© Falk Simon

Mit dem Auftritt von Sunrise Avenue endet auch der Hessentag 2014 in Bensheim. Während des großen Finales in der Open-Air-Arena spielen sich die finnischen Chartstürmer durch einen Querschnitt ihrer vier Alben, der für neue und alte Fans das Passende bereithält.

Es ist der Abschluss eines überaus erfolgreichen Hessentags, der auch dieses Jahr mit seinen diversen Veranstaltungen mehr als 1,3 Millionen Besucher nach Bensheim locken konnte. Vor allem am Sonntag werden logistische Höchstleistungen verlangt, während der traditionelle Festtagszug durch die Straßen läuft.

Doch am Abend wollen alle nur noch an einen Ort: in die Hessentagsarena. Sunrise Avenue sind zurück, nachdem die Finnen bereits 2012 ihr Hessentagsdebüt in Wetzlar gaben. Und wie soll es anders sein: auch die Sonne zeigt sich wieder von ihrer besten Seite. Dann kann ja nicht mehr viel schief gehen, oder?

Geduldsprobe bis zum Hauptact 

Während die einen pünktlich zum Einlass vor den Eingängen stehen, hören sich die anderen in ihren Autos mit den Songs ihrer finnischen Idole warm. Bis diese allerdings auf der Bühne stehen, vergehen einige Stunden.

Denn Sunrise Avenue haben gleich zwei Acts im Vorprogramm: My First Band aus Finnland sowie Die Felsen aus Ludwigshafen, die den Hessentags-Bandcontest für sich entscheiden konnten und nun ihren Gewinn einlösen dürfen.

Aufwärm-Klatschen mit den Felsen

Ein kleiner Schritt für das Publikum, ein großer für die Felsen, könnte man sagen. "Wir haben noch nie vor so vielen Menschen überhaupt irgendwas gemacht", gibt Frontmann Tim zu. Die Erfurcht vor einer so großen Menschenmenge ist ihm jedenfalls anzumerken. Zwar ist die Arena zu dem Zeitpunkt etwa halb gefüllt, jedoch sind das immer noch Tausende von Besuchern.

Mit Songs wie "Schmetterling" oder "Untergang" klatschen sich die ersten Reihen warm. Der Rest braucht noch eine Weile – und er hat ja auch noch eine ganze Band lang Zeit.

So originell wie der Name: My First Band

Die Finnen von My First Band supporten Sunrise Avenue schon seit mehreren Shows und sind damit bestens für große Menschenmassen vorbereitet. Sänger Antti Koivula tanzt sich kreuz und quer über die Bühne und die Band spielt sich souverän durch ihr Set.

Musikalisch ist die Luft allerdings relativ schnell raus: man nehme etwas Glam Rock, ein bisschen The Killers oder Queen, ein paar 80er Disco-Sounds und erhält – in diesem Fall – stumpfesten Synthie-Pop der ganz schmierigen Variante. "We build a house for you and me". Nicht wirklich die ganz große Songwriting-Kunst. Trotzdem wird teilweise eifrig mitgeklatscht.

Es geht los. Endlich!

Kurz vor neun ertönen die ersten "Samu"-Rufe aus den vorderen Reihen. Schon beim ersten Ton des Intros zum Opener "Unholy Ground" ist die Freude groß. Nicht nur, weil damit die ewige Warterei endlich ein Ende hat, sondern weil gleich Sunrise Avenue auf der Bühne stehen werden. Denn genau dafür sind die 15.000 Leute hier.

"Wie geht's Bensheim heute?", begrüßt Samu Haber in gebrochenem Deutsch – fast schon sein Markenzeichen – die Menschenmenge. Auch wenn das Set mit seinen knappen 90 min länger hätte sein können, bedienen Sunrise Avenue mit ihrer Songauswahl sowohl ihre neuen Fans, die "The Voice-Generation" sozusagen, als auch die alten.

Bedenklicher Stilwechsel

Sunrise Avenue waren zwar noch nie wirklich eine Rockband – eher eine Pop-Rock-Band –, hatten aber auf den Alben zuvor deutlich mehr Dampf unter der Haube. Das fällt auch im Vergleich während dem Live-Querschnitt auf. Da hilft auch kein cooles Posen.

Ein "Little Bit Love" ist eben kein "Hollywood Hills", auch wenn sich die Songs rhythmisch und melodisch ähneln. Und ein "Afraid Of The Midnight" könnte man auch in die Schlager-Schublade stecken. Der Anteil an Balladen ist gestiegen. Live können die Finnen diesen Stilwechsel mit ihren älteren Songs wie eben "Out Of Tune" oder "I Don't Dance" gerade noch kompensieren.

Für jeden was dabei

Von "Forever Yours", "Choose To Be Me" oder dem Radio-Hit "Fairytale Gone Bad" bis hin zu "I Don't Dance", "Lifesaver" oder "Hollywood Hills" präsentieren Sunrise Avenue einen großzügigen Querschnitt aus ihrer Bandhistorie. Hier dürfte wohl jeder Fan auf seine Kosten gekommen sein, zumal die Songs live im Großen und Ganzen wie auf Platte klingen.

Ab und zu wird der ein oder andere Song durch einen Instrumental-Part oder ein Solo ergänzt. An den Arrangements hat sich nicht viel verändert. Auch bei einem "Girl Like You" wird Samu nur von einem Flügel begleitet, wodurch seine tiefe, basslastige Stimme besonders zur Geltung kommt. Mit "Angels On A Rampage" hat auch eine der stärkeren Balladen ihren Platz auf der Setliste gefunden.

Bye, bye Hessentag

Ihre bekanntesten beiden Songs haben sich die Finnen klugerweise bis zum Ende aufgehoben. So lässt Samu sein textsicheres Publikum die Hälfte von "Fairytale Gone Bad" selbst singen und auch ein "Hollywood Hills" ertönt lauthals aus 15.000 Kehlen.

Mit den Worten "Wir lieben Hessentag" – selbstverständlich ohne Artikel – bedankt sich Frontmann Samu Haber bei seinen Fans für einen tollen Abend. Ein letztes Mal verbeugen sich Sunrise Avenue und verschwinden dann hinter der Bühne. Bye, bye, Hessentag 2014. Bis zum nächsten Jahr! 

Setliste

Unholy Ground | I Can Break Your Heart | Lifesaver | Afraid Of The Midnight | Little Bit Love | I Don't Dance | Angels On A Rampage | Choose To Be Me | Girl Like You | Letters In The Sand | If I Fall | Forever Yours | Out Of Tune | Hurtsville | Fairytale Gone Bad

Zugabe: Hollywood Hills

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