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Tokio Hotel sind ein (Prä)Teenie-Phänomen und werden dementsprechend geliebt und gehasst. Klar, dass das ab einem gewissen Drehmoment nicht mehr allzu viel mit Musik zu tun hat. Die gibt’s trotzdem in Form von 12 Songs auf einer neuen CD.

Und wenn man das Drumherum streicht und sich dieser widmet, hört man ordentliches Songwriting, das sich aus den alternativeren Rockecken seit Grunge bedient und mit einem hübschen Popmäntelchen überzogen ist. Tokio Hotel sind auf Masse ausgelegt und dementsprechend ist der auf Rock getrimmte Sound niemals so scharf, dass er irgendjemand vergrätzt, aber noch schwungvoll genug um dem Alter der Zielgruppe gerecht zu werden. Da hört man von doppelt bis vierfach so alten Menschen schlimmere Klischees, die in klebrigere rosa Watte verpackt werden und über die trotzdem behauptet wird, sie würden „rocken“.

{image}Bills Gesang ist natürlich Geschmackssache, hat aber auf alle Fälle Wiedererkennungswert, ob nun spritzig-rockig gehalten oder pathetisch. Es ließe sich natürlich einwenden, dass der Gesang in Zusammenschau mit den Texten nicht unbedingt den Eindruck erweckt, das Gesungene sei wirklich erlebt worden. Liebesnot und Teenagerdepression, Drogensucht und Groupie-Erlebnisse (Reden) geben sich die Hoteltürklinken in die Hand oder sind zumindest die nahe liegendste Interpretation. Nur: Diesen Eindruck haben „erwachsene“ Menschen eigentlich immer, wenn Teenager ihre Gefühlswelt artikulieren – Tokio Hotel sind in der Hinsicht kein bisschen anders als ihre Artgenossen und wer immer für die Texte zuständig ist, weiß noch um was es geht und wie man das in eine anständige Form bringt.

{image}Es ist sicher kein staunenswertes Fazit, dass die musikalischen Ergüsse allein weder das Ausmaß an Gekreische, das um die Band herrscht, noch Rauchbomben in ihre Richtung rechtfertigen. Das war in der Popkultur allerdings eh selten der Fall, allen „ehrlichen Handwerkern“ zum Trotz. Tokio Hotel sind seitens der Plattenindustrie die Entdeckung der Alterstufe, die in der Regel noch nicht in der Lage ist Musik illegal zu downloaden oder zu brennen. Außerdem schwingt sich die Band zu einem Popexport im Ausland auf, wie Konzerte in Moskau und Chartplatzierungen in Frankreich zeigen. Unterm Strich ist die Tatsache, dass ein paar Tausend Kids ihre ersten Fan-Erfahrungen mittels einer Stromgitarre spielenden Band mit lustigen Frisuren und angepunktem Outfit machen, schlicht erfreulich.

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