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Impressionen vom Samstag und Sonntag bei Rock im Park 2018 © Dominic Pencz

Musikalisch überzeugt Rock im Park 2019 auf ganzer Linie, was besonders an zwei Headlinern und einer Punkband liegt. Überschattet wird das Wochenende aber von großen Problemen mit den sanitären Anlagen.

"Weil wir so wohlerzogene Ossis sind, haben wir ein paar Bananen mitgebracht." Am Freitagnachmittag bei Rock im Park 2019 ergibt sich ein recht ungewohntes Bild: Schon jetzt sind vor der Hauptbühne so viele Leute versammelt, als würde ein Headliner spielen.

In gewisser Weise sind Feine Sahne Fischfilet das auch, denn was die Punkband aus Mecklenburg-Vorpommern auffährt, kann sich definitiv sehen lassen. Angefangen bei gefühlt 20 Rauchfackeln über Schnapspumpen bis hin zu einer riesigen, aufblasbaren Banane, auf welcher der Trompeter der Band über die Zuschauermenge getragen wird, ist die Show gespickt mit Höhepunkten.

Ein Mann, viele Worte

Ohnehin ist jedes Wort des Sängers Monchi zitatwürdig: In einer Wutrede prangert er die deutsche Flüchtlingspolitik im Mittelmeer an: "Wir hatten Glück, dass unsere Eltern in Vorpommern und nicht in Aleppo gefickt haben".

Später pogt und tanzt er im Publikum mit, kehrt daraufhin aber ohne Schuhe auf die Bühne zurück. "Hat jemand meine Flip-Flops gesehen? Naja, egal. Barfuß zum Ring!"

Sprechstunde mit den Ärzten

Nach diesem besonders frühen Highlight kredenzen Dropkick Murphys tanzbare irische Folk-Punk Hymnen, während Bring Me The Horizon im Anschluss Hardcore-Bretter zum Mitgröhlen liefern.

Gegen 21 Uhr betritt dann endlich "die beste Band der Welt" die Hauptbühne. Die Setlist der Berliner kann sich durchaus sehen lassen und bietet in der ersten Hälfte mit "Deine Schuld", "Lied vom Scheitern", "1/2 Lovesong", "Der Graf" und vielen weiteren Songs eine wahres Best-Of. Der Großteil der Zuschauer kennt sowieso jede Textzeile auswendig.

"Alles ist super, alles ist wunderbar!"

Eine Ärzte-Show ist neben einem Punk-Konzert auch immer eine Art Comedy-Show, bei der BelaFarinRod das Publikum mit ulkigen Aktionen einspannen. Bei "Manchmal haben Frauen" äußert Bela B. trotzdem ausnahmsweise eine durchaus ernst gemeinte Message: "Frauen machen die gleiche Arbeit wie Männer und verdienen weniger. Hier vorne steht eine weibliche Security. Warum gibt es nicht mehr von euch?"

In der Mitte des Sets bricht sich ein erstaunlich heftiger Regenschauer Bahn, weswegen viele Fans ein trockenes Plätzchen aufsuchen. Ironischerweise spielen Die Ärzte genau in diesem Moment "Hurra". Bei der Textzeile des Refrains muss selbst Farin Urlaub lachen.

Phallus meets LSD-Trip

Nach kurzer Verschnaufpause und bei nachlassendem Regen ein kurzer Blick auf die Parkbühne, wo Die Antwoord ihre Ecstacy-Beats abfeuern. Ninja und Yolandi Visser tanzen, als gäbe es kein Morgen mehr, während auf der bunt blinkenden LED-Wand erigierte Penisse in Animation zu sehen sind, die wild umher ejakulieren.

Fünf Minuten dieses musikgewordenen LSD-Trips sind bereits genug. Auf der Hauptbühne geben die Ärzte mit "Schrei nach Liebe", "Westerland" und "Zu Spät" nochmals ihre großen Klassiker zum Besten und entlassen die Fans mit "Dauerwelle vs. Minipli" in die Nacht.

Das Toiletten-Problem

Der große Aufreger des Wochenendes betrifft die sanitären Anlagen: Am Freitag und Samstag sind viele Toiletten und Duschen auf dem gesamten Festivalgelände defekt. Es bilden sich daher endlose Schlangen vor den wenigen verbliebenen Toiletten.

Der Veranstalter beauftragt deshalb in Windeseile mehrere Dienstleister, die zusätzliche Duschcamps und Dixi-Toiletten aufstellen. Am Samstag entspannt sich die Lage etwas, das Problem scheint jedoch erst am Sonntag ganz gelöst.

Ein echter Shitstorm

Die Besucher treten daraufhin einen (im wahrsten Sinn des Wortes!) enormen Shitstorm los. Mittlerweile hat ein Festivalbesucher sogar eine Petition gestartet, die aufgrund der suboptimalen Toilettensituation eine Teil-Rückerstattung des Ticketpreises fordert. Für solche Anliegen wurde change.org gegründet.

Die Verärgerung vieler Besucher ist nachvollziehbar und man darf gespannt sein, wie die Veranstalter reagieren. Bis zur nächsten Ausgabe werden sie das Toiletten-Problem, das es in den letzten Jahren nicht gab, jedoch sicherlich wieder in den Griff bekommen.

Der Samstag – beide Augen mit den Fingern zugedrückt

Tenacious D und Slipknot sorgen für die musikalischen Highlights am Samstag. Die Rock-Priester Jack Black und Kyle Gass haben ihre Gemeinde immer noch voll im Griff und bringen ihre Jünger vor allen Dingen mit Stücken aus dem selbstbetitelten Film der Band auf Linie. Slipknot bieten ihren Fans später eine dreschende Rock-Sause. Die zahlreichen Moshpits lassen regelrechte Staubwüsten entstehen.

Auf der Park Stage sind an diesem Tag mit Ausnahme von Bastille fast ausschließlich Hip-Hop-Acts vertreten. Ein wenig verwundert jedoch, dass Bonez MC & RAF Camora direkt nach Kontra K auftreten. Man muss den beiden Plastik-Palmenzüchtern ihren Erfolg neidlos zugestehen, jedoch reicht das Niveau des Kollektivs bei weitem nicht an dasjenige von Kontra K heran.

Schulterzucken bei Smashing Pumpkins

Der Festival-Sonntag verschont die Besucher zum Glück mit größeren Regenstürmen. Halestorm bieten so bei angenehmen Temperaturen einen perfekten Einstieg in den Festivaltag. Dennoch bleibt es ein Mysterium, wie Sängerin Lizzy Hale bei dem ständigen Singen aus voller Kehle selbst am Ende des Sets nicht heiser wird.

Während auf der Park Stage Indie-Acts wie Cage The Elephant und Foals auf die Tube drücken, spielen Alice in Chains und Slash mit Myles Kennedy und den Conspirators den für den Nachmittagsblues passenden Soundtrack.

Bei The Smashing Pumpkins sieht es dann doch etwas anders aus. So richtig mag der Funke nicht überspringen, nur wenige Zuschauer bewegen sich melancholisch zur Musik. Bart Simpson bringt diese Szenerie perfekt auf den Punkt. Die Zuschauer wandern stattdessen in Scharen zu SDP ab, die auf der Park Stage eine sehenswerte Party mit zahlreichen Einlagen abfeiern.

Eine ernste Angelegenheit

Tool sind wohl einer der Gründe, weshalb viele internationale Gäste Rock im Park besuchen. Ihr Set erfüllt sowohl musikalisch als auch visuell alle Erwartungen. Während die Musiker nur als Schemen auszumachen sind, zeigen die LED-Wände teils psychedelische, teils verstörende Animationen, wie man sie von den Musikvideos bereits kennt.

So richtig passt die Progressive Metal Band um Sänger Maynard James Keenan allerdings nicht auf ein Festival. Dagegen sprechen die teilweise länger als zehn Minuten langen Stücke und die nur geringe Interaktion mit dem Publikum. Tools Kosmos gehört sozusagen zur E-Musik-Sparte des Metal, mit dem man sich intensiv auseinandersetzen muss. Diese Tatsache spiegelt sich bei einigen Besuchern wider, die nach und nach abwandern. Der großartigen Musik tut dies kein Abbruch.

Mit Optimismus zum Jubiläum

Was bleibt, sind drei Tage voller Höhepunkte mit den unterschiedlichsten Facetten. Feine Sahne Fischfilet, Die Ärzte, Tenacious D und Tool haben daran einen großen Anteil.

Das zwischenzeitliche Toiletten-Problem sorgt allerdings für einen nicht geringen Wermutstropfen, den die Veranstalter für das 25-jährige Jubiläum 2020 sicherlich beheben werden.

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