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Katatonia (2016) © Ester Segarra

Früher dark, heute zahm: Die Schweden von Katatonia machen in Frankfurt Station. Ebenfalls mit dabei sind Vola aus Dänemark und Agent Fresco aus Island, die beide eine ähnlich meisterhafte Show hinlegen wie der Hauptact.

An jenem lauen Herbstabend wundert man sich ob der Heterogenität der Besucher, die freudig in die Batschkapp strömen: Da gibt es junge Mädels, wahre Metalheads und ältere Musikliebhaber. Dies liegt vermutlich an den unterschiedlichen Stilrichtungen der drei Bands, welche im Laufe des Abends die Bühne betreten.

Die musikalische Spanne reicht von ruhigen Rockballaden über harten Progressive Metal bis hin zum melancholischen Progessive Rock. Und diese Mannigfaltgkeit kann sich wirklich hören und sehen lassen.

Vola-re! Cantare!

Den Anfang machen Vola aus Dänemark. Die Formation ist noch dermaßen unbekannt, dass ihre Videos bei YouTube 5.000 Views nicht überschreiten. Angesichts der offensichtlichen Professionalität wird aus der Band jedoch sicherlich bald mehr als ein Geheimtipp.

Der ständige Wechsel von sphärischen Passagen und harten, von Bass und Gitarre synchron gespielten progressiven Licks im Djent-Stil sind eine erstaunlich hörenswerte Mischung. Die schönsten Gesangsmelodien des Abends kommen von Vola. Der mehrstimmige Gesang besitzt bisweilen durchaus Strukturen des Pop, bereichert aber gerade dadurch den sehr eigenen Musikstil. Die persönliche Newcomer-Band des Jahres 2016.

Agent Brillianto

Über die Bühnenpräsenz von Agent Fresco muss nicht mehr viel gesagt werden. Alle vier Musiker verausgaben sich bis zur Erschöpfung. Besonders beachtlich ist, dass Gitarrist þórarinn guðnason noch wenige Minuten vor der Show über der Kloschüssel hing und auf der Bühne dennoch alles gibt.

An musikalischer Leidenschaft fehlt es den Isländern sicher nicht, auch nicht an technischem Können; alle vier spielen in der musikalischen Oberliga. Die Tatsache, dass die komplexen Songstrukturen nicht zu Lasten der transportierten Energie gehen, macht Agent Fresco live zu einer noch besseren Band als auf Platte.

Songs mit ganz viel Herz

Katatonia, die legendären Depressiv-Metaller aus Schweden, überzeugen mit einer durchaus eklektischen Setlist, die sich zwar auf die Alben aus dem aktuellen Millennium beschränkt, aber keinen allzu starken Fokus auf das neueste Juwel "The Fall of Hearts" legt.

"Last Song Before The Fade", "Serein" und "Old Hearts Fall" kommen keineswegs schwächer rüber als altbewährte 'Stimmungsmacher' wie "Teargas" oder "Evidence".

Neue Bandmitglieder überzeugen

Bemerkenswert ist auch zu sehen, dass die neuen Mitglieder Daniel Moilanen am Schlagzeug und Roger Öjersson an der Leadgitarre sich mühelos in die bestehende Bandordnung einfügen und ihre Parts nicht nur fehlerlos, sondern auch extrem überzeugend rüberbringen.

Frontmann Jonas Renkse singt zudem in Bestform und ist sich nicht zu schade, zwischen den Songs immer wieder das Publikum zu animieren, was allenfalls gemächlich in Schwung kommt.

E-Gitarren etwas leise – Katatonia dennoch stark

Das mag eventuell daran liegen, dass die E-Gitarren (und damit die für die Atmosphäre der Band so wichtige Harmoniegruppe) sich im Mix nur schwer gegenüber der Rhythmusgruppe durchsetzen können.

Die ohnehin große Setlist von siebzehn Songs wird durch die stark ersehnte Zugabe nochmal um drei Klassiker ("My Twin", "Lethean" und "July") erweitert, bevor die zufriedenen Gäste nach reichlich gediegener Rockmusik beseelt entlassen werden. Mehr als drei Stunden Beschallung von drei erstklassigen Bands lassen schlichtweg keine Wünsche offen.

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