Lizzo ist eine wahre Stimmgranate, aber auch eine Frau mit Haltung. Neben den stimmlichen Akzenten geht sie Diskriminierungen aller Art massiv an. So schafft sie bei ihrem Konzert in Köln eine Atmosphäre aus tollem Entertainment und starken Botschaften.

Die Lanxess-Arena in Köln ist bereit für den Auftritt von Lizzo. Während die Oberränge unbesetzt sind, ist die Stimmung im Innenraum und auf den unteren Sitzplätzen ausgesprochen intensiv. Pünktlich um 21 Uhr wird die Arena dunkel und es ertönt die Stimme von Lizzo. 

Dance-Soul und Rap

Das Licht geht an und Lizzo fährt unter tosendem Jubel aus dem Boden hoch. Im hautengen Body zelebriert sie schon beim ersten Song "The Sign" mit ihrer komplett weiblichen Band und ihren Tänzerinnen ein Zeichen. Sie pfeift nicht nur auf Körperkult, sie setzt ein klares Statement für positive Selbstwahrnehmung und gegen Bodyshaming. Die mitreißende Energie hält kaum jemand auf den Sitzen. 

Ekezessive Kicks, körperbetontes Tanzen und der energiegeladene Gesang von Lizzo lassen die Fans auch bei "2 Be Loved (Am I Ready)" und bei "Soulmate" komplett ausrasten. Richtig harter Rap im kultigen Street Dance Style ist dagegen "Boys", eine elektrisierende Power geht durch den ganzen Körper. Scheinbar mühelos wechselt Lizzo zwischen Gesang und Rap, ohne dabei an Qualität einzubüßen.

Klare Statements

Eingeleitet von einem kraftvollen Gitarrensolo geht es vom Rap-Battle bei "Tempo" über in die nächste klare Botschaft. Der Song "Rumors", zu dem Cardi B. auf der Videoleinwand mitrappt, zeigt zahllose Kommentare aus den Social Media Kanälen, die oft gespickt sind mit Hass und Erniedrigungen. Lizzo wehrt sich, zeigt sich pur und kraftvoll. 

Auch Mädels mit Körperfülle zeigen bei "Fitness" ihre Power und die Botschaft ist: "I'm good with my body". Die stärkste Botschaft ist aber "Naked". Nach einer wunderschön gesungenen Ballade steht Lizzo nur spärlich bekleidet auf der Bühne. Auf ihren Körper als Hintergrund wird angestrahlt: "My Body My Choice". Das wird frenetisch abgefeiert.

Stimmgewaltig

Auf das sanft gesungene "Jerome" und die Power-Ballade "Break Up Twice" folgt ein stark interpretiertes Cover. Gemeinsam mit ihren Backgroundsängerinnen performt Lizzo "Doo Wop (That Thing)" von Lauryn Hill und zeigt erneut diese exzellente Mischung aus Rap und Soulgesang.

Als sie zu "Special" im Glitzerkleid wieder aus dem Boden hochfährt, feiert sie mit ihrem Publikum eine Riesenparty und lässt nun ihre voluminöse Gesangsstimme voll erklingen. Ihr kraftvoller Soul setzt Emotionen und Energie frei, die das Publikum toben lassen. Auch mit dem Klassiker "I'm Every Woman" von Chaka Khan dreht sie stimmlich auf. Der funkige Sound ist die perfekte Einleitung für den Power-Soul von "Like A Girl". Alle Körper tanzen und wippen. 

Die Farben des Regenbogens

Die Stimmung erreicht immer neue Höhepunkte. Das von heulenden Gitarrenriffs durchzogene "Everybody's Gay" ist eine einzige Dance-Party. Die blaue Lichtlasershow untermalt "Water Me", während Lizzo auf den Gesang ihrer Sängerinnen rappt. Bei "Cuz I Love You" schnappt sich Lizzo eine Regenbogenfahne und feuert einen beeindruckend hohen Ton heraus, den sie mühelos halten kann. Sie zeigt ihre Liebe zur Queer-Community.

Auch die emotionale Ballade " If You Love Me" ist eindrucksvoller Gesang mit Druck und emotionalem Tiefgang, während die Zuschauer die Halle mit Lichtern zum Leuchten bringen. Ein spektakuläres Schauspiel der besonderen Art liefert dann "Truth Hurts". Zwischen ihren Tänzerinnen beginnt Lizzo zu twerken und spielt dabei selbst parallel auf der Querflöte – das sieht man auch nicht alle Tage.

Gnadenlos abgefeiert

Als Lizzo mit ihrem Publikum feiert und sie sich einige Fans aussucht, die auf der Videowand erscheinen, eskaliert die Stimmung in der Halle. Eine Frau im Glitzerkleid beginnt ebenfalls zu twerken, die Halle tobt und Lizzo feuert sie an: "Shake That Schnitzel". Der Rest ist einfach nur der Genuss ihrer größten Hits. Das stimmgewaltige "Good As Hell" wird abgefeiert, bevor Lizzo einen stilvollen Abgang hinlegt, indem sie kurz im Boden versinkt.

Wieder oben beginnt die Zugabe unter der leuchtenden Discokugel über der Vorbühne. Das ausgelassen gefeierte "Juice" ist die perfekte Einleitung für den Super-Hit "About Damn Time". Der gerade mit einem Grammy ausgezeichnete Song ist der finale Höhepunkt einer furiosen Show. Der funkige Disco-Soul lässt die Halle noch einmal erbeben. Lizzo hat abgeliefert und die Fans feiern ihre tolle Show massiv ab.

Gute Balance

Lizzo liefert in Köln eine Show ab, die voller guter und positiver Botschaften steckt und dennoch eine gute Balance zwischen Botschaften und ausgelassenem Entertainment bietet. Diese Balance zu erhalten, muss das Ziel sein.

Denn wenn die Botschaften das Entertainment zu stark überlagern, kann die Stimmung sehr schnell kippen. Wenn sie diese Balance halten kann, ist Lizzo auf dem Weg zum internationalen Top-Star und zu Recht schon jetzt ein würdiger Headliner vieler Festivals.

Setlist

The Sign / 2 Be Loved (Am I Ready) / Soulmate / (Phone/ Grrrls) / Boys / Tempo / Rumors / Fitness / Scuse Me / Naked / Jerome / Break Up Twice / Doo Wop (That Thing) / Special / I'm Every Woman / Like A Girl / Birthday Girl / Everybody's Gay / Water Me / Cuz I Love You / If You Love Me / Coldplay / Truth Hurts / I Love You Bitch / Good As Hell // Juice / About Damn Time

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