Marla Blumenblatt (live auf dem Maifeld Derby Festival 2013)

Marla Blumenblatt (live auf dem Maifeld Derby Festival 2013) © Jannik Rulitschka

Montagabend, die Straßen sind leergefegt. Wahrscheinlich läuft irgendwie irgendwo ein Tatort, Wetten dass..? oder das DFB-Pokalfinale. Während die Nation vor dem Fernseher einschläft, begeistert die Retroschlagerpopkönigin Marla Blumenblatt im Café Central ihr Publikum und sorgt für die Völkerverständigung. Ein Bericht.

Denkt man als Piefke an Österreichs Popmusik, fällt zuallererst Falco und vielleicht noch Christina Stürmer ein. Nach etwas Herumkramen im Resthirn kommen mit viel Glück die Erste Allgemeine Verunsicherung und Udo Jürgens hinzu.

Danach sieht es aber düster aus. Kein Vergleich zu den benachbarten Eidgenossen, die die Welt mit DJ Bobo (Nationalheld), Luca Hänni (tritt noch auf) und Beatrice Egli (kommt aus Pfäffikon) beglücken.

Doch für alle Freunde des Austropops, so Leute soll es ja geben, und um Österreich besorgte Mitmenschen erschien in diesem Jahr ein Hoffnungsschimmer am Firmament: Marla "Marlita" Blumenblatt.

Die Wienerin singt im Stil des Wirtschaftswunderschlagers über Eiscreme, Liebe, Fernsehapparate und so ziemlich alles dazwischen und reitet damit auf der aktuellen Retrowelle ganz oben. Zurecht, denn ihre Musik lebt den Charme der alten Klassiker.

Österreich brauchte internationale Hilfe, Deutschland aber auch

Wobei man einschieben muss, dass Österreich hier auf internationale Hilfe angewiesen war. Die junge Dame mit mazedonischen Wurzeln studierte zwar in ihrer Heimatstadt Wien Ballett, ging dann aber nach New York und Paris, um schließlich in Berlin anzukommen. Hier entstand Blumenblatts Album Immer die Boys, das im September erschien. 

Und mit dessen Songs bringt sie das für einen Montag Abend gut gefüllte Café Central in Weinheim zum Tanzen.

Das ist keine leere Füllphrase wie sonst so oft. Bei Marla Blumenblatt tanzt das Publikum wahrhaftig und sogar im Paartanz. Da wird die steife deutsche Hüfte, jahrzehntelang durch David Hasselhoff und Scooter gepeinigt, wieder in Bewegung versetzt. Danke Österreich! Da dreht man sich, lacht und freut sich über eindeutig zweideutige Texte, die das Fräulein Blumenblatt von der Bühne trällert.

Eindeutig zweitdeutig, aber keine Abrisskugel

Kostprobe gefällig? Eindeutig geht es beispielweise im Song Gartenpavillion los: "Komm zu mir in meinen Gartenpavillon, wo uns niemand, wirklich niemand sieht/ In meinem Garten steht 'ne rosarote Badewanne/ Darin liege ich und wart' auf dich", um dann zweideutig zu enden: "Denk jetzt bloß nichts Falsches, doch an solchen Sonntagen/ muss man doch zusammen sonnenbaden".

Ansonsten schüttet sich Marla Blumenblatt eifrig Wasser übers Dekolleté, "schüttelt und rüttelt sich" und erzählt zwischen den Songs im angenehmem wienerisch etwas zu ihren Liedern (wer sich das gerade nicht tonhaft vorstellen kann, denke an Niki Lauda). Sexy ist das alles auf jeden Fall, dem Herrgott sei Dank aber kein nacktes Reiten auf der Abrisskugel.

Da ist noch Hoffnung

Aber wie alles Körperliche geht das Konzert auch schnell seinem Ende entgegen. Gerade einmal eine Stunde steht Marla Blumenblatt auf der Bühne, inklusive Zugabe und einer Runde Schnaps für die Zuschauer. Das überwiegend männliche Publikum im Alter zwischen 19 und ungefähr 99 Jahren ist dennoch begeistert.

Man trifft sich kurz darauf am Merchandisestand wieder, wo die Blumenblatt geduldig signiert, Schwätzchen hält und fotografiert wird. Ein Gedanke kommt auf: Es gibt noch Hoffnung. Nicht alles ist schlecht in Österreich.