TV on the Radio (Live Music Hall, Köln, 2009)
Foto : Marc Pfitzenreuter

TV on the Radio (Live Music Hall, Köln, 2009) Foto : Marc Pfitzenreuter © regioactive.de

Everbodys Darling TV On The Radio holten in Köln ihr wegen Krankheit von Tunde Adebimpe abgesagtes Konzert nach. Wurde es ein Rhythmusspektakel erstklassiger Musiker oder doch nur eine ernüchternde Show für kühle, hüftsteife Musikkritiker?

{image}Es gibt Bands, die schon auf Platte exzellent sind, aber erst auf der Bühne die wahre Magie verströmen. TV On The Radio gehören dazu. Was die Jungs auf ihrem nachgeholten Konzert in Köln darboten, sucht Seinesgleichen. Nicht umsonst sind sie in der Welt der Musiker Everbodys Darling. Sie zeigen nicht nur, wie viel Spaß sie an der Musik haben, sie bieten auch eine einzigartige Qualität, bei dem was sie machen. Während viele Rockbands auf der Bühne mit dem Gesang ein wenig auf Kriegsfuß stehen und Schwächen aufzeigen, kommt Tunde Adebimpes Können und Repertoire erst hier richtig zur Geltung. Selten sieht man, wie sich beim Publikum, beim Einsetzen des Gesangs, durchgehend die Mundwinkel nach oben bewegen und wie sich die pure Faszination der Darbietung an den Gesichtern ablesen lässt. Soviel Soul wie bei TV On The Radio erlebt man in dieser Musikrichtung nur selten.

{image}Bei Bands wie TV On The Radio ist es immer besser vorsichtig zu sein, viel zu oft klingen Kritikerlieblinge interessant und komplex, aber letzendlich doch langweilig und nur technisch beeindruckend. TV On The Radio könnten dafür wie gemacht sein. Es lassen sich die Vergleiche zu anderen anspruchsvollen bedeutenden Musikern ziehen. Musikphilosophisch experimentelle Theorien zu Sound und Wurzeln der Band lassen sich konstruieren, aber man sollte solch wunderbaren Bands nicht stets als Anlass nehmen, sich mit bloßem Wissen über Musikgeschichte und Unwissen über die Bedeutung von Fremdwörtern zu profilieren. Bands wie TV On The Radio spielen bei den wichtigsten Bestandteilen der Musik auf höchstem Niveau, Rhythmus, Melodie und Gefühl.

Ob das nun neu, experimentell, im Sound von Sly & The Family Stone, George Clinton oder gar Public Image Ltd. verwurzelt ist, ist nebensächlich und lediglich für abendfüllende Diskussionenen gut. Wen interessiert schon nach wem oder was jemand klingt, wenn er denn gut klingt. Hier klingt es gut und zwar verdammt gut, womit das wichtigste geklärt wäre. Die Musik der Jungs ist wie eine Droge und das ist wohl die naheliegendste  Erklärung für ihren Erfolg. Getrieben durch die Energie, die von der Bühne verströmt wird, fühlt man sich gut, will sich bewegen und vergisst alles um sich herum. Tunde Adebimpe verkörpert dabei an diesem Abend alles wofür er, seine Bandkollegen und ihre Musik stehen. Er schwingt aufgedreht die Hüften, lässt seinen ganzen Körper an der Musik teilhaben und es scheint als sei er selbst ein Instrument, das wie ein Resonanzkörper die Schwingungen und die Energie aufnimmt, um sie über sich selbst ins Publikum zu tragen.

{image}Die Schwere der Luft, die drückende Hitze und all der Rauch stört hierbei niemanden, bewegt man sich fasziniert und wie in Trance zu dem, was dort oben gezaubert wird. Wir bizarr ein dicker David Andrew Sitek mit dem großen Rauschebart in seinem zu engen roten Shirt mit den riesigen Schweißflecken wirkt, ist nebensächlich und verwundert nur leicht, wenn man ihn singen hört, mag diese Stimme irgendwie gar nicht zu ihm passen, im Endeffekt wäre alles andere unpassend.

Als man schließlich irgendwann aus diesem Rausch entlassen wird kommt zwar kein Kater, sondern nur die Sorge auf, auf solch ein Konzert längere Zeit warten zu müssen. Aber bis dahin gibt es ja noch die Platten der Jungs.

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