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Die Toten Hosen (live in Leipzig, 2022) © Christian Grube

40 Jahre Die Toten Hosen - das ist ein Grund für eine ausgelassene Feier. Und so verwandeln Campino & Co. die Festwiese Leipzig mit einer Greatest Hits-Show in ein einziges Tollhaus.

Die Leipziger Festwiese ist mit 55.000 Besuchern ausverkauft – es ist das größte Konzert seit drei Jahren in der Messestadt.

Ursprünglich sollte die Show am Störmthaler See auf dem Gelände des Highfield Festivals stattfinden, doch aus Kapazitäts- und Logistikgründen ging man auf die Festwiese im Zentrum von Leipzig – mit allen zugehörigen Problemen – wie Zuschauerführung und Verkehrschaos.  

Prima Auftakt

Musikalisch haben die Veranstalter einiges aufgefahren – neben Tim Vantol legten vor allem Thees Uhlmann und Feine Sahne Fischfilet die Messlatte ganz hoch. Die Mecklenburger Punkrocker gaben mit Pyro, Luftboje und Rauchtöpfen einen Vorgeschmack auf das, was noch kommen sollte.

Der Hauptact kündigte sich mit dem Hissen der "Bis zum bitteren Ende"-Flagge um 20:45 an. Campino, Kuddel und co. legen gleich ordentlich los. Mit "Alle Sagen das", "Auswärtsspiel" und "Altes Fieber" wird die Marschrichtung vorgelegt. Der Mitgröhlfaktor ist von vornherein groß.

Erinnerung an alte Zeiten

Es ist schlicht beeindruckend, was die Hosen – man muss es leider sagen – in ihrem Alter für eine krasse Show abziehen. Niemand schont sich. Campino läuft von rechts nach links über die gut 80 Meter breite Bühne, gröhlt sich die Seele aus dem Leib, ohne heiser zu werden, aber auch Breiti, Andi und Kuddel stehen alles andere als still auf der Bühne. 

Die Toten Hosen treten an diesem Abend zum 17. Mal in Leipzig auf. Campino erinnert sich (nicht) an den ersten Auftritt 1990 – vielmehr entschuldigt er sich nochmal für den miesen Sound 1992 in der alten Messehalle 7, bei dem man ernsthaft überlegte, den Leuten das Geld zurückzuerstatten.

Melancholisch wird es als Campino mit "Nur zu Besuch" an ihren ehemaligen Schalgezeuger Wölli Rohde erinnert, der 2015 in Leipzig das letzte Mal mit den Toten Hosen auf der Bühne stand. Der Musiker starb im Frühjahr 2016.

Höhepunkte und Unerfreuliches

Als zum Ende des Hauptsets die großen Hits "Wünsch dir was", "Alles aus Liebe", "Hier kommt Alex" kommen, bricht ein Sturm los. Man hat das Gefühl die Menschen haben sich nach derartigen Momenten gesehnt.

Doch es gibt auch Kritik – zum einen an der Logistik: Die Dixiklos befinden sich direkt am Haupteingang und da es offenbar nicht genug davon gibt, erleichtern sich viele durch die nebenstehenden Bauzäune.

Unerfreulich ist auch der Umgang mit denjenigen, die sich und andere mit einer Maske schützen. Sie werden von anderen als "Assis" bezeichnet oder direkt mit "Es gibt keine Maskenpflicht mehr" angesprochen werden? Toleranz sieht anders aus – vor allem vom Klientel der Toten Hosen. Die Band kann dafür natürlich gar nichts.

Was bleibt? Ein Feuerwerk an Gefühlen und Pyro. Die Toten Hosen reißen auch nach 40 Jahren ein Programm herunter, dass seines Gleichen sucht. Auch eine Band auuuus Berlin, deren "Schrei nach Liebe" die Hosen spielen, schafft das – aber auf andere Art. Die Hosen sind auf ihre Art ernsthafter und schaffen es dennoch Ausgelassenheit zu schaffen. Auf die nächsten 40!

Setlist

Alle sagen das / Auswärtsspiel / Altes Fieber / Heute hier, morgen dort / Bonnie & Clyde / Liebeslied / 112 / Laune der Natur / Helden und Diebe / Kamikaze / Du lebst nur einmal (vorher) / Halbstark / Alles mit nach Hause / Scheiss Wessis / Wannsee / Unter den Wolken / Nur zu Besuch / Pushed Again / Auld lang syne / Steh auf, wenn du am Boden bist / Alles aus Liebe / Wünsch dir was / Hier kommt Alex // Alles wird vorübergehen / Schrei nach Liebe / Zehn kleine Jägermeister / Schönen Gruß, auf Wiederseh'n // Tage wie diese / 1000 gute Gründe / Freunde / You'll Never Walk Alone // Willi muss ins Heim / Opel-Gang / Verschwende deine Zeit / Outro (Kein Grund zur Traurigkeit)

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