna be your slave" und verlassen abschließend endgültig die Bühne.
Die Eiseskälte draußen im Schnee ist nichts gegen die Hitze drinnen. Rock'n'Roll liegt in der Luft.
Setlist
Don't Wanna Sleep / Gossip / Zitti e Buoni / Own My Mind / Supermodel / Coraline / Baby Said / Bla Bla Bla / In nome del padre / Beggin' / Timezone / For Your Love / Gasoline / Vent'anni / If not for you / I wanna be your slave / La Fine / Feel / Mark Chapman / Mammamia / Kool Kids / The Loneliest / I wanna be your slave
