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Katie Melua (live in Mannheim 2018) © Rudi Brand

Wenn jemand die Gefühle der Menschen mit ihrer Stimme erwärmen kann, dann ist es Katie Melua. Glockenrein und klar singt sie gemeinsam mit dem Gori Women Choir in Mannheim wie 2016 - die heimatlichen Klänge stehen diesmal aber hinten an.

Auch beim zweiten Konzert von Katie Melua mit dem Gori Women Choir im Mannheimer Rosengarten entführt sie die Zuschauer in eine Welt aus Magie, Gefühl und stellenweise auch Einsamkeit. Allerdings ist die Songauswahl im Vergleich zum ersten Auftritt 2016 deutlich internationaler. Songs aus ihrer Heimat Georgien kommen 2018 fast gar nicht vor.

Das Opening ist ganz puristisch. Katie Melua steht allein mit Gitarre auf der Bühne und singt ganz zart "If You Are So Beautiful", während auf dem Video hinten ein einsamer Wolf durch eine winterliche Landschaft streift. Im Zentrum steht nur diese reine, glasklare Stimme, die mit ihrer Kraft selbst so reduziert den ganzen Raum einnimmt.

Einzigartige Atmosphäre

Wie facettenreich Katie Melua singen kann, zeigt sie an diesem Abend bei fast jedem Song. Das Gitarren-Duett bei "Plane Song" spielt sie mit ihrem Bruder Zurab Melua. Es sind wunderschöne Klänge der Einsamkeit mit Katie Melua, die mit ihrer Akustik-Gitarre die Melodie hält und ihrem Bruder Zurab an der E-Gitarre, der verschiedene Akzente setzt.

Mit "Belfast" kommt der Rest der Band hinzu. Das Tempo zieht an, der Song entwickelt einen leichten Groove, während Katie mit ihrer Stimme noch lauter und durchdringender wird. Abgefeiert und mitgesungen wird wie immer "Nine Million Bicycles". Es ist begeisternd, wie Katie Melua mit jedem Song eine einzigartige Atmosphäre schafft.

Als schließlich der Gori Women Choir die Bühne betritt, ändert sich wieder die Stimmung. Am Anfang ist es, als ob der Chor mit ihren Stimmen ein Art Luftpolster schafft, auf dem Katie Melua schwebt und luftig leicht "River" von Joni Mitchell singt.

Rein wie ein Diamant 

Das Abtauchen in eine andere Welt ist an diesem Abend mehrfach möglich. Man versinkt förmlich in die Stimme von Katie Melua, als sie "Dreams On Fire" singt. Auf der Leinwand taucht ein Wal durch die Meerestiefen und genau diese Ausstrahlung von innerer Kraft und totaler Ruhe vermittelt der Song. Wie eine eiskalte, russische Nacht wirkt dagegen das Stück von Rachmaninov, zu dessen Gelingen der Chor einen wichtigen Beitrag leistet.

Bei jedem Stück lauschen die Zuschauer gebannt, um dann wie bei "O Holy Night" am Ende stürmisch zu applaudieren. Ein besonderes Highlight zum Ende des ersten Sets ist das Shirley Bassey Cover "Diamonds Are Forever". Katie Melua steht allein auf der Bühne, durchschneidet mit ihrer Stimme die Luft im Raum. Die Zuschauer gehen mit diesem Gänsehautgefühl in die Pause.

Zuckersüß

Mit einem weiteren Wintermärchen eröffnen Katie Melua samt Band und Chor den zweiten Teil des Abends. Die "Perfect World" lässt weiße Figuren aus Zucker auf der Videowand lebendig werden und erschafft eine kleine Märchenwelt bevölkert von Bären, Wölfen und Engeln. Die spielerische Inszenierung ist passend zum sanften, zuckersüßen Klang der Musik und des Gesangs.

Ein Tanz der Gegensätze ist dagegen "The Little Swallow". Der Chor singt traditionell russisch, dann setzt Katie Melua den Gegenpol und das Publikum antwortet mit Riesenapplaus. Heraus sticht an diesem Abend der meist sanften Klänge "The Flood". Der Sound wird rockiger, der Groove kommt durch, als Katie Melua stimmlich aufdreht und das Publikum den energetischen Rhythmus erstmals laut mitklatscht.

Süß wie Zucker ist dann wieder das großartige "The Closest Thing To Crazy", das vom Publikum abgefeiert wird. Ein ganz andere Katie Melua zeigt sich bei "Piece By Piece". Nicht süß, sondern geheimnisvoll und fast ein bisschen verrucht singt sie mit einer verführerischen Jazz-Club Stimme. Egal wie sie singt, jede Facette ihrer Persönlichkeit wirkt glaubwürdig. 

Besondere Momente

Die Zugabe beginnt mit einer großen Geste. Katie Melua bringt einen Kuchen mit brennenden Kerzen auf die Bühne. Eine Dame namens Felicitas hat Geburtstag, ein Fan der besonderen Art, denn sie besucht bereits das 68. Konzert der Sängerin.

Sie und alle im Saal genießen ein weiteres Highlight des Konzerts. Katie Melua singt "Fields Of Gold". Ganz anders als das Original von Sting gibt sie dem Song akustisch eine ganz eigene Dynamik. Getragen von ihrer glockenreinen Stimme ist es einfach nur zum Heulen schön.

Eine wahre Explosion an Kraft und Emotion liefert der Gori Women Choir bei "Maybe I Dreamt It". Anfangs noch relativ ruhig steigern sie sich urplötzlich hoch, entfalten eine emotionale Wucht, die das Publikum aus den Sitzen reißt und für Standing Ovations sorgt.

Als perfekten Abschluss singt Katie Melua noch das Loius Armstrong Cover "What A Wonderful World", einer ihrer Lieblingssongs und, wie sie 2016 auf ihrer Sommertour sagte, "The best song ever written".

Setlist

Set 1: If You Are So Beautiful / Plane Song / Belfast / Nine Million Bicycles / Just Like Heaven / River / Dreams On Fire / The Cradle Song / Rachmaninov / O Holy Night / Diamonds Are Forever

Set 2: Perfect World / The Little Swallow / I Cried For You / The Flood / The Closest Thing To Crazy / Piece By Piece / Wonderful Life // Fields Of Gold / Maybe I Dreamt It / What A Wonderful World

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