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Kings Of Leon (live in Hamburg, 2017) © Falk Simon

Mit großer Spielfreude und einer 26 Songs umfassenden Setlist unterstreichen Kings Of Leon in Hamburg einmal mehr ihren Ruf als hervorragende Live-Band.

Man kann dieser Band sicherlich vieles vorwerfen: Dass sie auf der Bühne oft abgebrüht wirken etwa. Oder dass viele ihrer Songs vorhersehbar sind.

Wer aber in der vollbesetzten Barclaycard-Arena dabei war, konnte miterleben, warum Kings Of Leon dennoch eine der wenigen Gitarrenbands ihrer Generation sind, die Hallen dieser Größenordnung füllen können.

Tiefe Verbundenheit

Als die vier in edle Anzüge gekleideten Musiker um 21:10 Uhr die Bühne betreten und mit dem epischen "The End" vom 2010er-Album "Come Around Sundown" in den Abend starten, liegt ihnen die Halle bereits zu Füßen. Eine Verbundenheit, die sich im Laufe des Abends noch weiter vertieft. Denn Kings Of Leon sind nicht gekommen, um einfach eine nächste Station im Tourplan abzuhaken.

26 Songs werden sie am Ende des Abends gespielt haben – einen bunten Querschnitt aus allen Alben. Darunter mit "Molly’s Chambers", "Four Kicks" und "The Bucket" auch Songs aus ihrem Frühwerk. Und auch, wenn die im Vergleich zu späteren Kompositionen eher schlicht daherkommen, ist es gerade diese naive Direktheit, die sie so auf der Bühne wirkungsvoll macht.

Große Euphorie bei den Hits

Die größere Resonanz gibt es aber natürlich auf die großen Hits wie "Use Somebody", "Pyro", "On Call" oder "Supersoaker". Als bei „Sex On Fire“ das Publikum lauthals den Gesang übernimmt, hat der Abend seinen ersten echten Höhepunkt erreicht. Frontmann Caleb Followill (35) trägt während des Songs ein breites Grinsen, ganz so, als könnte er selbst nicht glauben, welch großer Wurf ihm da gelungen ist.

Geglückte Premiere 

Mit Spannung erwartet wurde die Bühnenpremiere der Songs aus ihrem neuen Album "Walls", dem siebten ihrer Karriere. Dabei kommen vor allem "Eyes On You" und "Waste A Moment" gut weg, denen der rauere Live-Ton im Vergleich zur glattgebügelten Studioproduktion deutlich besser zu Gesicht steht.

Noch klarer wird das beim schmerzerfüllten "Over", in dem Followill am Ende sein ganzes Herz zu legen scheint. Noch einen drauf setzt "Find Me", das mit seinem Drive und seiner hymnischen Gitarrenfigur sogar zum heimlichen Hit des Abends mutiert.

Akustik-Durchhänger

Einen Hänger erlebt der Abend nur in der Mitte. Warum sich die Band entschlossen hat, ein Akustik-Set mit drei Songs ("The Runner", "Comeback Story" und "The Wall") einzubauen, bleibt wohl ihr Geheimnis. In Sachen Klimax war das kein Geniestreich. Kritisieren kann man auch die Wortkargheit der Band. Dass sie allesamt keine großen Entertainer sind, ist an sich kein Manko. 

Zu abgebrüht?

Erstaunlich ist es dennoch, wie hölzern und gehemmt die Band bei ihren wenigen Ansagen wirkt. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass sie jede Menge Show-Effekte wie Videoleinwände, weiße Lichtstäbe sowie verschiebbare Vorhänge mitgebracht haben. Und vielleicht ja auch dafür, dass sie von einigen Kritikern als abgebrüht und arrogant wahrgenommen werden.

Denn an der Musik kann es nicht liegen. Das Konzert war alles andere als langweilig. Mehr noch: Es war ein großer Abend. Weitere werden folgen.

Setlist

The End / Slow Night. So Long / McFearless / Four Kicks / Muchacho / Molly's Chambers / Eyes On You / The Bucket / Over / Sex On Fire / The Runner / Comeback Story / Walls / Find Me / The Immortals / Radioactive / Supersoaker / On Call / Closer / Crawl / Pyro / Conversation Piece / Waste A Moment / Reverend / Use Somebody / Around The World

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