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Joe Bonamassa (live in Hamburg, 2019) © Gruni Clasen und Rainer Merkel

Joe Bonamassa lässt stets seine Musik sprechen. In Baden-Baden liefert er eine energetische Show, die viele neue Facetten zeigt. Mit krachendem Blues, vielfältigen Stilwechseln und hohem Tempo zelebriert er seinen Sound in Perfektion.

Die Luft und die Umgebung von Baden-Baden scheinen Joe Bonamassa und seiner grandiosen Live-Band richtig gut zu tun. Denn Joe Bonamassa ist gut drauf, er ist richtig gut drauf.

Gute Erinnerungen

So sehr, dass er im Verlauf des zweistündigen Konzerts stellenweise ins Plaudern gerät wie seit dem fabelhaften Double Acoustic and Electric Konzert in Mannheim 2014 nicht mehr.

Er selbst denkt an seinen 40. Geburtstag zurück, den er 2017 im Festspielhaus Baden-Baden mit den Zuschauern gefeiert hat. So viel Offenheit wird erwidert: Die Zuschauer im Festspielhaus sind fachkundig und enthusiastisch, gehen von Anfang an jeden Song begeistert mit. 

Feuerwerk

Das Opening mit "Tiger In Your Tank" und "King Bee Shakedown" ist ein Up-Tempo Feuerwerk. Joe Bonamassa jagt mit den Fingern in höchstem Tempo über die Gitarrensaiten und setzt mehrfach zu heulenden Riffs an, während Reese Wynans an der Hammond Orgel die Melodie vorantreibt. Diese Leichtigkeit wirkt ganz anders als der schwer rollende Sound von "Evil Mama", ist aber genau so eindrucksvoll.

Die ersten Standing Ovations gibt es bei "Just Cos' You Can Don't Mean You Should". Die emotional geladene Melodie versprüht einfach pure Energie. Auch "Self-Inflicted Wounds" gelingt bärenstark, besonders als die beiden Backgroundsängerinnen Juanita Tippins und Jade MacRae mit ihren Stimmen förmlich die Luft durchschneiden.

Spielereien

Auffällig ist, dass Joe Bonamassa immer mehr dazu übergeht, seinen vielen verschiedenen Gitarren die unterschiedlichsten Töne zu entlocken. Egal ob solo bei "This Train" oder im Duett mit Bassist Michael Rhodes bei "Blues Of Desperation", der seine Bass-Gitarre mit einer Stimmgabel bearbeitet – es ist eine Demonstration der Spielkunst. Aus den vielen großartigen Songs ragt am Ende aber ein Song heraus; genauer gesagt zwei.

Das Willie Dixon Doublecover "Tea For One/I Can't Quit You Baby" ist schlichtweg atemberaubend. Joe Bonamassa, der das effektvolle Wechselspiel zwischen laut und leise so meisterhaft beherrscht, lässt seine Gitarre stellenweise so fein erklingen, dass man wirklich genau hinhören muss.

Aus dieser Spannung heraus explodiert er förmlich mitsamt den Zuschauern, die ihn frenetisch abfeiern. Bonamassa genießt das nicht nur, er treibt das Publikum geradezu an – auch das hat man so früher nicht gesehen.      

Die letzte Steigerung

Das erste Solo in der Zugabe gibt Joe Bonamassa ganz allein. Nur mit der Akustikgitarre lässt er zu "Woke Up Dreaming" das Publikum klatschen und tanzen.

Danach heizt er ihnen mit "SWLABR" nochmal ordentlich ein, um dann mit der ganzen Band zu "Mountain Time" den Abend mit melodischem Country Blues-Rock ausklingen zu lassen. Musik zum Dahinschmelzen für Fans von Blues und Rock.

Immer offener

Joe Bonamassa hat sich nochmal weiter entwickelt, geht noch mehr aus sich heraus als früher und genießt scheinbar jeden Auftritt.

Fleißig ist er allemal, denn Baden-Baden ist das 46. Konzert von 50 Shows der 2019er Spring Tour. Aber wenn ein Musiker auf so hohem Niveau agiert, wird man seiner Musik nicht müde.

Setlist

Tiger In Your Tank / King Bee Shakedown / Evil Mama / Just Cos' You Can Don't Mean You Should / Self-Inflicted Wounds / This Train / Blues Of Desperation / No Good Place For The Lonely / Sloe Gin / Boogie Woogie Woman / (Tea For One/ I Can't Quit You Baby / Little Girl / Last Kiss // Woke Up Dreaming / SWLABR / Mountain Time

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