© Jan Wölfer

Einen begeisternden Auftritt bot der legendäre Sänger Eric Burdon dem Publikum im ausverkauften Karlsruher Tollhaus. Nicht nur seine Klassiker, sondern auch aktuelle Songs überzeugten die Zuschauer und animierten sie, das Konzert in eine mitreißende Party zu verwandeln.

Eric Burdon hatte zwar seinen letzten Top-40-Hit im Jahr 1970 mit Spill The Wine, schaffte es aber mit seiner aktuellen Platte ‘Til Your River Runs Dry und der dazugehörigen Welttournee bis auf Platz 16 der jüngst vom Rolling Stone veröffentlichten Liste "30 Rockers Going Strong After 70".

In diesem Herbst tourt Burdon durch Deutschland – 16 Konzerte sind es insgesamt, die er hierzulande spielt. Der Brite kann auf eine große Anhängerschaft bauen, die auch in Karlsruhe nicht enttäuscht wurde.

Glücksgriff Jesper Munk

Der Supportact an diesem Abend ist mit Jesper Munk ein echter Glücksgriff. Begleitet von scharf und präzise spielenden Drums, Bass und Gitarre lässt der Münchener sein gewaltiges Organ erklingen und hat das Publikum nach zwei Songs für sich gewonnen. Auch eine so ruhige Nummer wie Randy Newmanns Guilty performt er überzeugend und so erhält für seinen Auftritt sehr ordentlichen Applaus.

Um Punkt 21:00 Uhr hat das ungeduldige Warten der 1.400 Zuschauer im ausverkauften Tollhaus ein Ende: Die Band steigert sich in das Intro zu When I Was Young hinein und Burdon betritt die Bühne.

Von Rachenspray zu Rotwein

Seine Stimme ist beachtlich für einen Sänger jenseits der 70 und sie wird im Laufe des Abends noch besser. Zu Beginn benutzt er noch ein Rachenspray, aber bald steigt er auf Rotwein um, was angesichts der Steigerung seiner Performance offensichtlich eine gute Entscheidung ist.

Song Nummer vier, Don't Let Me Be Misunderstood, wird vom Publikum begeistert aufgenommen und der oben bereits erwähnte letzte Top-40-Hit, den er seinerzeit noch in der Zusammenarbeit mit der Gruppe War hatte, setzt die Party fort.

Der Sound der achtköpfigen Band lässt keine Wünsche übrig. Selbst am Bühnenrand ist der Mix dank eigen dafür aufgebauter kleiner Monitorboxen wunderbar ausgeglichen. Dies ist jedoch auch ein Verdienst der Arrangements, die die Band sehr flexibel agieren lassen. 

Durchhänger im Mittelteil

Wait und Black Dog (leider nicht der Led Zep-Song) lassen die Stimmung dann wieder merklich abkühlen, was auch an den bemühten, aber an einigen Stellen nicht überzeugenden Gesangspassagen von Burdon liegt.

Black Dog leidet zudem etwas darunter, dass sowohl Band als auch Sänger der Versuchung, arg überstrapazierte Rockklischees zu zelebrieren, nicht wiederstehen. Mancher im Publikum mag jedoch gerade diese Passagen besonders geschätzt haben.

Mitreißende Boogieparty

Einig sind sich wieder alle bei der intensiven und ausladenden Interpretation von We Gotta Get Out Of This Place, die einen erneuten Höhepunkt des Sets darstellt. Der Song geht in ein gejammtes Medley über, das kurz Jimi Hendrix (Third Stone From The Sun) zitiert und dann Burdon die Basis bildet, um die zentralen Zeilen des Titelsongs des neuen Albums "The river is rising / Carry me away to another world" mantraartig zu wiederholen.

Ein weiterer neuer Song, Bo Diddley Special, eine Huldigung an Bo Diddley gerät famos. Und es bleibt auch so. Mit In My Life und House Of The Rising Sun heizt er die Stimmung weiter an. Die Zugaben C. C. Rider und Boom Boom geraten zu einer alle mitreißende Boogieparty, die im Chorus von Johnny B Goode endet.

Das auf der Setlist als letzte Zugabe vermerkte Don't Bring Me Down spielt er dann leider nicht mehr. Trotzdem haben die Karlsruher Fans Eric Burdon in glänzender Form erlebt. Viele sagen sogar, Burdon sei schon lange nicht mehr so gut drauf gewesen. Möge er diese Form noch viele Jahre bewahren können!

Setlist

When I Was Young | Inside Looking Out | Water | Don't Let Me Be Misunderstood | Spill The Wine | Wait | Black Dog | We Gotta Get Out Of This Place-Medley incl. Third Stone From The Sun/The River Is Rising | I Believe To My Soul | Bo Diddley Special | It's My Life | House of the Rising Sun

Zugabe: C. C. Rider | Boom boom/Johnny B. Goode

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