Die Mannheimer Craft Beer Bar Taproom muss auf Anordnung der Stadt den Fensterverkauf ihrer Biere einstellen. Trotz der aktuellen Coronakrise sollten beide Seiten nach Kompromissen suchen.

Vor ein paar Tagen haben wir darüber berichtet, wie kreativ und emsig sich Mannheims Bar- und Kneipenszene gegen die Coronakrise stemmt. Zwischen Spendenaufrufen und kreativen Ansätzen ziehen Gastronomen alle Register. So auch Ben Vivell vom Taproom. Er hat sich von Anfang an bewusst gegen eine Spendenaktion entschieden und ist eher seinem Unternehmergeist gefolgt, um aus eigener Kraft die Krise zu überstehen

Sein Angebot bestand neben einem Lieferservice seiner leckeren Biere (Jungbusch Ale und New Monnem IPA) – je nach Bestellmenge auch mit einem Gratis Taproom Glas versehen – auch darin, an bestimmten Tagen direkt durch das Fenster seiner Bar zu verkaufen. Beide Angebote wurden bislang sehr gut angenommen, was in der aktuellen Situation natürlich sehr viel wert ist. Viel mehr Möglichkeiten, seine Existenz aus eigener Kraft zu sichern, bleiben dem Barbesitzer nämlich nicht. 

Ende des Fensterverkaufs

Umso überraschender ist die Nachricht, dass der Taproom nun aufgrund einer Entscheidung des Bereiches Sicherheit und Ordnung der Stadt Mannheim seinen Fensterverkauf einstellen und somit auf einen von zwei Vertriebswegen verzichten muss. Die Stadt rechtfertigt das Verbot mit der Corona-Verordnung des Landes Baden-Württemberg aus der hervorginge, dass derartige gastronomische Praktiken für eine Bar wie dem Taproom zu unterbinden seien.

Inwiefern diese Begründung juristisch vertretbar ist, wollen wir an dieser Stelle gar nicht bewerten. Vielmehr drängt sich jedoch die Frage auf, weshalb diese Entscheidung auf Grundlage einer Kontrolle des Besonderen Ordnungsdienstes (BOD) überhaupt getroffen werden musste. 

Der Fensterverkauf des Taproom erfolgte nicht täglich, sondern lediglich jeden Montag und Donnerstag von 17:00 bis 20:00. Eine Maßnahme, die durchaus mit gutem Willen und einem zugedrückten Auge unabhängig von juristischen Spitzfindigkeiten tolerierbar sein sollte. Insbesondere in einer Stadt wie Mannheim, die sich über mehrere Instanzen bzw. Cluster für junge Unternehmen, kreative Konzepte und einen bunten Jungbusch einsetzt.

Eine Aufgabe für den Nachtbürgermeister?

Erst vor ca. zwei Jahren wurde sehr medienwirksam der erste deutsche Nachtbürgermeister innerhalb des städtischen Clusters "Startup Mannheim" installiert, dessen Aufgabe u. a. darin besteht, die Bedürfnisse der Gastronomen mit denen der Anwohner auszubalancieren und über städtische Instanzen optimale Rahmenbedingungen zu schaffen.

Bleibt zu hoffen, dass der amtierende Nachtbürgermeister Hendrik Meier auch in dieser Angelegenheit entsprechendes diplomatisches Geschick mitbringt und eine nachhaltige für alle Seiten zufriedenstellende Lösung gefunden werden kann. Immerhin teilte uns dieser bereits offiziell mit, dass der Lieferservice des Taproom weiterhin stattfinden dürfe. Ebenso könne er den Ruf und Diskurs nach Lockerung der Corona-VO des Landes durchaus nachvollziehen. Diese würden, so Meier, auch bald kommen, weshalb sich Startup Mannheim bereits jetzt schon mit Betreibenden konkret Gedanken darüber machen, wie das aussehen kann. Zum jetzigen Zeitpunkt fordert er Gastronomen auf, weiterhin die Soforthilfen des Landes und der Stadt Mannheim zu nutzen, sich in den Gastro-Newsletter per Mail an nightmayor@startup-mannheim.de einzutragen, und kreativ zu bleiben, ohne den Mut zu verlieren. Das Team von Startup Mannheim arbeite ununterbrochen an Lösungen.

Schön wäre, wenn sich realisierbare Ansätze bald abzeichnen und Unternehmer wie Ben Vivell die Stadt eher als Partner und nicht als Kläger wahrnehmen. Fest steht, dass Gastronomen in der aktuellen Phase alles brauchen, jedoch sicher keine juristischen Auseinandersetzungen mit der Stadt, die nicht zuletzt mehr Anwaltskosten erzeugen als Einnahmen generieren. 

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