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Secret Affair Live Hamburg 2016 © Jan Wölfer

Zwei der Speerspitzen des Modrevivals der frühen 1980er bringen an einem spätsommerlichen Abend in Hamburg die alten Mods wieder zusammen. Musik, Garderobe, Motorroller und Party – es ist fast wie früher, nur dass sowohl Musiker als auch Fans 35 Jahre älter sind. Dabei erweisen sich Secret Affair als starke Combo, die auch noch mit aktuellen Veröffentlichungen punkten kann, The Lambrettas als schnaufende Pubband, die sichtliche Mühe hat, ihren Act auf die Bühne zu bringen und Support Thomas Allen als vielversprechendes Talent.

Es ist die Nacht der alten Mods. Aus ganz Norddeutschland sind sie gekommen, teilweise stilecht auf Rollern – selbst die Bremer Fraktion ist vertreten. Im Innenhof vor dem Monkeys Music Club in Hamburg Altona wird jeder Neuankömmling in Augenschein genommen.

Viele kennen sich seit Jahrzehnten und viele waren auch schon damals in den frühen Achtzigern dabei als sich die Hamburger Modszene zwischen Hauptbahnhof und Markthalle traf. Der Anlass für diese Zusammenkunft ist ein Konzert von zwei der führenden Bands der "Class of 1980", die damals im Rahmen des Modrevivals den Soundtrack für eine Jugendbewegung geliefert haben.

Vielversprechender Support von Thomas Allen

Nun sind 35 Jahre vergangen. Während Secret Affair mit "Soho Dreams" vor einigen Jahren noch einmal ein respektables neues Album veröffentlicht haben, sind The Lambrettas im Grunde nie über ihre tolle Debüt-LP "Beat Boys At The Jet Age" hinausgekommen.

Doch bevor die Legenden die Bühne erklimmen, gibt es noch einen lokalen Support, die Thomas Allen Band. Allen sieht aus wie Tim Buckley, hat die Harp im Gestell wie Dylan und spielt eine Rickenbacker wie Paul Weller. Und er macht das gut, bringt jugendliches Ungestüm auf die Bühne, hat Songs, die durchaus stimmig in das Modrevival-Konzept passen und zieht so im Handumdrehen das Publikum auf seine Seite.

The Lambrettas sind außer Form

Nach einer angenehm kurzen Umbaupause – die Bands teilen sich geschickterweise die Backline – wird es voll vor der Bühne und es ertönen die "We Are The Mods"-Schlachtrufe. The Lambrettas haben heute mit dem nach dem Tod von Jez Bird zum Leadsänger gewordenen ehemaligen Gitarristen Doug Sanders und Drummer Paul Wincer auch nur noch zwei Mitglieder der Urbesetzung an Bord, was aber keinen groß zu stören scheint, als sie mit "Page 3" anfangen und damit auch gleich große Begeisterung auslösen.

Leider wird schnell deutlich, dass die Musiker auf der Bühne nicht allzu gut in Form sind, schnell werden Backen aufgeblasen und die Augen gerollt, es kostet sie sichtlich Mühe die eigenen Klassiker und 60s-Partyhits wie  "All Or Nothing", "I’m A Believer", "The Last Time" oder "All Day And All Of The Night" in dem heißen, gut gefüllten Club zu Ende zu bringen. Auch wenn der Großteil des Party-willigen Publikums einfach ausgelassen mitfeiert, wird es vor der Bühne merklich leerer. The Lambrettas sind in dieser Form bestenfalls eine Pub-Band von mittlerem Niveau und Sanders gelingt es nicht die Vocals von Bird überzeugend rüberzubringen.

Secret Affair: Tight, leidenschaftlich und mitreißend

Ganz anders dann der Headliner. Mastermind Ian Page sieht auch kein Jahr jünger aus als er ist, aber im Verbund mit dem Ur-Gitarristen Dave Cairns und einer im Gegensatz zu den Lambrettas sehr gut eingespielter Verstärkung klingen sie tight, mitreißend und auch die Gesichter der Musiker zeugen von Leidenschaft und Spaß an der Musik. Und sie haben an diesem Abend auch eine Premiere, denn sie veröffentlichen an diesem Tag angeblich ihre neue 7'-Single "Do I Love You (Indeed I do)", ein Song, den sie auch sehr überzeugend auf die Bühne bringen.

Zwischendurch gönnen sich Page und Cairns auch eine kleine Pause und lassen die restlichen Musiker einen mitreißenden instrumentalen Acid-Jazz-Song spielen, der unterstreicht wie gut sie als Musiker sind. Als dann gegen Ende die Hits "Sound Of Confusion", "Time For Action", "Let Your Heart Dance" und "My World" kommen, ist die Party auf ihrem Höhepunkt – und für einen Moment so wie vor 35 Jahren.

Haben die Mods eine Zukunft?

"About The Young Idea" – diese Zeile aus einem Song von The Jam ist das Motto einer Ausstellung, die im UK derzeit das Wirken von der legendären Band um Paul Weller – aber damit auch der Modrevival-Bewegung jener Jahre – thematisiert. Der einzige, der diesem Label an diesem Abend gerecht wird, ist Thomas Allen, der an diesem Abend auch vermutlich der jüngste Mensch im Club war. Subkulturen wie die der Mods haben nach den 1980er keinen echten Zulauf mehr gehabt.

Die 90s Britpop-Welle prägte zwar eine Generation aber war eher eine trendige Indie-Richtung ohne das, was als "Modernism" prägend war. Es war eine tolle Zeit damals und auch dieser Abend ist natürlich ein großer Spaß für alle Beteiligten. Nächsten Monat kommen dann mit The Spitfires eine junge Modband ins Monkeys, da wird sich zeigen, ob sich vielleicht auch noch junge Fans für die Mod-Idee begeistern können.