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Die Toten Hosen (live auf dem Highfield, 2017) © Christian Grube

Höhen und Tiefen, Sonne und Schlamm, Absagen und Abriss - das Highfield 2017 nahm die Besucher mit auf eine krasse Achterbahnfahrt. Wir nehmen euch mit auf einen wilden Ritt durch ein ereignisreiches Wochenende.

In seiner 20. Auflage sollte das Highfield Festival eine große Geburtstagssause feiern. Doch auch am Störmthaler See schlug der chaotische Sommer 2017 zu. Regenunterbrechung und Bandabsagen sorgten für ein Wechselbad der Gefühle. Doch von Anfang an.

Entspannter Auftakt

Der erste Festivaltag begann mit Sonnenschein. Die regnerischen Wettervorhersagen nahm zu diesem Zeitpunkt niemand so recht ernst. Die gut gelaunten Besucher freuten sich auf ein entspanntes Festival.

Irie Révoltés setzten auf ihrer Abschiedstour ein fettes Ausrufezeichen und die Menge heizte sich immer mehr auf. Ihnen folgten die 257ers auf der Blue Stage. Der Blick gen Himmel sorgte jedoch langsam für besorgte Augen. Wird das Wetter halten?

Erst Sonnenschein, dann Unwetter

Unmittelbar bevor um 20:00 Uhr Axel Bosse die Green Stage betreten sollte, zogen die Veranstalter die Notbremse. Die Festivalleitung entschied aufgrund einer Unwetterwarnung den Betrieb vorerst für 60 Minuten zu unterbrechen. Die 35.000 Besucher sollten sich in ihre Autos oder zu den Shuttlebussen begeben.

Die Warnung kam keine Minute zu früh, etwa 10 Minuten später brach Starkregen über den Störmthaler See ein. Das am Gelände vorbeiziehende Gewitter sorgte für eine beeindruckende Lichtshow. Da klar war, dass nicht alle rechtzeitig ihre Autos erreichen würden, boten sogar die 257ers einigen Zuschauern Zuflucht in ihrem Tourbus.

Verwirrende Situation

Nachdem der Regen um ca. 21:00 weniger wurde, strömten erste Besucher wieder auf das Gelände. Doch sie wurden etwa 15 Minuten später von der Security gebeten, das Infield nochmals zu räumen, da eine weitere Warnung vorliege.

Gegen 21:30 Uhr gab die Festivalleitung bekannt, dass einige der größten Acts des Tages, darunter Billy Talent, Bosse, Alligatoah und Clueso nicht mehr auftreten würden. Dies lag u.a. daran, dass das Gelände vor der Green Stage zum Teil unterspült war. Nur der Gig der Beginner fand wie geplant statt.

Wie immer in solchen Situationen gab es ein gewisses Maß an Verwirrung, aber die Security reagierte beim Infield und auf den Campingplätzen nicht immer souverän und musste für ihr teilweise chaotisches Management Kritik vor Ort und in den sozialen Medien einstecken. Den Abend rettete schließlich Clueso. Dieser lies sich nicht vom Regen unterkriegen und organisierte spontan ein Akustikkonzert auf der Blue Stage.

Alles auf Anfang

Der Samstag bot Zeit die Wunden zu lecken und nach vorne zu schauen. Das Gelände wurde bis zum Nachmittag wieder auf Vordermann gebracht. Holzschnitzel, Erde und Kies wurde aufgeschüttet um die gröbsten Schlammpfützen zu entfernen. Doch ein Festival ohne Schlamm ist kein Festival. So hatten die Leute richtig Spaß, sich mal wieder ordentlich dreckig zu machen.

Musikalisch eröffneten Tonbandgerät um 13:00 den recht punkigen Samstag. Dafür sorgten nicht zuletzt Gruppen wie Turbostaat, Mad Caddies oder Feine Sahne Fischfilet. Die Band um den charismatischen Sänger Jan "Monchi" Gorkow brannte ein Feuerwerk ab – nicht nur mit einprägsamen Anti-Nazi Songs, sondern auch mit ordentlich Rauch und Böller.

Hip-Hop und Rock

Die Antilopen Gang musste hingegen ihren Auftritt aufgrund einer Verletzung ihres Rappers Panik Panzer absagen. An ihrer Stelle trat die Berlinerin Sookee auf. Die Hip Hopperin ist durch ihre Kritik an Homophobie und anderer deutlich direkter Texte zum Thema Sexismus bekannt geworden.

Auf der Green Stage ging es rockiger weiter. Hier sorgte Thees Uhlmann für nordisches Springsteen-Feeling. Der ehemalige Tomte-Frontmann zog die Besucher absolut in seinen Bann. Ihm folgten die Allroundrocker von SDP, die für gute Laune sorgen. Eine Band, die sich und ihre Fans selbst nicht so ernst nimmt, ist genau das Richtige für das geschundene Publikum.

Karl-Marx-Stadt rulez

Highlight des Abends sind ohne Frage die Lokalmatadoren Kraftklub. Die Band, die vor 5 Jahren mit Liedern wie "Songs für Liam" ihren absoluten Durchbruch hatte, lieferte einen überzeugenden Auftritt in Rot ab. Man merkt dem Quintett an, dass sie sich von einer gewissen ungestümen Art gelöst haben und sehr viel professioneller agieren.

Für progressive Rocksounds sorgten Biffy Clyro. Die Schotten fegen seit Jahren über die Festivals und sind ein Garant für hochkarätige, energiegeladene Konzerte.

Höhepunkte trotz Absagen

Der letzte Festivaltag brachte die absoluten Höhepunkte. Am Nachmittag brachten Heisskalt und Von Wegen Lisbeth die Massen schon auf Touren. Deren Werk wird von Zebrahead und den Donots weitergeführt.

Gerade letztere sind einfach eine Band die man auf Festivals sehen muss. Ingo und Guido Knollmann sind beide echte Rampensäue, so dass spätestens bei "Stop the Clocks" jeder mitsingt.

American Spaß

Zeit zum Verschnaufen gibt es auf der Blue Stage mit Silbermond, bevor um 20:00 Uhr die Skatepunklegenden The Offspring auf der Green Stage spielen. Als Dexter Ward und Co. die Bühne betreten, sieht man diverse fragende Gesichter.

Wo ist denn Noodles? An seiner Stelle steht der langjährige Rythmusgitarrist und Juliette and the Licks-Saitenmann Todd Morse. Die Fans können sich aber aber beruhigen, Noodles ist nicht ausgetreten, sondern musste die Sommertour 2017 aus familiären Gründen canceln.

Placebo sagen ab

Kurz vor Ende des Highfields sollte das Schicksal nochmal hart zuschlagen. Wenige Minuten vor ihrem Auftritt mussten Placebo – obwohl schon vor Ort – ihren Auftritt absagen. Als Grund wurde ohne nähere Infos ein medizinischer Notfall genannt.

Um keine größere Lücke entstehen zu lassen, wurde mit den Toten Hosen eine längere Spielzeit vereinbart. Anstelle von 90 Minuten spielten die Düsseldorfer nun zwei Stunden. Und sie nutzten die Gelegenheit: Ein wahrer Sturm fegte über die Bühne und durch das Infield. Campino und Mannen saugten jeden Funken Restenergie aus den Besuchern.

Trotz aller Widrigkeiten gaben sich die Macher des Highfields größte Mühe die Geburtstagsausgabe zu einem Fest zu machen. Mit ihrem fulminanten Auftritt ließen Die Toten Hosen alle Sorgen vergessen. Bis zum nächsten Jahr! Übrigens…der Vorverkauf ist gestartet.

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