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Suzi Quatro & Band (live in Lorsch 2018) © Rudi Brand

Bei ihrer Open Air-Show vor dem Kloster Lorsch, die anlässlich des zwanzigjährigen Jubiläums des Musiktheaters Rex stattfindet, begeistert die 70er Jahre Rock-Ikone Suzi Quatro ihre Fans mit einer rundum überzeugenden Show.

1973 veröffentlichte Suzi Quatro ihren Überhit "Can the Can", der damals Platz Nr. 1 der UK-Charts erreichte und die kleine US-Amerikanerin als erste Frau mit Bassgitarre in der Hand zum Rockstar werden ließ.

Ziemlich genau 45 Jahre später macht bei ihrem Auftritt in Lorsch bereits der Backdrop klar, dass sich die "Queen of Rock" nicht grundlegend verändert hat: Groß prangt die junge Suzi Q. über der Bühne im ikonischen Leder-Catsuit, mit zahlreichen Halsketten behangen, den Reißverschluss bis knapp zum Bauchnabel geöffnet.

Alles wie gehabt

Sie ist eben noch immer das selbstbewusste, wilde "Girl from Detroit City", so könnte die Message lauten, obwohl sie bereits seit 1971 nicht mehr in den USA lebt. "What I always was and what I always will be, is a sweet little Rock 'n' Roller", wird sie sich später am Abend den Chuck Berry-Klassiker passenderweise selbst widmen.

Auch das Publikum scheint weitestgehend noch immer dasselbe zu sein: Ein nicht unbeträchtlicher Teil bejaht Suzis Frage vor "Can the Can", wer bereits damals ihren Durchbruch miterlebt hat. Junge Gesichter sieht man heute nur äußerst vereinzelt und nur in Begleitung der Eltern, bei denen es sich offensichtlich um die ursprünglichen Fans handelt.

Rock 'n' Roll-Zeitreise

Obwohl auch neuere Songs gespielt werden, macht der Backdrop außerdem klar, so scheint es, worum es an diesem Abend eigentlich gehen wird: mit Suzi Quatros Hits insbesondere aus den 70ern und frühen 80ern die guten alten Zeiten wiederaufleben zu lassen. Und das gelingt der Band mit dem knapp zweistündigen Best-Of-Programm vortrefflich.

Logischerweise klingt dabei nicht alles genauso wie früher: Suzi Quatros Stimme hat etwas an Kraft und jugendlicher Rotzigkeit eingebüßt, ist altersbedingt tiefer und das Timbre dunkler geworden, die Tonarten der Songs entsprechend angepasst. Der Wirkung der Songs tut dies jedoch kaum einen Abbruch. Ihr erster Hit, der in der Studioversion schwindelerregende Gesangshöhen erreicht, wurde zudem live bereits in den 70ern deutlich tiefer gelegt, wie auf ihrem einzigen Live-Album "Live and Kickin'" zu hören.

"Because she never gets any older..."

In der Tat lässt ihr gesamtes Auftreten Quatro derart jung wirken, dass der Unterschied zwischen der Frau auf der Bühne und ihrem jüngeren Konterfei im Hintergrund höchstens marginal zu sein scheint: Bereits beim Opener "The Wild One" hat sie sichtlich Spaß und zeigt sich zudem beim Posen mit ihrem beinahe überdimensioniert wirkenden Fender-Bass fit wie ein Turnschuh; bei "Mama's Boy" gibt es eine kleine Headbanging-Einlage und bei "48 Crash" streckt sie zunächst wiederholt den Bass und anschließend in breitbeiniger Pose die Faust in die Höhe. Dazwischen tanzt sie, stampft mit dem Fuß im Takt auf oder dreht sich zu ihren Bandmitgliedern, um gemeinsam mit ihnen zu grooven.

Geborene Entertainerin

Zudem interagiert sie mit jeder Menge Charme, Witz und koketten Blicken sowohl mit dem Rest der Band als auch dem Publikum, wenn sie etwa während einer Ansage bemerkt: "You're so quiet! Should we do a ballad?" So wirkt es auch nicht weiter ungewöhnlich, dass sich die 68-jährige bei "Rock Hard" in engen Leggings zu ihrem Schlagzeuger umdreht und sich im Takt auf den dem Publikum entgegenstreckten Hintern klopft.

Gerne verzeiht man ihr dabei eine leichte Tendenz zur Selbstbeweihräucherung, wenn sie etwa mehrfach betont, dass sie bereits seit 54 Jahren im "Business" ist oder stolz wie Oskar von ihrem Ehren-Doktortitel berichtet, der ihr 2016 von der Anglia Ruskin University in Cambridge verliehen wurde.

Es läuft rund bei Suzi und Co

Weder bezüglich ihrer imposanten Fähigkeiten am Bass, die sie auch bei einem Solo unter Beweis stellt, noch bezüglich ihrer Gesangsperformance gibt es derweil etwas zu meckern; sogar die katzenhaften Schreie sitzen bestens. Andächtige Stille herrscht im Publikum, während sie gefühlvoll das ihren Eltern gewidmete "Can I Be Your Girl" vorträgt, nur von sich selbst am Piano begleitet. Lediglich ihre Interpretation des Eagles-Klassikers "Desperado" fällt hier im Vergleich etwas ab.

Auch der Rest der insgesamt siebenköpfigen Band hat ganz offensichtlich Spaß an der Sache und präsentiert sich zudem perfekt aufeinander eingespielt. Der Großteil der Mitglieder erhält häufig Gelegenheit, sich immer wieder durch Soloparts in Szene zu setzen, wobei besonders Saxofonist Ray Beavis durch sein virtuoses Spiel mit jeder Menge Feeling etwa bei "Tear Me Apart" und "Glycerine Queen" zu glänzen weiß.

Duracell-Hasen

Dieses positive Feeling scheint auch auf das Publikum überzuspringen, welches zu großen Teilen gefühlt die gesamte Show durchtanzt und vor allem viele Songs von Anfang bis Ende mitklatscht, die aufgrund des häufigen Midtempos natürlich auch beinahe darauf ausgelegt zu sein scheinen. Fällt die Publikumsreaktion doch einmal nicht wie gewünscht aus, ist Dr. Quatro jederzeit zur Stelle, um die Fans wieder anzuheizen.

Suzi Quatro liefert an diesem Abend eine rundum gelungene Show. Wie sie kürzlich in einem Interview gegenüber der Rhein-Neckar-Zeitung betonte: "Energie hab ich noch genau so viel wie eh und je." Daran besteht nach diesem Auftritt wohl kein Zweifel.

Setlist

The Wild One / I May Be Too Young / Tear Me Apart / Mama's Boy / Strict Machine / Stumblin' In / 48 Crash / I Don't Do Gentle / Rockin' In The Free World / Can I Be Your Girl / Rock Hard / She's In Love With You / Your Mama Won't Like Me / Too Big / Glycerine Queen / Can The Can / Devil Gate Drive / If You Can't Give Me Love / Sweet Little Rock'N' Roller / Desperado // Keep-A-Knockin'

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