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Gringo Mayer (live in Mannheim 2018) © Rudi Brand

Der Ludwigshafener Singer/Songwriter Gringo Mayer (ehemals Die Felsen) spricht im Interview über seinen Entschluss, im Kurpfälzer-Dialekt zu singen, die Rhein-Neckar-Region und seine musikalischen Einflüsse.

regioactive.de: Gringo, du machst ja jetzt schon seit einer ganzen Weile Musik. Erzähl doch mal etwas über deinen Werdegang und wie du dazu kamst, auf Kurpfälzisch zu singen.

Gringo Mayer: Ich bin 32 und habe schon ganz unterschiedliche Jobs gemacht, um Geld zu verdienen, von Studieren bis Bürojob und Gastro. Also der ganz normale Künstler-Lebenslauf. Zu meinen Beweggründen auf pfälzisch zu singen: Ich hab meine Heimat verlassen, um sie musikalisch zu finden. Als ich 2015 den Soundtrack für den Kinofilm "Mannheim – Neurosen zwischen Rhein und Neckar" geschrieben habe, habe ich mit "Monnemer Dreck" meinen ersten Mundart-Song geschrieben, quasi als Auftragsarbeit. Damals hab ich das als einmaliges Ding gesehen, aber irgendwie hat mich diese Dialekt-Idee nie mehr losgelassen. 2018 bin ich dann nach Freiburg gezogen, weil ich neue Herausforderungen gebraucht habe. Dort habe ich dann in einer Hütte mitten im Schwarzwald den Song "Viel zu arg" geschrieben. Von da an wusste ich: jetzt mach ich nix anderes mehr. Nach einem Jahr bin ich dann mit einigen Songs im Gepäck in meine Heimat zurückgekehrt.

regioactive.de: Hast du denn eine komplette Platte geplant?

Gringo Mayer: Ich möchte im nächsten Jahr mein Debütalbum veröffentlichen. Schwarzhumorig, im derbsten Dialekt mit zeitlosen und zeitgeistigen Geschichten.

regioactive.de: Wer sind deine Lieblingsbands oder Inspirationen?

Gringo Mayer: Eine große Inspiration für mich ist Austropop, Acts wie Voodoo Jürgens oder Nino aus Wien. Faszinierend finde ich auch die bayrische Musikszene, da dort regionale, zeitlose und zeitgenössische popkulturell-relevante Musik gemacht wird. Das will ich bei uns im Südwesten auch versuchen.

regioactive.de: Ludwigshafen oder Mannheim?

Gringo Mayer: Ich hab nicht vor, Mauern zu bauen. Find' Brücken super.

regioactive.de: Feste Band oder Studiocracks für jede Aufnahme?

Gringo Mayer: Die richtigen Leute für mich und meine Songs. Meine Songs nehme ich bisher mit Freunden in Freiburg auf und mit denen will ich dann nächstes Jahr auch auf der Bühne stehen.

regioactive.de: Was ist dein Bezug zu Joy Flemming, die ja auch einen Song namens "Monnemer Dreck" geschrieben hat?

Gringo Mayer: Joy Fleming ist groß- und einzigartig. Jetzt kommen Songs von mir dazu. Mein "Monnemer Dreck" hatte ich bereits geschrieben, als ich erfahren habe, dass es bereits einen gleichnamigen Song von ihr gibt. Ich kannte bis dato nur ihren "Neckarbrigge Blues".

regioactive.de: Was hat die Region, was der Rest von Deutschland nicht hat?

Gringo Mayer: Weinfeste und Volksfeste en masse, ausgelassene Leute und den derbsten Dialekt: Ein wunderbarer Sound, den die deutschsprachige Popmusik dringend nötig hat.

regioactive.de: Bist du ein Plattenlädengänger oder bevorzugst du Spotify?

Gringo Mayer: Vinyl ist schon etwas sehr Besonderes, im Alltag ist ein Streaming-Dienst wie Spotify aber natürlich schon sehr praktisch. Leider beuten sie die Künstler aus. Die Plattform verdient, wir nicht. Aber die Zeiten sind ohnehin nicht künstlerfreundlich. Deshalb ist es wichtiger denn je, dass es Künstler gibt, die wirklich ihr eigenes Ding machen.

regioactive.de: Deine Band Die Felsen hat zum Teil die Emotionen und Attitude gehabt, mit der Annen May Kantereit ziemlich durchstarten. Denkst du, ihr hättet größeren, nationalen Ruhm verdient gehabt?

Gringo Mayer:  Ach, ich denke, es hängt auch immer davon ab, ob man zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle ist. Das waren wir regional gesehen vielleicht, aber national gesehen hatten wir diesen Erfolg eben nicht.

regioactive.de: Vielen Dank für das Gespräch, Gringo!

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