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Weird Al Yankovic live in Berlin, 2023 © Christian Grube

Der US-amerikanische Sänger, Songwriter, Schauspieler und Comedian "Weird Al" Yankovic begeistert seine Fans im Berliner Admiralspalast mit seinen humorvollen, selbstgeschriebenen Songs. Nur hätte der Auftritt mehr Zuschauer verdient.

Er ist unbestreitbar eine Legende: Alfred "Weird Al" Yankovic. Viele Jahre lang hatten die Fans in Europa gehofft, den König von Polka und Parodie einmal live zu erleben.

Bis auf einige Konzerte im Vereinigten Königreich und einer kurzen Benelux/Skandinavien-Tour im Jahr 2015, war Yankovic nie in Europa live zu sehen.

Bisschen groß geplant

Mit seiner "The Unfortunate Return of the Ridiculously Self-Indulgent, Ill-Advised Vanity Tour" ist er nun erstmals im nicht-anglophonen Europa unterwegs und gastiert dabei auch im Berliner Admiralspalast. 

Leider ist der Name etwas zu nahe an der Realität, jedenfalls in Hinblick auf die Zuschauerzahl. Die altehrwürdige Spielstätte in der Berliner Friedrichstraße ist nur knapp zur Hälfte gefüllt, als "Weird Al" zu den Klängen von "O Fortuna" die Bühne betritt.

Reduzierte Inszenierung

Begleitet von seiner langjährigen Band geht es gleich rockig los. Die Band um Yankovic sitzt auf Hockern, es gibt keinen Tanz und wenig Show, sondern hauptsächlich Musik.

Der Künstler stellt auch gleich zu Beginn fest, dass die Show musikalisch vor allem auf seinen eigenen Stücken basieren wird. Berühmte Songparodien gibt es fast keine. Doch das tut der Stimmung und dem Spaß keinen Abbruch.

Bejubeltes Akkordeon

Weird Al bedient vor allem Klischees, zieht durch den Kakao was ihm vor die Brille bzw. Locken kommt und ist dabei musikalisch ein Hochgenuss. Gleichzeitig legt er immer wieder auf ironische Art den Finger in die Wunde. Songs wie "First World Problems", "Craigslist" oder "Bob" liefern eine spannende Bandbreite an musikalischen Stilen.

Wenn Yankovic zum Akkordeon greift, ist der Jubel groß – denn nur wenige haben es geschafft Popmusik mit der Quetschkommode zu kombinieren. Was er dem Instrument an Sounds entlockt, ist verblüffend. Bevor er nach gut zwei Stunden das Hauptset beendet, bedankt sich der 63-jährige artig beim Publikum und hofft, dass er nächstes Mal mit größerer Show zurückkehrt.

Eingeschworene Fans

Hier liegt vermutlich auch der Grund, weshalb Yankovic erst so spät in seiner Karriere nach Deutschland kam: Er wollte herausfinden, ob eine Show von Weird Al Yankovic im nicht-englischsprachigen Raum funktioniert und angenommen wird.

Seine Fanbasis ist jedenfalls eine eingeschworene Truppe und oft genauso schräg wie der Künstler selbst – bei anderen Konzerten sieht man selten als Jedi verkleidete Leute im Publikum. Der letzte Song im Hauptteil ist das epische "Albuquerqe".

Nahbarer Künstler

Nach dem Hauptset ist es üblich, dass die Künstler von der Bühne gehen. Yankovic bleibt am Bühnenrand, trinkt Kaffee, daddelt am Handy und lässt sich feiern. Mit einem Cover von Little Richards "Tutti Frutti" geht es in die Zugabe. Danach folgt ein Unplugged Medley mit seinen größten Coverhits: "Amish Paradise", "Smells Like Nirvana", "White & Nerdy" und "Yoda". Zwischen drin gibt es noch eine großartig choreographierte Vocalperformance – allein dies ist ganz große Kunst.

Nach gut 2 Stunden ist es vorbei. Ein kurzweiliger Abend mit einem genialen Künstler, dessen Gesichtsfasching und Stimmumfang seines Gleichen sucht. In Europa gibt es niemanden der Weird Al Yankovic das Wasser reichen kann. Deshalb darf man hoffen, ihn nun endlich öfter hier zu sehen – dann kommen mit Sicherheit auch mehr Zuschauer.

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