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AC/DC live in Hockenheim 2015 © Rudi Brand

In Kürze kommen AC/DC für den zweiten Teil ihrer Tour zurück nach Europa. Aber wie haben sich die Dinge seit dem letzten Jahr geändert! Axl Rose wird den Gesang übernehmen, was bei einem Teil der Fans Freude, bei einem anderen Entsetzen auslöst. Wir schauen, was die Fans bei den Konzerten erwartet.

Am 7. Mai kehren AC/DC im Rahmen ihrer "Rock or Bust"-Welttournee zum zweiten Mal nach Europa zurück. Die 12 Termine führen die Rocker von der iberischen Halbinsel bis nach Tschechien. In Deutschland spielen sie am 26. Mai im Hamburger Volksparkstadion und am 1. Juni in der Red Bull Arena in Leipzig. Außerdem treten sie am 19. Mai im Wiener Ernst-Happel-Stadion auf.

Einige Fans geben Tickets zurück

Dass die Entscheidung der Band, Axl Rose als Leadsänger zu verpflichten, bei den bekanntlich sehr konservativen AC/DC-Fans auf ein geteiltes Echo stoßen würde, war von Beginn an klar. Berichten zufolge haben für das Konzert im belgischen Werchter 7.000 Fans ihre Tickets zurückgegeben.

Das ist fraglos ein signifikanter Teil der Besucher, aber leer wird das Gelände dort dennoch nicht sein. Ein Blick in die Saalpläne von Volksparkstadion und Red Bull Arena verrät, dass dort ebenfalls Karten zurückgegeben wurden, die Stadien nach Angaben der Veranstalter mit 45.000 Zuschauern in Hamburg und 50.000 in Leipzig aber immer noch gut gefüllt sind. Die Möglichkeit, Tickets zurückzugeben, besteht noch bis zum 5. Mai 2016.

Keine leichten Zeiten für AC/DC-Fans

Dass die AC/DC-Fans in einem Wechselbad der Gefühle befinden, ist nachvollziehbar. Ihnen wurde in den vergangenen Jahren einiges zugemutet. Erst musste Malcolm Young kranheitsbedingt aussteigen, dann wurde der zeitweilig der Anstiftung zum Mord verdächtigte Phil Rudd gefeuert – und jetzt noch der (erzwungene oder freiwillige) Ausstieg von Sänger Brian Johnson.

Die Hintergründe sind nicht klar. Fest steht lediglich, dass Johnson von seinen Ärzten absolutes Auftrittsverbot erhielt, ansonsten drohe ihm der vollständige Verlust des Gehörs. Johnson fühlte sich eher rausgeworfen als verabschiedet und hat das offensichtlich gegenüber Freunden wie dem US-Comedian Jim Breuer geäußert. Dass er sich ins Abseits gestoßen fühlt, kann man nachvollziehen, zumal das offzielle Statement von AC/DC recht unterkühlt wirkt. Andererseits ist die Band noch nie bekannt dafür gewesen, große Worte zu verlieren.

Inzwischen haben AC/DC allerdings nachgelegt und ein langes Statement von Brian Johnson veröffentlicht, in dem er seine Beweggründe des Ausstiegs noch einmal darlegt und sich bei den AC/DC-Fans und bei Angus Young und Bassist Cliff Williams bedankt. Während Liveauftritte unmöglich seien, beabsichtige er, weiterhin im Studio aufzunehmen und an der Verbesserung seines Gehörs zu arbeiten. Man kann ihm dafür nur viel Glück wünschen.

Die finanziellen Konsequenzen

Das lies aber die Frage offen, was mit den verbliebenen Terminen der Welttournee geschehen sollte. Wie auch immer die Entscheidung ausfallen sollte, es war klar, dass es um sehr viel Geld gehen werde. Das erklärt auch, warum die Tour nicht komplett abgesagt wurde, wie es viele Fans fordern.

Sicher, die meisten Mitglieder von AC/DC dürften ausgesorgt haben, aber eine Tour ist nun einmal ein riesiges finanzielles Unterfangen, an dem eine Menge kleinere und größere Unternehmen und Einzelpersonen beteiligt sind.

Weitermachen zur Schadensbegrenzung

Da die Australier in deutlich größeren Dimensionen touren als so manch andere Band, würden die Ausfallgelder für gestrichene Konzerte nicht zu verachten seien – abgesehen von den Kollateralschäden für Veranstalter & Crew, die möglicherweise in langwierigen und teuren Prozessen münden.

Die Entscheidung, die restlichen Auftritte durchzuziehen, ist daher im Sinne der Schadensbegrenzung nachvollziehbar. Wenn man es genau betrachtet, ist die gesamte "Rock or Bust" Tour eine einzige Schadensbegrenzung.

Axl Rose – Hoffnungsträger oder Fehlbesetzung?

Als AC/DC sich entschlossen, einen neuen Sänger zu verpflichten, hatten sie zwei Möglichkeiten. Entweder einen unbekannten Ersatz zu verpflichten oder einen echten Kracher, einen Promi, der vielleicht polarisiert, aber auch interessiert. So jemand wie Axl Rose.

Als Beispiel für Fans, die diese Entscheidung leidenschaftlich ablehnen, kann der Admin des größten deutschen AC/DC Fanforum dienen: "Furchtbar! Schlimmer hätte es meiner Meinung nach nicht kommen können. Und jetzt singt dieser Kotzbrocken mit meiner Lieblingsband. Das hätte ich mir noch vor 2 Monaten niemals erträumen lassen." Mit dieser Meinung steht er ganz sicher nicht alleine.

Auf der anderen Seite werden auch Stimmen laut, welche die Wahl von Axl Rose verteidigen. Kein geringerer als Alice Cooper erklärte, Axl Roses Stimme sei "wie geschaffen für die Band". Auch andere betonen seine stimmliche Nähe zu Bon Scott. Ob sich die Wahl am Ende als glücklich erweisen wird, werden die in Kürze anstehenden Konzerte zeigen. Einen ersten fragmentarischen Eindruck von Axl mit AC/DC vermittelt dieser Höreindruck:

Für Axl Rose könnte es hingegen nicht besser laufen. Eigentlich war er erledigt, bis er sich mit Slash versöhnte und eine von vielen heiß ersehnte Reunion Wirklichkeit wurde. Dann wurde er von der legendären Hardrockband gefragt, ob er aushelfen kann? Wer würde da nein sagen?

Man kann nur hoffen, dass Axl sich nicht zu viel zumutet. Erst die Europatour mit AC/DC, dann die Sommertour mit Guns N' Roses in den USA, im Anschluss die Nachholtermine der ausgefallenen US-Konzerte – und dann möglicherweise eine Guns N' Roses Welttournee? Man kann nur hoffen, dass er das durchhält.

Was können die AC/DC Fans erwarten?

Angus & Co. ist mit der Verpflichtung des Guns N' Roses Sängers einer der größten Coups der Rockgeschichte gelungen. Seine Wahl war durchaus naheliegend. Axl besitzt ausreichend Energie und Feuer, die für eine AC/DC-Show unerlässlich sind. Vielleicht nimmt die Band ja auch Songs ins Set auf, die mit Johnson seit Ewigkeiten nicht mehr gespielt wurden, wie beispielsweise Riff Raff, den Guns N' Roses gemeinsam mit Angus Young auf dem Coachella Festival spielten.

Darüber hinaus bietet die Kombination Axl Rose und AC/DC die einmalige Chance, Rocklegenden gemeinsam auf der Bühne zu erleben. Vermutlich wird es nicht viele weitere Chancen geben, die Band in dieser Besetzung live zu erleben. Wer das partout nicht möchte, kann ja bis 5. Mai die Karten zurückgeben. Ob das Experiment dann auch wirklich funktioniert, muss man abwarten. Fest steht aber schon jetzt: die Konzerte von 2016 sind ein ganz anderes Wagnis als die komplett durchchoreographierten Shows des Vorjahrs. Das alleine weckt die Neugierde.

Update, 8. Mai: Hier geht es zu ersten Eindrücken der Show in Lissabon.

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