Roger Waters (live in Mannheim 2018)

Roger Waters (live in Mannheim 2018) © Rudi Brand

Roger Waters ist bekannt dafür, eine Person großer Worte zu sein. In einem Interview hat er nun vollmundig verkündet, dass er ein Friedensangebot an David Gilmour machte, das allerdings ins Leere lief. Wie glaubwürdig sind seine Aussagen?

Die jahrzehntelange Fehde zwischen Roger Waters und David Gilmour ist inzwischen älter als Pink Floyd selbst. Gilmour hat stets den Egoismus von Roger Waters kritisiert, der 1985 zum endgültigen Bruch führte. Der Bassist hingegen wurde seither nie müde zu erklären, dass die Band ohne ihn nie funktioniert hat – angesichts des bescheidenen Outputs der Band von "Lapse" bis "River" wohl keine Übertreibung.

Die Trennung sorgte für einen jahrelangen Rechtsstreit um den Namen Pink Floyd. Eine Einigung Ende der Achtziger sicherte Waters Tantiemen und volle Rechte an "The Wall" sowie "The Final Cut" zu. Nick Mason und David Gilmour gründeten schließlich die Pink Floyd 1987 ltd. Dass die Rechte am Namen nicht mehr bei ihm liegen, konnte Roger Waters nie verwinden.

Eiszeit und Tauwetter

Nach der kurzzeitigen Wiedervereinigung 2005 bei Live8 schien ein dauerhafter Frieden möglich. Als Gegenleistung, dass Roger Waters mit Gilmour bei einer Spendengala auftrat, kam der Gitarrist 2011 in London bei einer The Wall Show vorbei und spielte "Comfortably Numb". Doch in den letzten Jahren kühlte die Beziehung offenbar wieder merklich ab.

Roger Waters hat nun in einem Interview mit dem Rolling Stone erklärte, dass es vergangenen Juni zu einem Treffen aller überlebenden Mitglieder der Band kam. Worum es dabei ging, erwähnt er nicht. Jedoch sagt er, dass er einen "großen Friedensplan" unterbreitet hätte. Dieser sei jedoch ins Leere gelaufen.

Worum ging es?

Natürlich ist alles dazu spekulativ, aber worum könnte es dabei gegangen sein? Eine gemeinsame Tour? Das wäre schon deshalb eine Überraschung, weil David Gilmour keine Anstalten macht, gigantische Stadionkonzerte zu spielen, wie Roger Waters sie bevorzugt. 

Waters war in den vergangen Jahren nie verlegen darum, immer wieder in die Richtung von David Gilmour zu sticheln. Dennoch beschwert er sich im Interview, dass er seinen "Us & Them"-Kinofilm nicht auf der Pink Floyd-Internetseite promoten durfte. Damit wärmt er alte Streitigkeiten wieder auf.

Heuchler auf beiden Seiten

Alles in allem klingt das alles eher nach einem giftigen Waters, der sauer ist, dass er seinen Film nicht auf der Pink Floyd Seite bewerben darf, als nach einem wirklichen Interesse, sich mit Gilmour auszusöhnen.

Eine gemeinsame Tour erscheint in diesem Klima nahezu ausgeschlossen, zumal Gilmour immer wieder betont hat, dass Pink Floyd mit dem Tod von Richard Wright (2008) ebenfalls gestorben seien, was ihn freilich nicht darin hinderte "The Endless River" unter dem Namen Pink Floyd zu veröffentlichen.

Bei all diesem Hin- und Herr kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Waters und Gilmour einander verdient haben. Beide haben ihre schwierigen, bisweilen unerträglichen Seiten, wobei Gilmour sie besser hinter seinem Phlegma verbirgt als der hyperaktive Egomane Waters. Man sollte sich aber nicht täuschen. Es gibt nicht nur einen Schuldigen an dieser verfahrenen Situation.

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