MissinCat

MissinCat

Wo andere Singer/Songwriter rebellieren und voller Pathos leiden, säuselt MissinCat mit Augenzwinkern die Kampfparolen der Ellbogen-Gesellschaft weg. Hinter dem Pseudonym steht die Wahlberlinerin Caterina Barbieri, die mit ihrem Debüt "Back On My Feet" ein feines Folk-Pop-Album ablieferte (Februar 2009). Im vergangenen Jahr begleitete sie Amy Winehouse als Support auf deren Deutschland-Tour, nun zieht solo durch Deutschland - allerhöchste Zeit also, mehr über die sympathische Musikerin zu erfahren!

{image}Bevor du begonnen hast, als Solokünstlerin zu arbeiten, hast du mehrere Jahre in der italienischen Rock-Pop-Band Vertigini gespielt. Inwiefern hat das dich und deine Musik geprägt?

Ich habe mit Vertigini fast sieben Jahre lang zusammengearbeitet. Alles, was ich mit ihnen gemacht habe, hatte einen starken Einfluss darauf, was ich jetzt bin und tue. In der Band fungierte ich als Songwriterin und entwickelte dabei meine eigene Art und Weise, Musik zu komponieren. Mit Vertigini habe ich meine Musiker-Persönlichkeit entwickelt. Ich schulde der Band eine Menge!

Was war der Auslöser für deine Entscheidung, eine Solokarriere zu starten?

Ich musste einfach meinen eigenen Weg gehen. Ich bin sehr unabhängig und hatte nach einer Weile das Gefühl, dass die Gruppe meine Ausdruckskraft einschränkte... Was ich jetzt tue ist völlig anders als alles zuvor, denn es gibt keine Kompromisse mit drei weiteren Menschen – doch ich bin nach wie vor dieselbe Person und meine Musik stellt jetzt zu 100% mich dar. Das ist ein gutes Gefühl. Ich kann tagelang ungestört an einer einzelnen Nummer arbeiten, bis ich alles so habe, wie ich es will.

Du bist Italienerin und wohnst mittlerweile in Berlin. Wieso hst du dich für diese Stadt bzw. Deutschland im Allgemeinen entschieden? Besteht ein direkter Bezug?

Ich habe mich vor einigen Jahren in die Stadt Berlin verliebt, also entschied ich, herzukommen und eine Weile zu bleiben. Nun sind daraus beinahe zwei Jahre geworden und ich liebe Berlin immer noch sehr! Hier ist immer so viel los... und es ist so charmant, besonders im Sommer ist Berlin einfach großartig!

Du sagst selbst, dass du im Schreiben und Performen deiner Lieder sehr ehrlich bist. Basieren die Songs ausschließlich auf persönlichen Erfahrungen?

Ja, es ist alles aus dem wahren Leben. Ich schreibe über Dinge, die mich berühren. Wenn mir etwas durch den Kopf geht und ich die Gitarre in die Hände nehme, werden meine Gedanken zu einem Song.

{image}Wie läuft der Schreibprozess deiner Lieder für gewöhnlich ab? Schreibst du eher spontan, wenn du etwas Bestimmtes erlebt hast, oder musst du in einer speziellen Stimmung sein, um schreiben zu können?

Das ist unterschiedlich. Tatsächlich gibt es Zeiten, in denen ich mein ganzes Leben in Worte und Musik fasse. Dann bin ich sehr produktiv. Grundsätzlich ist es so, dass ich mehr schreibe, wenn mein Leben durcheinander ist. Wenn alles ruhig und friedlich ist schreibe ich nicht viel, aber das sind gleichzeitig gute Momente, um an den Arrangements zu feilen.

Dein großer Soloerfolg kam durch den Gewinn eines Festivalauftritts, wobei du dem zunächst skeptisch gegenüber standest. Was hältst du heute von solchen Wettbewerben? Ist es deiner Ansicht nach eine gute Sache, auf diese Art Nachwuchsförderung zu betreiben oder hast du andere Vorstellungen davon?

Ich würde sagen, dass der Gewinn dieses Contests sehr wichtig für mich war, da ich dadurch das Gefühl hatte, in die richtige Richtung zu gehen. Ich hatte Vertigini gerade verlassen und das Soloprojekt war brandneu – es war also ein toller Ansporn! Außerdem sponsorten die Veranstalter die Aufnahme meiner CD. Dennoch bin ich nicht sicher, ob ich solche Wettbewerbe besonders gut finde. Vielleicht sollte ich das nicht sagen, denn schließlich verdanke ich meinem Contest-Gewinn und den Veranstaltern sehr viel, doch ich bin nunmal überhaupt nicht wetteifernd – das ist einfach nicht so mein Ding. Aber versteht mich bitte nicht falsch – sowas kann durchaus eine gute Chance darstellen, um auf sich aufmerksam zu machen und vor einem riesigen Publikum zu spielen... Das ist eine Erfahrung, die es wert ist, gemacht zu werden, aber gleichzeitig auch schwierig und hart.

Du hast als Supportact auf der 2008er Tour von Amy Winehouse gespielt. Wie kam es dazu?

Creative Talent, eine große Booking-Agentur in Berlin, fand mich auf Myspace. Sie boten mir die Zusammenarbeit an, organisierten dann die Tour für Amy in Deutschland und baten mich, ihre Auftritte zu eröffnen. Das war fantastisch!

Welche Erfahrungen hast du dabei gemacht?

Eine sehr wichtige Erfahrung für mich war, mit einem Publikum umzugehen, das gar nicht meinetwegen gekommen war.

{image}Auf dieser Tour bist du nur mit Gitarre aufgetreten, ohne Band oder anderen Support. Auf deiner eigenen Tour hast du einen Cellisten mit auf der Bühne. Was gefällt dir besser? Womit fühlst du dich wohler? Gibt es eindeutige Pro- und Contra-Argumente?

Meistens spiele ich mit Marius, meinem Cellisten, der außerdem manchmal zu Gitarre und Glockenspiel greift. Wir stehen in einer engen Verbindung zueinander - wir spielen einfach unsere Show und alles dabei funktioniert fast mit einem blinden Verständnis. In letzter Zeit spielen wir ab und an außerdem mit einem Drummer, der auch ein sehr guter Musiker ist und mit dem es ebenfalls sehr viel Spaß macht. Ich spiele nur noch selten alleine, aber wenn es dazu kommt, genieße ich es nach wie vor! Ich mag es, da ich mich so verletzlicher fühle... das ist ein schönes Gefühl, insbesondere an kleinen Veranstaltungsorten.

Könntest du dir nach den vergangenen Jahren als Solokünstlerin vorstellen, noch einmal Teil einer Band zu sein?

Ja, wieso nicht. Vielleicht mit einem Side-Project.

Was sind deine weiteren Pläne nach dem Ende der Tour? Ist schon ein neues Album in Planung?

Oh ja, tatsächlich schreibe ich haufenweise Songs und fange nun an, sie zu arrangieren. Ich freue mich darauf, an neuem Material zu arbeiten!

Hast du einen ganz besonderen "großen Traum", dessen Verwirklichung du anstrebst?

Ich würde sehr gerne ein Duett mit Lou Reed singen oder einen Song für ihn schreiben. Er ist ein fantastischer Songwriter. Stell dir vor er würde einen meiner Songs singen!

Wir wünschen dir weiterhin viel Erfolg! Danke für das Interview.