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Das große Finale bei Night Of The Proms (live in Mannheim 2019) © Torsten Reitz

Für eine so erfolgreiche Konzertreihe wie die Night of the Proms ist es schwer, jedes Jahr auf höchstem Niveau zu glänzen. Die Show 2019 kämpft leider mit einigen Schwächen, bietet aber dennoch einige sehr schöne Momente.

Die 7.500 Zuschauer in der SAP Arena Mannheim erleben bei der Night Of the Proms 2019 eine Deutschlandpremiere, die nicht immer an die begeisternden Shows der letzten Jahre anknüpfen kann.

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Nach der Megashow 2017 und einem sehr guten Auftritt 2018 erleben die Zuschauer diesmal einen Konzertabend, der teils skurril ist, manche Längen hat und nur in wenigen Momenten wirklich vollauf begeistert.

Der Klassikteil

Als flammendes Intro erklingt die Ouvertüre des Antwerp Philharmonic Orchestra und ein dramatisch packender Sound liegt in der Luft. Dem Drama entgegen stemmt sich Opernsängerin Natalie Choquette. Sie ist da, trotz eines gebrochenen Fußes.

Choquette sitzt auf einem Bürostuhl, eingezwängt in ein übergroßes Barbierkostüm, während unten der Gehgips mit Leuchtdioden funkelt. Mit großer Stimme singt sie den "Figaro" und das "Funiculli, Funiculla". 

Effektvoll

Auch wenn die optische Inszenierung mehrfach in überdrehten Kitsch abdriftet – Natalie Choquette weiß genau, wie sie ein Publikum unterhält. Höhepunkt ihrer Show ist der Gang ins italienische Restaurant, als sie am Tisch die Arie "Nessun Dorma" singt.

Denn sie kann das Lied auch gurgeln, besonders gut mit dem servierten Rotwein. Am Ende singt sie auch noch mit vollem Mund getreu ihres Mottos: "No mangare, no cantare". Ein echtes Highlight, das mit Standing Ovations gefeiert wird.

Gut und weniger gut

Die deutsche Sängerin Leslie Clio kommt hingegen beim Mannheimer Publikum nur mäßig an Sie gibt alles, versucht die Zuschauer mit ihrem gut gelaunten Pop anzuheizen, der bisweilen in den Swing-Dance abgleitet. Aber weder das rhythmische "Be With You" noch die große Show in Rot mit Kostüm, Hut und Federboa bei "Couldn't Care Less" können das Publikum in der Breite wirklich abholen.

Deutlich mehr Applaus erhält die Formation rund um Al McKay's Earth, Wnd & Fire Experience. Am von Moderator Markus Othmer anmoderierten Black Friday schalten die Zuschauer nun in den Party-Modus und feiern den groovenden Sound von Hits wie "Let's Groove Tonight" und natürlich "Boogie Wonderland". Die vier älteren Herren auf der Bühne machen ordentlich Stimmung und das Publikum nimmt es dankbar an. Eine gute, aber keine überragende Darbietung.

Ein echtes Highlight

Sowohl im ersten wie im zweiten Teil der Show sind die großen Energizer des Abends The Hooters. Eric Bazilian und Rob Hyman starten die Show mit "All You Zombies", genau wie 1985 in Philadelphia. Dort waren sie der erste Act beim Live Aid, dem legendären Doppelkonzert in London und Philadelphia zu Gunsten der Afrikahilfe.

Gestützt vom Orchester entwickelt sich ein bombastischer Rocksound, der wieder einmal zeigt, welche Wucht sich aus der Kombination der Künstler mit dem Antwerp Philharmonic Orchestra und den Musikern vom NOTP Backbone entfaltet.

Besondere Momente

So entstehen die besonderen Momente der Night Of The Proms. Ebenso, wenn Eric Bazilian bei "One Of Us" plötzlich anfängt mit einem deutschen Text mitten im Song. Für einen kurzen Moment wird es sogar fast magisch, als die Flöte das Intro von "Johnny B." ertönen lässt.

Das Publikum klatscht die berühmte Melodie, während Eric Bazilian noch mit Mundharmonika und einem heulenden Gitarrensolo glänzt. The Hooters begeistern auch im zweiten Teil mit dem kernig handgemachten Rock von "500 Miles", der das Publikum zu ekstatischen Standing Ovations treibt.

Rock-Geschichte

Das große Finale bestreiten zwei Legenden des Rock. Als die Melodie von "Sirius" erklingt, stehen die Zuschauer in der Halle auf und feiern Alan Parsons. Sie klatschen, tanzen und bewegen sich auf die Melodie, die vom Orchester den entsprechend großen Rahmen bekommt.

Leider fällt die Stimmung bei "One Note Symphony" und noch überraschender bei "Don't Answer Me" wieder deutlich ab, obwohl P.J. Olsson als Sänger von Alan Parsons Band wirklich alles gibt – sehr ungewöhnlich. Erst mit dem elektrisierenden "Games People Play" stehen die Zuschauer wieder auf und lassen sich von der rockigen Energie begeistern. 

Die große Legende der Night Of The Proms, Mr. Music John Miles, darf den Abend beenden. Seine Interpretationen von "Human", dem großen Hit von Rag 'N' Bone Man und auch "Bohemian Rhapsody", der für ein echtes Queen-Gefühl sorgt, sind ein Riesenschauspiel.

Aber kein Song bündelt die Emotionen so wie "Music", die Hymne der Night Of The Proms. Mit allen Künstlern gibt es das große Finale "All You Need Is Love". 

Große Schatten

Am Ende steht ein Abend, der auch diesmal einige Glanzmomente bot, aber häufig unter einem manchmal unerklärlichen Stimmungsabfall litt. Die sonst oft herausragenden Duette, die man nur bei der Night of the Proms hört, entfalten diesmal nicht den großen Glanz. Die Interpretationen von Welthits wie "Don't Give Up" (John Miles & Natalie Choquette) und "Time After Time" (The Hooters & Leslie Clio) gelingen ordentlich, aber eben nicht außergewöhnlich.

Dabei versucht die Night Of The Proms immer wieder, innovativ neue Akzente zu setzen. So haben sie 2019 erstmals in Deutschland das Dance-Projekt "Let's Go Urban" aus Belgien mit dabei. Die athletischen Tänzer sorgen für spektakuläre Action wie bei "Bach Meets Timberlake".

Außerdem machen die Macher sich jetzt schon Gedanken um die Show 2022, wenn parallel zu den normalen Terminen Ende November und im Dezember die Fußball-WM in Katar laufen wird. Eine entsprechende Abstimmung über eine mögliche Vorverlegung der Tour mit Start im Oktober ist auf der NOTP-Homepage eingerichtet.

Setlist

Ouvertüre NOTP 2019 / (Figaro - Funiculli, Funiculla) / My Heart Ain't Broken / Be With You / Couldn't Care Less / Nessun Dorma / All You Zombies / One Of Us / Johnny B. / Bolero / Schwanensee / Someone You Loved / Kalinka / Ave Maria / Let's Groove Tonight / September / Boogie Wonderland

Bach Meets Timberlake / Don't Give Up / 500 Miles / Time After Time / Carmina Burana - O Fortuna / (Sirius / Eye In The Sky) / One Note Symphony / Don't Answer Me / Games People Play / Human / Bohemian Rhapsody / Music / All You Need Is Love