Gude Lauune: Phrasenmäher live im Schlachthof Wiesbaden

Mit Vollgas ins neue Jahr: Phrasenmäher © Andreas "Bär" Läsker

Sie singen über dicke Bettdecken, Gruppenzwang und Gurkenscheiben: Phrasenmäher sind wieder auf Tour und bespaßen das Publikum in der Räucherkammer im Schlachthof in Wiesbaden mit mehr als nur 9 Hits und 3 Evergreens.

Ohne Vorgruppe und erfreulicherweise damit auch ohne Umbauphase betreten Phrasenmäher gegen Viertel nach acht die Bühne und eröffnen mit "Zwing" aus dem im letzten Monat erschienenen Zweitling "9 Hits, 3 Evergreens" den Konzertabend.

Was folgt, ist ein zweistündiger Querschnitt der beiden Alben, in dessen Verlauf sich das Dreiergespann einmal durch die Musikgenres spielt. Doch eine Phrasenmäher-Show lebt vor allem von dem, was zwischen und auch während der Songs passiert. Und da passiert eine ganze Menge – eine ganze Menge unerwartetes.

Breites Grinsen

"Wiesbaden, wie ihr euch gerade bewegt habt...meine Güte". Die Ansagen von Sänger Yannis sind voll von Ironie und Witz. Hier eine kleine Kostprobe: "Wir waren schon in vielen unbedeutsamen Städten. Jetzt sind wir endlich in Wiesbaden, wofür wir so lange geprobt haben", scherzt der Frontmann.

Als Zuschauer kommt man aus dem Grinsen nicht mehr heraus – und so geht das den ganzen Abend.

Über Gurkenscheiben und Bettdecken

Dass Phrasenmäher eine etwas andere Band ist, lässt sich schon anhand der Texte und Songtitel feststellen. Die ungewöhnlichen Geschichten – wer schreibt schon Songs über seine Bettdecke? – wecken sofort Interesse und der Wortwitz sorgt für gute Laune.

Das ist live nicht anders und kommt beim Publikum, das bei den Klassikern wie "Vater", "Sympathie ist der Teufel", "Hochklappdings", "Im Sog der Breitnis" oder "Kurzer Moment" eifrig mitsingt, sehr gut an. Bei "Vater" wird sogar gepogt, auch wenn sich der Song dafür gar nicht eignet.

"Die Lüftung ist an"

Für Phrasenmäher steht der Kontakt zu ihrem Publikum an erster Stelle. Auf jeden noch so kleinen Kommentar reagiert das Trio mit ironischen Bemerkungen oder Improvisationen. So wird mal kurz "Wonderwall" von Oasis angestimmt oder der eigene Merchstand in einen spontan-erdachten Song gepackt.

Auch vollkommen banale Situationen wie das Einsetzen der Lüftung werden direkt aufgegriffen: aus "Felicita" von Al Bano & Romina Power wird "Die Lüftung ist an".

Ein Hai namens Hainer

So kreativ wie Phrasenmäher in ihren Songs sind, sind sie auch darüber hinaus. Bei ihren Aktionen beziehen sie ihr Publikum immer wieder mit ein. Eine Neuerung ist das Bandmaskottchen Hainer, der Plüschhai, der als Stagediver durch die Menge gereicht wird. Dabei gewinnt die Person, die den Hai am Ende des Songs zuletzt in den Händen hält, einen ganz besonderen Preis.

Im Angebot ist diesmal eine Banane, ein Schokoriegel und Ingwer. Phrasenmäher verschenken nämlich das Schönste, das es im Backstage-Bereich gibt. Das ist wahre Publikumsliebe! Wer braucht da schon Merchandising-Artikel.

(Fast) eine eigene Nische

Mit ihrem Mix aus Livekonzert und Comedyshow haben die drei Phrasenmäher eine Nische besetzt, in der sich nur sehr wenige Künstler befinden. Ganz entfernt erinnert das Trio aus Hildesheim mit seinem Witz und seiner Spontanität an Größen wie die Ärzte.

Nach dem Motto "Geht nicht, gibt's nicht!" greifen Phrasenmäher musikalisch sowie textlich tief in den bunten Topf und auch die Livekonzerte sind voller Überraschungen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass die Band sich erst nach zwei Zugabeblöcken von ihrem zufriedenen Publikum verabschiedet. Phrasenmäher gehen, das breite Grinsen jedoch bleibt.