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Eagles (live in Köln 2019) © Torsten Reitz

Die Eagles liefern in der Lanxess Arena in Köln ein geniales Konzert ab, bei dem sie alle Facetten ihrer Spielkunst zeigen - von sanftem Country-Rock bis zu energetischen Gitarrenriffs. Nur eine Kleinigkeit stört.

Nach dem plötzlichen Tod des Gründungsmitglieds Glenn Frey 2016 erschien es zunächst undenkbar, dass die Eagles je wieder live spielen würden. Als der Gedanke an eine letzte Tour aufkam und die Frage diskutiert wurde, wer Glenn Frey ersetzen sollte, kristallisierte sich eine Lösung heraus. Don Henley erklärte dazu: "It would have been impossible for the Eagles to keep going after the death of Glenn Frey if we hadn’t recruited "family blood" in the form of Frey's son Deacon."

Zusätzlich verstärken sich die Eagles mit Vince Gill, einem 20-fachen Grammygewinner, der als einer der renommiertesten Songwriter Amerikas gilt. So stehen in Köln die drei 71-jährigen Legenden Don Henley, Joe Walsh und Timothy B. Schmit gemeinsam mit Deacon Frey und Vince Gill auf der Bühne, zusätzlich unterstützt von dem fantastischen Gitarristen Steuart Smith.

Kraftvolles Opening

Wie viel Stimmkraft die älteren Herren noch immer in sich haben, zeigen sie gleich beim Opening, dem Steve Young Cover "Seven Bridges Road" von 1969. Mit vorher nicht zu erahnender Wucht fangen alle sechs Musiker an zu singen und spielen dazu ihre verschiedenen Gitarren. Der Sound in der Halle ist absolut perfekt und glasklar. 

Das ganze Konzert ist von höchster Musikalität geprägt. Das intelligente, perfekt arrangierte Zusammenspiel des Songwritings mit den unterschiedlich gestimmten Gitarren erzeugt eine klangliche Bandbreite, wie man sie nur ganz selten zu hören bekommt. Der besondere Applaus für die neuen Mitglieder Deacon Frey und Vince Gill ist berechtigt, sie fügen sich perfekt in die Harmonie der Gruppe ein. 

Deacon Frey brilliert mit klarer, jugendlicher Stimme bei "Take It Easy", während Joe Walsh schon jetzt eines seiner grandiosen Gitarren-Solos erklingen lässt. Beim Gesang wird durchrotiert. Während Don Henley, nun statt an der Gitarre am Schlagzeug, seine Stimme zu "One Of These Nights" erklingen lässt, begeistert Vince Gill als Sänger beim Country-Rock Song "Take It To The Limit", einem emotionalen Megasong.

Power-Rock

Die Eagles können aber nicht nur sanfte, emotionale Melodien, sondern auch krachenden Power-Rock. Die Mischung aus Akustik-Gitarren und E-Gitarren bei "Tequila Sunrise" erzeugt Klangbilder, die unter die Haut gehen. Für "Witchy Woman" kommen zusätzlich fünf Bläser auf die Bühne. Zuerst ertönen wuchtige Hiebe vom Schlagzeug, dann dröhnen die Bläser los und Joe Walsh setzt zu einem energetischen Gitarrenfeuerwerk an Riffs an, die für Riesenapplaus sorgen.

Ein Spektakel der heulenden Riffs, wenn Joe Walsh eines seiner legendären Solos hinlegt. Egal ob bei "In The City" oder beim Vince Gill Song "Don't Let Our Love Start Slippin' Away", der sich perfekt in die Hitliste der Eagles-Songs einreiht. Auch den energetischen Blues-Rock beherrschen sie: Sowohl das dreckig-rotzige "Those Shoes" als auch das griffige "Walk Away", bei dem die Bläser wieder Salven dazwischen feuern, gelingen großartig. 

Aus den Sitzen

Bei so vielen tollen Songs erstaunt, dass das Publikum so lange im Sitzen lauscht. Egal ob die puren, emotionalen Balladen wie "New Kid In Town", den Up-Tempo Country-Song Peaceful Easy Feeling oder die Musik des einsamen Cowboys wie bei "Already Gone", das Publikum ist enthusiastisch, aber diszipliniert.

Mit "Heartache Tonight" brechen plötzlich aber alle Dämme. Die Rock-Hymne erklingt und plötzlich stehen alle Zuschauer in der Halle und feiern mit den Eagles dieses grandiose Konzert. Davon getragen wird "Funk#49" zum wahren Groove-Feuerwerk.

Nur in Köln

Ein Highlight ist das Gitarrensolo von Steuart Smith, der nicht zufällig ein guter Freund von BAP-Legende Wolfgang Niedecken ist, der übrigens auch in der Halle ist. Smith hat auf zwei Alben von Niedecken mitgewirkt und zeigt mehrfach am Abend seine spielerische Extraklasse.

Die Stimmung ist genial, der Up-Tempo Rock von "Life In The Fast Lane", wieder unterfeuert vom Feuerwerk der Bläser, bildet das rasante Finale des Hauptblocks und wird vom Publikum mit Standing Ovations gefeiert.

Finale

Die erste Zugabe nach zweieinhalb Stunden bester Unterhaltung ist der große Hit "Hotel California". Einfach elektrisierend, wie die Gitarren auf der Melodie förmlich reiten. Das Highlight ist das Gitarrenduett von Joe Walsh und Steuart Smith an der Doppelhalsgitarre, die mit ihrem Solo komplett ausbrechen und für Begeisterungsstürme in der Halle sorgen. 

Wie cool Joe Walsh den Blues von "Rocky Mountain Way" ins Mikro rotzt, ist einfach nur gigantisch. Dazu jagt er mit der ersten Gitarre spacige Riffs in die Halle, um nach dem Bläserintermezzo die zweite Gitarre vom Rücken zu holen und zum nächsten, ganz anders klingenden Rifffeuerwerk anzusetzen. Größer könnte der Kontrast kaum sein, als Don Henley anschließend seine megagefühlvolle Ballade "Desperado" singt – einfach nur traumhaft schön.

Großartiges Konzert

Der Abschluss ist der erste Eagles-Hit "Best Of My Love", eine sanfte Country-Ballade, getragen von sechs großartigen Stimmen. Das Publikum feiert die Eagles für dieses meisterhafte Konzert gebührend ab. Ein Abend der großen Emotionen, an dem nur eine Sache stört.

In Zeiten von Smartphones sind Aufpasser, die durch die Reihen laufen und das Mitfilmen verbieten wollen, bei tausenden Smartphones nicht nur störend, sondern auch sinnlos und nicht mehr zeitgemäß. 

Lasst den Fans doch ihre Erinnerungen an diesen Abend. Falls es später eine Konzert-DVD geben sollte, die Fans werden sie trotzdem kaufen. Wer sich Ticketpreise von bis zu 400 Euro leisten kann, der wird daran nicht sparen.

Setlist

Seven Bridges Road / Take It Easy / One Of These Nights / Take It To The Limit / Tequila Sunrise / Witchy Woman / In The City / I Can't Tell You Why / New Kid In Town / Peaceful Easy Feeling / Love Will Keep Us Alive / Lyin' Eyes Don't Let Our Love Start Slippin' Away / Those Shoes / Already Gone / Walk Away / Life's Been Good / The Boys Of Summer / Heartache Tonight / Funk#49 / Life In The Fast Lane // Hotel California / Rocky Mountain Way / Desperado / Best Of My Love

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